Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.

 

 

 

Politisches Ostern: Irland gedenkt des Aufstands von 1916

Mit einem feierlichen Akt mit Kranzniederlegung vor dem General Post Office in Dublin wurde am vergangenen Sonntag des Osteraufstands von 1916 gedacht. Im Hauptpostamt auf der O’Connell Street hatten damals irische Freiheitskämpfer im Kampf gegen die englischen Besatzer ihr Hauptquartier bezogen, vor dem Gebäude hatte ihr Anführer Patrick Pearse die unabhängige Irische Republik proklamiert. Der Aufstand selbst scheiterte, doch hatte er die Lunte für den später folgenden Unabhängigkeitskrieg gelegt. Den Staatsakt anlässlich des 95. Jahrestages dieses historischen Ereignisses begingen Staatspräsidentin Mary McAleese und Premierminister Enda Kenny. Es war eine kleine, würdevolle Zeremonie ohne jegliche politische Reden.

Etwas schärfer wurde der Ton, als nur wenige Stunden später die radikal-nationalistische Sinn Féin auf ihre Art des Osteraufstands gedachte. Eine kleine Prozession mit Fahnenträgern und Marschmusik zog über die O’Connell Street und versammelte sich vor dem Hauptpostamt. Reden wurden gehalten, in denen daran erinnert wurde, dass die gefallenen Kämpfer von 1916 für die Freiheit Irlands eintraten, die bis heute nicht erreicht ist. Noch immer befinden sechs Grafschaften unter britischer Kontrolle. Deutlich waren deshalb auch die Botschaften, die anlässlich des bevorstehenden Besuchs der englischen Königin auf Transparenten (Foto) verkündet wurden.

 

Noch schärfer wurde der Ton am Ostermontag im nordirischen Derry. Bei einem Aufmarsch von Anhängern der sogenannten “Real IRA” erklärte ein vermummter Sprecher in paramilitärischer Aufmachung den Mord an einem Polizisten der nordirischen Polizei PSNI Anfang April (wir hatten berichtet) für legitim. Auch würde sich die “Real IRA” an der weiteren Jagd auf Polizisten der PSNI beteiligen. Die englische Königin bezeichnete der Sprecher als “Kriegsverbrecherin” und ihren für Ende Mai geplanten Besuch als “Affront”. Die Queen sei “not wanted on Irish soil”, auf irischem Boden unerwünscht, so seine dubiose Botschaft. (Quelle: Irish Times)

 

Stellenabbau auf breiter Front

In den ersten drei Monaten des Jahres fiel die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst um 3.000 und steht nun bei 303.000. Diese Zahlen entstammen einem Bericht der irischen Regierung an den Internationalen Währungsfonts. Der Abbau von Stellen im Öffentlichen Dienst war eine der Bedingungen für die Gewährung der Finanzhilfe. Bis zum Ende des Jahres soll die Zahl weiter auf 301.000 Beamte reduziert werden. (Quelle: breakingnews.ie)

Stellenabbau auch bei An Post, der irischen Post: Bis Ende 2015 sollen 1.600 von derzeit insgesamt etwa 9.500 Stellen wegfallen. Hintergrund sind ein allgemeiner Rückgang des traditionellen Postgeschäfts sowie zunehmende Konkurrenz. (Quelle: breakingnews.ie)

 

Deutlicher Anstieg bei Straftaten verzeichnet

Leben in Irland wird gefährlicher. Eine vom Zentralamt für Statistik (CSO) veröffentlichte Auswertung über Verbrechenszahlen zeigt in fast allen Kategorien einen deutlichen Anstieg. Im Vergleich der ersten Quartale aus 2010 und 2011 stieg die Zahl der Einbrüche um 8,5 Prozent, die Zahl der Diebstähle um 5,3 Prozent und die Zahl der Betrugsfälle um 4,2 Prozent. Ein Anstieg von gar 20 Prozent ergab sich für die Kategorie Raub, Erpressung und Entführung. Eine hierbei besonders beliebte Masche in jüngster Zeit ist das sogenannte “Tiger Kidnapping”. Dabei werden Angehörige des Opfers als Geisel gehalten, während das Opfer in Begleitung eines der Täter Lösegeld beschafft. Opfer sind meist Bankdirektoren oder reiche Industrielle. (Quelle: CSO)

