Irland RinderDie Farmer Irlands sind sich in ihrer Verzweiflung einig: Eine Futterkrise wie in diesem Frühjahr haben sie bislang noch nicht erleben müssen. Der kälteste März seit einem halben und der kälteste April seit einem Vierteljahrhundert sorgten dafür, dass der Pflanzenwuchs völlig ausblieb. Kühe und Schafe auf der Insel litten deshalb in den vergangenen Wochen massenhaft Hunger. Verzweifelte Bauern hatten die letzten Heu- und Silage-Vorräte für ihr Vieh aufgebraucht und suchten ratlos nach Heu und Futtermitteln. Besonders der Norden der Insel, wo es auch noch kräftig schneite, war stark betroffen.

Eigentlich war es ein milder Winter, den Irland erlebte. Doch als der Frühling einsetzen sollte, kam die große Kältewelle und hielt die Rückkehr der Vegetation auf: Noch immer zeigen sich die Wiesen und Felder in den Farben des Winters, das Gras wächst nicht, bleibt aus. Bauer Denis Harrington in West Cork sagt, dass der Graswuchs um sechs Wochen verspätet ist. Erst Anfang Mai, und nicht wie üblicherweise um den Patricks Day, begann das sättigende Grün zu sprießen. Erfrorene und verhungerte Lämmer, tote Rinder, hungrige, ausgemergelte Kühe, Schafe und Pferde sind der Preis des verrückt spielenden Klimas. Zahlreiche Bauern, die finanziell ohnedies am Ende sind, steckten ihr letztes Geld in den Kauf von Futtermitteln.

Die irische Regierung sah dem Notstand wochenlang zu. Erst spät sicherte sie den Farmen Unterstützung zu und organisierte zusammen mit dem Bauernverbänden und Kooperativen Hilfe bei der Suche und dem Import von Futter aus dem Ausland. In den vergangenen Tagen wurden große Mengen Heu aus Großbritannien eingeführt und Industriefutter verbilligt an die Farmer abgegeben. Die Telefon-Hotline für Farmer in Not meldet inzwischen, dass die schlimmste Futterkrise seit Menschengedenken bald überstanden sein könnte. Die überlebenswichtige Futterhilfe ist auf den Farmen angekommen und wirkt allmählich, die Temperaturen steigen und das Gras wächst nun auch.

Kühe in Irland

Die Fotos von den relativ gut genährten Rindern entstanden in Kinneigh, Co. Cork (© 2013 Markus Bäuchle / Wanderlust)