Lang lebe Ned Devine: Der irische Staat hat in den vergangenen zwei Jahren 18,4 Millionen Euro Renten an fast 10.000 Tote bezahlt. Darauf kam jetzt das Sozialministerium, nachdem einige Beamte eine glorreiche Idee in die Tat umsetzten: Sie stellten eine Verbindung zwischen dem Sterberegister und der Renten-Datenbank her (sic!). Das Ergebnis ist so niederschmetternd wie belustigend: Zahlreiche Verwandte verstorbener Pensionäre lebten offensichtlich gut von der Altersversorung ihrer verblichenen Verwandten und ließen sich so über den ärgsten Abschiedsschmerz hinweghelfen.

In einem Fall hat der Staat 20 Jahre lang Rente an einen Toten ausgezahlt, in einem anderen an die Familie eines Verblichenen 30.000 Euro alleine in den vergangenen zwei Jahren. Die Angehörigen von 9.840 toten Rentnern besserten sich so gezielt oder aus Schludrigkeit oder billigend in kauf nehmend die Familienkasse auf.

Der Fall, der in Irland eigentlich niemand so richtig aufregt, erinnert an den herrlichen Film “Lang lebe Ned Devine” (Waking Ned Devine) aus dem Jahr 1998. Der alte Ned gewinnt den Jackpot im irischen Lotto und stirbt nach der Ziehung der Zahlen vor Aufregung mit dem Tippschein in der Hand vor dem Fernseher. Das Dorf nimmt sich des Falles und des Gewinns an und täuscht die Lotto-Gesellschaft nach allen Regeln der Kunst, es entwickelt sich eine herrliche irische Geschichte der Irrungen und Wirrungen.

Ist das nun typisch irisch, dass 10.000 Tote Rente erhalten?  Sind Iren schlitzohriger, gerissener, bauernschlauer als Deutsche, Schweizer, Amerikaner? Das Image vom schlitzorigen Paddy ist zwar nett und wird gerne gepflegt, es ist aber zumindest zu vermuten, dass vor allem Gelegenheit Schlitzohren macht. Welche moderne Staatsverwaltung leistet es sich heute noch, so wenig über ihre Bürger zu wissen wie die irische? Das ist sympathisch, das muss man eigentlich mögen. Muss es also wirklich geändert werden? Nun, immerhin ist die staatliche Nachlässigkeit so etwas wie systematische Beihilfe zum Betrug und lässt die Ehrlichen mal wieder als die Dummen zurück. Ein Dilemma also.

Foto: “Lange lebe Ned Devine”. Den Film gibt es hier.