Ride on von Jimmy MacCaIrland & Musik. Das ist mir selten passiert, dass ich von einem Musik-Gig ohne Foto zurück gekommen bin. Gestern nacht schon. Wir hörten, sahen und erlebten Jimmy MacCarthy in der kuscheligen Carnegie Hall in Kenmare, gleich über dem Berg. Jimmy who?

Jimmy MacCarthy schrieb viele der größten irischen Songs der letzten 30 Jahre: Ride on, Missing You, Bright Blue Rose, Mystic Lipstick, No Frontiers, Katie, Adam at the Window, Diamond Days, Neidín, Shuffle of the Buckled, Another Day, Ancient Rain, The Contender und und und. Christy Moore, Mary Black, Mary Coughlan, The Corrs, Westlife oder Maura O`Connell haben Jimmy´s Songs berühmt gemacht, während er es sich in der zweiten Reihe gemütlich machte (“Ich habe mich eigentlich nie wirklich als Musiker begriffen“). Dabei ist der Mann ein großartiger Musiker, ein Vollblut, wie man über den Pferdeliebhaber sagen kann. Er erobert die Herzen der Menschen mühelos, fesselt sie live für Stunden, fasziniert, bezieht sie ein, sie singen, leiden, lieben und schwärmen mit.

Ein Gig wie früher: Drei Stunden und 10 Minuten lang. Spielfreude. Kein Mensch zieht sein Handy raus, um auch nur 1 Foto zu machen. Die Athmosphäre: vertraute Geborgenheit. Mann kennt sich. Jimmy und sein Neffe Christopher (Gitarre, Gesang, E-Piano) spielen eine Show vom Feinsten. Zwischen den Songs Geschichten und witzige, schnelle, Ping-Pong-Dialoge mit den 120 Leuten im Publikum. Jimmy MacCarthy kennt und liebt Kenmare seit den 70-er Jahren. Er kam oft nach “Neidin,”  spielte in Crowleys, lebte für Monate hier, überwand Krisen, schrieb Lieder, widmete Kenmare einen eigenen Song: Neidin eben.

Der Songwriter und Sänger aus Macroom, Co. Cork, ist ein großer Geschichtenerzähler. Während die Welt noch immer darüber rätselt, ob die irische Über-Ballade Ride on, die Christy Moore 1994 berühmt machte, ein Song über West-Belfast, die irische Nation, über Pferderennen oder über Drogen ist,  gibt der Autor des Lieds Auskunft über das Naheliegende: Es ist ein Song über die Angst vor Verlust, über Abschied, über diese elementare Erfahrung von Trennung und Abschied, um die kein Mensch der Welt herum kommt. Und “Ride on” riefen die Pferdeknechte auf dem Gestüt, wenn sie die Pferde im Auslaufgehege vor sich her trieben.

Der Running Gag des Abends zum Schluss als Empfehlung: “Ihr erwischt uns heute etwas müde und schlapp. Ihr solltet uns mal einem einem guten Abend erleben.” Versucht´s. Macht´s. Der Mann kann´s.

Ganz am Ende habe ich dann  doch noch versucht, ein schnelles Foto zu machen: kläglich, kläglich. Nicht vorzeigbar. Deshalb nur das offizielle Promotion-Foto (r.), den Link zur Website mit den Tournee-Terminen und ein Link zu einem lesenswerten Beitrag über den Songwriter, dessen Lieder so viele Menschen kennen und lieben aus dem Sunday Indo.

PS: Als Songwriter Jimmy MacCarthy den  Folksänger Christy Moore kennen lernte, war der leichtgewichtige Pferdenarr tatsächlich noch als Jockey tätig. Christy soll ihm damals anvertraut haben, er wäre auch gerne Jockey geworden — was Jimmy angesichts der beachtlichen Körperlichkeit Christy´s zu der Bemerkung veranlasste: “Es gab damals viele sehr nervöse Pferde im Korral”. MacCarthy´s Version von Ride on gestern nacht war übrigens klasse. Heute abend gehts zum Vergleichen: Christy Moore live im Maritime in Bantry.