Heart of the HomeHeute ein Buch-Tipp von Irlandnews: David Creedons Foto-Buch “Ghosts of The Faithul Departed.” Der bekannte Dokumentar-Fotograf aus Cork hat die alten verlassenen Häuser Irlands besucht und mit seinen Fotos eine vergangene Welt festgehalten. Rike Bach hat das Buch genau angesehen. Hier ihre Besprechung: 

Irlands HäuserAls begeisterte Hobby-Fotografin und  Irland-Liebhaberin war ich natürlich äußerst gespannt auf dieses Buch: Der Fotograf David Creedon unternimmt mit diesem Bildband eine Zeitreise. Wie er schreibt, waren 800.000 Menschen allein zwischen 1949 und 1989 gezwungen, aus ihrer irischen Heimat zu emigrieren. Er dokumentiert mit seinen Fotos das Zuhause von Menschen, verlassene Heime, bei denen es zuweilen so wirkt, als seien die Bewohner einfach vom Tisch aufgestanden und verschwunden.

David Creedon

Der Fotograf David Creedon aus Cork (Info unten)

Die Fotos sind anrührend, sie lassen den Betrachter in ihrer Melancholie nicht unbeteiligt. Eine Nähmaschine, ein Fahrrad, eine Teekanne die darauf wartet, gefüllt zu werden, ein ungetragenes Kleid, so viele Dinge, die wirken als warteten sie unbeirrt Jahrzehnte darauf, wieder genutzt zu werden. Häuser die vergeblich darauf warteten, wieder mit Leben erfüllt zu werden. Kleine Details wie ein Rasierpinsel und ein Rasierer, Bilder die auch etwas über ihre ehemaligen Besitzer erzählen. Die Alltäglichkeit des Abgelichteten ist es, die einen in den Bann zieht. Einige Dinge geben Hinweise über den Zeitpunkt des Verlassens, manchmal findet sich auch ein Name, weil ein Brief zurück blieb. An Hand der Hinterlassenschaften versucht man sich ein Bild von den Menschen zu machen, die hier einmal gewohnt haben. Man möchte wissen, welche Schicksale sich hinter jeder einzelnen Aufnahme verbergen, fragt sich was aus den Bewohnern geworden ist und wie ihr weiteres Leben wohl verlaufen ist.

Viele Fotos machen auch die Frömmigkeit der Iren deutlich, gerade für „Die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu“ (Sacred Heart) finden sich viele Zeugnisse in Form von Wandbildern oder kleinen zurückgelassenen Statuen. Der Fotograf schreibt selbst, dass er sich manchmal wie ein Eindringling vorkam. Dennoch wahren seine Aufnahmen den Respekt vor denen, die vor langer Zeit gegangen sind. Er dokumentiert  Momente, die zwar lange her sind, aber dennoch gegenwärtig wirken.

Blue Bedroom

Ich sehe das Buch als eine Art Vermächtnis für all diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und nicht zurückgekehrt sind und jene, die verlassen wurden. Wer Fotografie liebt und dazu noch etwas über die Geschichte von Irland und von dessen Menschen erfahren möchte, der macht sich selbst (oder anderen) mit diesem Bildband eine große Freude.

High Nellie

Das Exemplar, das mir vorliegt, ist die Paperback-Version (Softcover). Es gibt den Bildband auch als Hardcover. Das Format ist 9.8 x 0.6 x 11.4 inches  (24.89 x 1.52 x 28.96 cm), also recht ‘handlich’. Die Verarbeitung ist gut und stabil. Das Einzige was mich beim Betrachten und Lesen ein wenig irritiert hat, ist die Tatsache, dass je nach Bildformat auch das Seitenformat ausgerichtet ist. Das heißt man muss das Buch immer mal wieder hin und her drehen, je nachdem ob das Foto im Hoch- oder Querformat aufgenommen wurde. Das gewährleistet zwar, dass die Seiten formatfüllend ausgenutzt werden, aber Anschauen und Lesen ist ein wenig umständlich, was aber dem Inhalt keineswegs schadet.

Unsere Empfehlung: Absolut sehenswert!  ⁕  ⁕  ⁕  ⁕  ⁕ ( von 5)

David Creedons Buch gibt es hier zu kaufen.

Es hat einen Umfang von 160 Seiten und kostet 28 Euro als Taschenbuch- und 30 Euro als Hardcover-Ausgabe.

Information zum Fotografen: Der in Cork geborene Foto-Künstler David Creedon ist mit seinen konzeptualen Foto-Dokumentationen international bekannt geworden. Die Fotografien des Iren werden regelmäßig in Publikationen und Magazinen wie dem Wall Street Journal, der Irish Arts Review oder dem BBC Magazine gedruckt. Der Irish Independent verlieh Creedon für seine Foto-Bilder den Beinamen “Cork´s Vermeer”. Die Arbeiten Davids wurden ausgestellt in der National Portrait Gallery London, dem Irish Museum of Modern Art and der Royal Hibernian Academy sowie in Gallerien in  New York, London, Chicago, Bukarest, Sarajevo, Tbilisi, Eriwan, Nikosia, Thessaloniki and Sofia. Ein Kritiker sagte über Creedons Werk: “Seine Fotografien transzendieren das rein Dokumentarische und erfüllen das Reich der Kunst. Sie sind Gedichte in Fotoform.”  David Creedon gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen und Künstler Irlands.  SeineWebsite: www.davidcreedon.com

Piano and the Sacred Heart

Alle Fotos: © David Creedon

Erstmals veröffentlicht am 21. Februar 2013. Heute reaktiviert in Gedanken an vielen tausend Ruinen im Land.