Mit guter Schulbildung und einem Universitätsabschluss sind die Aussichten in Irland viel versprechend. Ohne sind sie schlechter als irgendwo sonst in der entwickelten Welt . . .

Mit guter Schulbildung und einem Universitätsabschluss sind die Aussichten in Irland viel versprechend. Ohne sind sie schlechter als irgendwo sonst in der entwickelten Welt . . .

Irland wird gerne als Hort der Harmonie, der Geborgenheit und der Sicherheit beschrieben, dessen Menschen als warm, umgänglich und sozial sind. Die Realität ist eine andere: Irland ist das Land in der “entwickelten” Welt mit der größten sozialen Ungleichheit. Die Einkommensunterschiede zwischen Schlecht- und Gutverdienern sind in Irland die höchsten in allen OECD-Ländern. Wer sich nicht früh richtig positioniert, gehört unwiderruflich zu den Verlieren.

Wer die USA für ein sozial kaltes, rohes und die hohe Ungleichheit akzeptierendes Land hält, liegt richtig. In Irland allerdings ist die Lage noch wesentlich drastischer. Der Kolumnist Fintan O’Toole rechnete dieser Tage in der Irish Times vor, warum das so ist und woher die krasse Ungleichheit kommt. Die Ursache liegt in der diskriminierenden Wirkung von Bildung: Wer in Irland über den Hauptschulabschluss nicht hinaus kommt, gehört früh zu den großen Verlierern im Verteilungskampf um Geld und Wohlstand. Mehr als in jedem anderen Land mit entwickelter Wirtschaft sichern sich gut ausgebildete Menschen in Irland hohe Einkommen und Lebensqualität.

Die soziale Kälte wird auf der Insel übrigens dadurch gemildert, dass jeder zweite Mensch Sozialleistungen vom Staat erhält, um nicht unter die Armutsgrenze zu sinken. Und auch mit der eigenen Jugend meinen es die Iren nicht sonderlich gut: Jeder sechste in Irland Geborene über 15 Jahre lebt derzeit im Ausland. Der Grund ist weniger das Reisefieber als die schlechten Berufsaussichten.

Was sich von außen wie das Wohlfühl-Kuschel-Land schlechthin anfühlt, hält für viele Irinnen und Iren nur eine ziemlich harte und kalte Realität bereit.

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