Musik Irland

Auf Inseltour: Wir hatten tolle Musiker dabei. Christoph mit Fiddle.

7 Tage – 7 Inseln in Irland: Unter diesem Motto stand jetzt eine besondere  Wanderwoche von Wanderlust. Die Teilnehmer erkundeten Landschaft und Kultur auf den faszinierenden Inseln von West Cork in Irlands Südwesten. Sie trafen die Menschen, die auf den Inseln daheim sind, und tauchten tief in den Inselalltag ein. Hier der Bericht unserer Wanderführerin Birthe de Vries. Die zweite Insel-Wanderwoche des Jahres findet vom 16. bis 23. August statt.  Infos gibt es hier. Es sind noch ein paar Plätze frei.

Während des siebentägigen Aufenthaltes haben wir drei Inseln in der Bantry Bay und vier in der Roaringwater Bay erkundet. Heimische Führer zeigten und erklärten uns ihre Inseln abseits der gekennzeichneten Wege und gaben uns einen Einblick in die Geschichte und den Alltag  

Auf Whiddy Island Irland

Auf Whiddy Island

Erste Station am Sonntagmorgen war Whiddy Island, eine Insel am Kopf der Bantry Bay, die 1979 traurige Berühmtheit erlangte, als ein Öltanker beim Andocken an die Entladestation explodierte und 50 Menschen mit in den Tod riss. Noch heute stehen 12 Öltanks am westlichen Ende der Insel, die weiter im Gebrauch sind, auch wenn die Pumpstation nun sicherheitshalber aufs Meer hinaus verlegt wurde. Das Wetter präsentierte sich auch an diesem Tag von seiner besten Seite: blauer Himmel, azurblaues Wasser, grüne Wiesen, warmer Wind. Ein Tag wie gemacht für eine Inselwanderung und ein wenig Landeskunde („a shortcut through our Island’s history“). Die Wanderleiterin, die ihre gesamte Kindheit und Jugendzeit auf der Insel verbracht hat, führte uns auf nicht gekennzeichneten Wegen, scheinbar wahllos über Felder, durch Ginster hindurch, über Zäune hinweg, am Steinstrand entlang, einmal um die Insel herum.

Auf Whiddy erlebt der Wanderer ein emotionales Dilemma, ein Hin- und Hergerissen sein zwischen alten Zeiten und Moderne, zwischen damals und heute, zwischen menschlichem Können und Versagen. Auf der einen Seite sieht man das Öl-Lager mit seinen großen Öltanks und weiß um das Unglück, welches auf menschliches Versagen zurückzuführen war. Dagegen stehen heilige Quellen, Ruinen alter Klöster und Friedhöfe mit keltischen Hochkreuzen, deren Bauweise und Detailgenauigkeit nach wie vor faszinieren und Zeichen menschlichen Könnens sind.

Den Sonntagnachmittag verbrachten wir auf Garinish Island (Nahe Insel) oder auch Ilnacullin (Insel der Stechpalme), einer ehemals kahlen Felseninsel, die 1910 in den Besitz einer englischen Familie überging. Diese ließ etliche Tonnen von Muttererde auf die Insel schaffen und verwandelte sie in einen botanischen Garten mit einer erstaunlichen Vielfalt an Blumen, Sträuchern und Bäumen aus aller Welt, ein Mekka für Pflanzenkenner und -liebhaber. Magnolien, Rhododendren, Myrten, Dahlien, Kamelien und viele mehr präsentierten sich in allen Farben, Formen und Größen. Der Martello Tower am nordwestlichen Rand der Insel erlaubt einen wunderschönen Rundblick über die Bantry Bay mit Blick auf Glengarriff und dem Sugar Loaf.

 

Bere Island, West Cork

Bere Island, West Cork

Bei der Fährfahrt nach Bere Island ließ sich ein Wetterumschwung erahnen, dunkle Wolken zogen auf und die See begann unruhiger zu werden. Und so verbrachten wir den Montag im „Liquid Sunshine“, wie die Iren manche Formen des Regens nennen. Ein perfektes Wetter, um die raue, felsige Insel kennenzulernen.

Bere Island Wandern

Tolle Wander-Insel: Im Wind auf Bere Island.

