Auch Cork City funkelt und leuchtet wieder zu Weihnachten

Auch Cork City funkelt und leuchtet wieder zu Weihnachten

Weihnacht und Jahreswende in Irland 2015. Vielen Irinnen und Iren geht es nach der fast sieben Jahre dauernden Wirtschaftskrise materiell wieder etwas besser. Ein zuverlässiger Indikator ist die Weihnachtsbeleuchtung, die in diesem Dezember üppiger und heller ausfällt als all die Jahre seit 2008. Das muss das Licht am Ende des Tunnels für all jene sein, die ungebrochen an die Wachstumswirtschaft glauben. Die illuminierten Häuser und Straßen (“Alles LED: kostet kaum was” ) finden ein adäquates Echo in den verhaltenen Jubel-Chorälen des Einzelhandels: Vor Weihnachten 2015 lassen es Mary und Paddy erstmals wieder richtig krachen. Das Geld sitzt wieder locker, die Aussichten auf  mehr Jobs und auf Gehaltserhöhungen im kommenden Jahr stimmen viele Menschen auf der Insel optimistisch.

Während Last-Minute-Käufer die Shops fluten und scheppernde Sammelbüchsen an jeder Ecke noch ein Zeichen der Mitmenschlichkeit fordern, während Weihnachtslieder schmetternde Schulklassen ihr Ausflugs-Budget aufbessern und Weihnachtsbaum-Verkäufer ihrem Business in kurzärmligen Hemden nachgehen, da denken andere schon wieder an das nächste Jahr. Der bekannte Historiker Diarmaid Ferriter etwa blickt schon jetzt mit sehr gemischten Gefühlen auf die Gefahr eines neuen massenhysterischen Wirtschaftsboom Celtic Tiger 2.0 und auf den anhebenden Gedenktrubel im Jahr 1916, wenn das Jahrhundert-Gedenken an den Befreiungskampf der Iren in die entscheidende Phase tritt: 100 Jahre Osteraufstand. Der Irish-Times-Kolumnist Ferriter sieht angesichts der ideologischen Verbrämung des 1916 Easter Rising schwere Zeiten für die Wahrheit aufziehen. In einer Wunschliste für das Jahr 2016 forderte der humor-begabte Geschichtswissenschaftler, alle Ideologen und Verfälscher des 1916-Gedenkens einfach dort einzusperren, wo die Rebellen von 1916 landeten: Im Internierungslager im walisischen Frongoch.

Diarmaid Ferriter überschreibt die Kolumne mit dem Titel “50 Dinge, die Irland im Jahr 2016 braucht”, und seine ganz persönliche Wunschliste für das neue Jahr gibt den Blick frei auf die Probleme, Nöte und Chancen im Irland der Gegenwart.  Hier ein Auszug aus Ferriters 50 Things:

Politiker, die ihre persönlichen Interessen präzise offenlegen.

Ethisch einwandfreie und klare Gesetzgebung. 

Ein neue Regierung, die der Idee der Republik verpflichtet ist.

Breitband-Internet auf dem Land.

Funktionierende Vorsorge und Schutz gegen Überschwemmungen.

Eine Lösung der Obdachlosen-Krise im Land.

Mehr Respekt und Rücksicht von Autofahrern für Radfahrer. 

Krankenhäuser, in denen Trolleys (Handwagen) mangels Betten nicht als Krankenbetten missbraucht werden müssen.

Ein Rose-of-Tralee-Festival auch für Männer.

Mehr Anerkennung für sportliche Spitzenleistungen von Frauen.

Weitere subversive Reden von Präsident Michael D. Higgins.

Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs.

Regelmäßige Internet- und Smartphone-freie Zeit.

Die entschiedene Zurückweisung einer Version 2 des Celtic Tigers (massenhysterischer irischer Wirtschaftsboom der Jahre 2000 – 2007, der in der Depression endete, Anm. d Red.).

Etwas mehr Sonne.

Schulen, die alle Kinder unabhängig von ihrer religiösen Glauben willkommen heißen. 

Einen neuen politischen Stil für Nord-Irland.

Eine irische Fußballmannschaft, die bei der EM in Frankreich viele Tore schießt.

Ein Roy Keane (rebellische irische Fußball-Legende, Anm. d. Red.), der sich in Frankreich nicht daneben benimmt.

Machtverlust für korrupte Land- und Hauseigentümer.

Wasserschutz.

Mehr von Frauen geschriebene Theaterstücke.

Anerkennung des Klimawandels. Internierung aller Leugner des Klimawandels in Fongoch — zusammen mit all denen, die das Gedenken an den Osteraufstand missbrauchen und jenen, die die Häufchen ihrer Hunde nicht aufsammeln.

Junge männliche Hipster, die endlich ihre Bärte abrasieren und schwören, sie nicht mehr wachsen zu lassen. Alle Rasur-Verweigerer ab nach Frongoch.

Mehr Satire.

Banken, die ihre Kunden in Filialen willkommen heißen, anstatt alles daran setzen, den Kontakt mit den Kunden zu vermeiden.

Weniger Maschinen und mehr Menschen, die mit uns sprechen, wenn wir Hilfe, Information und Erklärungen benötigen. 

Alle Leute, die in der Öffentlichkeit rücksichtslos telefonieren, ab nach Frongoch.

Knackig, nicht wahr? Eine Wunschliste, der ich weitgehend zustimmen kann, an der allerdings härter und ausdauernder gearbeitet werden muss, als an den Wunschlisten für X-mas. Schöne Feiertage!

PS: Hier die komplette Liste in der Irish Times vom vergangenen Wochenende.