 

Irland rechnet mit Abwanderung von Osteuropäern

Heute am 1. Mai fallen in der EU die Arbeits-Restriktionen für Polen, Tschechen, Ungarn, Letten, Litauer, Esten, Slowenen und Slowaken. In Deutschland diskutiert man bereits heftig über den befürchteten Ansturm und die möglichen Folgen für den Arbeitsmarkt. In Irland hingegen hofft man, dass der Wegfall der Arbeits-Beschränkungen für die osteuropäischen Länder eine Entlastung für Irlands Arbeitsmarkt bringt. Man erwartet, dass viele Osteuropäer der maroden irischen Wirtschaft den Rücken kehren und in Länder wechseln, in denen die Aussichten viel versprechender sind, wie zum Beispiel in Deutschland. Steht Irland erneut vor einem großen gesellschaftlichen Umschwung? (Quelle: breakingnews.ie)

 

RTÉjr startet Zeichentrickserie “Punky”

Nächste Woche, genauer am 3. Mai, startet RTÉjr, der Kinderkanal von RTÉ, die neue Zeichentrickserie “Punky”. Die Serie erzählt von Punky, einem kleinen fröhlichen Mädchen, das Musik liebt, Tanzen und Umarmungen. Sie spielt gerne mit ihrem großen Bruder und liebt es, mit ihrem Hund herumzutollen. Das Besondere an der Serie: Punky hat das sog. Down-Syndrom. “Punky” ist weltweit die erste Zeichentrickserie, die sich des Themas Down-Syndrom annimmt. Geschaffen wurde die Serie von Lindsay J. Sedgwick in Zusammenarbeit mit der Organisation “Down Syndrome Ireland”. Nach Schätzungen haben etwa 5.000 Menschen in Irland dieses Syndrom, das die häufigste Ursache für eine Lernbehinderung ist. Auch die Sprecherin von Punky, die 29-jährige Aimee Richardson, hat selbst das Down-Syndrom. Die Serie soll zunächst täglich für vier Wochen laufen. Wünschen wir ihr viel Erfolg. (Quelle: RTE, , Down Syndrome Ireland)

 

Royal Wedding begeistert auch in Irland

Der Höhepunkt der Woche in Sachen Klatsch und Tratsch fand nicht in Irland, sondern auf der Nachbarinsel Großbritannien statt. Doch die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton fand auch in Irland ein begeistertes Publikum. Einige hatten sich den Tag extra frei genommen, um die Hochzeit am heimischen Fernseher zu verfolgen, manche sogar, um extra nach London zu fahren. Die anderen konnten dank Internet das Spektakel auch während der Arbeitszeit bequem auf dem PC verfolgen. Und das Zuschauen lohnte sich. Wie ein Arbeitskollege treffend anmerkte: “Die Hochzeit sorgte überall für lachende Gesichter. Sei es, dass man sich mit William und Kate freute, oder weil man das Ganze einfach nur lächerlich fand.”

Aus irischer Sicht erwähnenswert ist noch, dass Prinz William jetzt nicht nur Duke von Cambridge ist, sondern auch Baron von Carrickfergus (Nordirland), und er in der roten Uniform der Irish Guards heiratete, einschließlich Kleeblatt-Verzierungen am Kragen. Im Kleid von Kate fand sich irische Spitze aus der Grafschaft Monaghan, und beim Blumenschmuck in der Westminster Abbey hatte man auf den Belfaster Blumendesigner Shane Connolly vertraut. So viel Irisches bei der königlichen Hochzeit in England. Da sollte es doch nicht schwer fallen, der alten Dame Queen Elizabeth bei ihrem Besuch in Irland ein herzliches Willkommen zu bereiten.

Der Autor: Dirk Huck. Mehr von Dirk zu lesen gibt es auf seinem eigenen Blog

 

 

 

 

 

Einen schönen 1. Mai aus Dublin!