Wir wanderten an der Küste entlang zum westlichen Leuchtturm und über den Bergwanderweg zu einer alten verfallenen Kirche, während uns der Wind um die Ohren pfiff und uns durch seine ständigen Richtungswechsel aus dem Gleichgewicht brachte. Jetzt konnten endlich die neuen Regenhosen und -jacken eingeweiht werden doch die Gefahr, dass Irland der Name „Emerald Isle“ (Smaragd Insel) aberkannt würde, wurde alsbald von besserem Wetter erfolgreich abgewehrt. Der letzte Teil der Wanderung verlief auf dem Military Trail, einem Pfad, der an allen wichtigen Militärposten vom Ersten Weltkrieg vorbeiführte. Alte Schützengräben und Bunker sind Überbleibsel dieser Zeit, als Bere Island ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt war.

 Da der Wind zum Dienstag hin abflaute, stand der Überquerung des Dursey Sounds mit der einzigen Seilbahn Irlands nichts im Weg. Die Spalten zwischen den Holzbrettern im Boden der Seilbahn geben den Blick auf eine aufgewühlte, schäumende Meerenge frei. Zum Schutz der Übersetzenden sind der Psalm 91 und eine Plastikflasche Weihwasser an die Kabinenwand gepinnt. Auf Dursey zeigte uns Penny Durell  „ihre“ Insel, die nur noch von zwei Männern das ganze Jahr über bewohnt ist. Sie kennt jeden Stein und Strauch beim Namen, jedes Feld mit seiner ganz eigenen Geschichte, sie hat immerhin das Buch über die Insel geschrieben.

Cape Clear, Irland

Cape Clear. Immer für eine meditative Pause gut

Die Weiterfahrt vom Dursey Sound nach Cape Clear verzögerte sich, denn an der Seilbahn besteht die ungeschriebene Regel, dass Inselbewohner bevorzugt vor Touristen transportiert werden. Und da nur sechs Personen oder eine Kuh und eine Person gleichzeitig transportiert werden, führt das häufig zu Stau. Wir hatten dennoch Glück, es war keine Kuh sondern nur drei Inselbewohner, die vor uns transportiert werden sollten.

Der nächste Stop auf unserer Reise war Cape Clear, die südlichste Insel Irlands, an der der Golfstrom direkt vorbei fließt und die nur aus Bergen zu bestehen scheint. Den Fastnet Rock sahen wir am folgenden Tag nur von Weitem. Bei einer Wellenhöhe von 3 Metern fährt kein Boot mehr dort hinaus. Der Leuchtturm-Felsen wird auch „Träneninsel“ genannt, denn es ist der letzte Fleck Irlands, den die irischen Emigranten von ihrem Land sahen. In Sichtweite dieser Insel und im Schutz von Cape Clear tranken wir unseren 5-Uhr-Tee, eine besondere Herausforderung, denn der Wellengang ließ den Tee immer wieder aus der Tasse herausschwappen und die Milch von backbord nach steuerbord rollen. Auch wenn wir den Fastnet Rock nicht betreten konnten, erhielten wit doch einen guten  Einblick in den Bau des Leuchtturms und das einsame Leben der einstigen Leuchtturmwärter auf dem Rock. Das Heritage Center von Cape Clear bietet diese Möglichkeit mit seltenen Aufnahmen  und einer interessanten Ausstellung. Die  Wanderungen auf Cape mit den Inselführern Seamus O`Driscoll und  Chuck Kruger führten uns an die schönsten Orte, etwa auf den Klippen entlang zu einem natürlichen Felsenbogen hoch über der schäumenden Brandung des Atlantiks.

Kaffepause an Bord

Teepause an Bord

Ein besonderer Höhepunkt der Woche war der Session-Abend im Club Cléire auf Cape Clear. Versierte heimische Musiker spielten irische Traditionals. Auch wir Deutschen konnten gute Musiker und einige Lieder beisteuern und so traf „Wir lagen vor Madagaskar“ (zweistimmig gesungen!!) auf „The Star of the County Down“. 

Sherkin Island Strand

Herrliche Strände auf Sherkin Island

Den letzten Tag verbachten wir auf Sherkin Island, einer Insel mit herrlichen Sandstränden in Sichtweite des Städtchens Baltimores. Die Tour mit dem Vogelkundler Julian Wylie kommentierte dieser selber als relativ „birdless“. Auch wenn es für ihn, der schon viele seltene und besondere Vögel auf Sherkin entdeckt hat, enttäuschend gewesen sein muss, „nur“ vier verschiedene Möwenarten, fünf Singvogelarten und viele Wasservögel zeigen zu können, war die Vielfalt der Vogelwelt von Sherkin für uns durchaus beeindruckend. Auf Sherkin gibt es einige bedeutende Standing Stones und Grabstätten. Mehrere alte Denkmäler hat jedoch der Jahrhundertsturm im Februar zerstört. Einer der Standing Stones, dessen Alter auf über 3500 Jahre geschätzt wird, steht nun nicht mehr gerade und dort, wo gestern noch ein Grab war, ist heute nur noch ein Teich zu finden, in dem sich kleine Fische tummeln.

 Wir verabschiedeten uns nach einer an schönen Erfahrungen reichen Woche im Sturm. Es war eine wunderbare, abwechslungsreiche Woche mit viel „Craic“, vielen lehrreichen und unterhaltsamen Geschichten und interessanten Leuten. Go raibh mile maith agat und Slán abhaile.

Die zweite Wanderlust-Insel-Wanderwoche des Jahres findet vom 16. bis 23. August statt.  Infos gibt es hier.

Teilnehmerin Elisabeth Firsching sandte uns folgendes Feedback zur Inselwanderwoche:

Hallo, liebe Freunde in Irland, die Inselwanderwoche war super organisiert! Es tut auch mal gut einfach nur mitzumachen und sich um nichts weiter kümmern zu müssen! Birthe hat ihre Sache wirklich gut gemacht und wir konnten uns von Anfang an entspannen und die Zeit auf den Inseln genießen.

Besonders beeindruckt war ich von John auf Bere Island. Nach unserer Wanderung lud er uns am Ostermontag zu sich nach Hause ein. Das Kaffeehaus war wegen des Feiertags geschlossen, es hatte geregnet und wir waren alle ziemlich nass. Bei ihm rein mitten ins Wohnzimmer, alle mit nassen Klamotten, die Kinder saßen grade feiertagsgemütlich vor dem Fernseher und mussten uns dann Platz machen. Johns Frau kochte für alle Tee und wir konnten unser Lunch beim plaudern mit den beiden im Trockenen genießen. Das halbe Zimmer war mit unseren nassen Schuhen und Regenzeug vollgelegt und sie beide blieben ganz entspannt. Während wir aßen und Tee tranken spazierten ihre Hühner am Küchenfenster vorbei und machten auf Laufsteg-Beautys. John erzählte uns aus seinem Leben und über die Gründe, warum er mit seiner Familie aus der Stadt zurück auf die Insel gezogen ist.

Seamus auf Cape Clear legte sich unglaublich ins Zeug, erzählte Geschichten und hatte den Ehrgeiz uns Lieder so beizubringen, dass wir am Abend ohne Texte mitsingen konnten (naja, zumindest ungefähr).

Karen auf Sherkin Island machte mit uns eine große Runde und entschudigte sich öfter dafür, dass sie nicht viel erzählte. Sie ging recht schnell und wie sich später herausstellte, wusste sie schon, dass es bis 4 Uhr nachmittags trocken bleiben würde. Ein paar Minuten nach unserer Rückkehr ins Hotel fing es heftig zu regnen an, dazu kam starker Wind. Sie zeigte uns einen Standing Stone, der sich bei dem starken Wintersturm im Februar zur Seite geneigt hatte. Bis dahin war er über mehrere Jahrtausende gerade gestanden. Auch ein Megalithic Tomb in der Nähe (eher am Ende der Insel) wurde zur selben Zeit zerstört, komplett ausgewaschen, die Decksteine sind eingestürzt.

Alle Local Guides hatten große Sachkenntnis, eine große Freude an der Sache und wir konnten jede Menge Fragen stellen, die sie uns gerne beantworteten. Es war toll mit all diesen Menschen zu reden und auch bei ihnen zu wohnen.

Das B&B auf Cape Clear war wunderschön, auch das auf Bere Island. Geräumige Zimmer, hatte ich so gar nicht erwartet. Mit dem Wetter hatten wir wirklich viel Glück. Bei keiner Fährfahrt regnete es, was sehr angenehm war, denn die Möglichkeiten, das Gepäck trocken einzustellen sind auf den Booten nicht sehr groß.

 Vielen Dank nochmal für diese wunderschöne Woche!!  Ich wünsche euch allen eine gute Wandersaison, viel Erfolg und viel Spaß und auch ein bisschen gutes Wetter ;-)

 Liebe Grüße an alle, Elisabeth

 Hier ein paar Eindrücke, die ich bisher in meinem Blog veröffentlicht habe: http://kleinefreude.blogspot.co.at/search/label/wandern%20in%20Irland