No Pink – ein Dress-Code für Irlands Parlament, munter purzelnde Hauspreise, weitere Einsparungen im Gesundheitswesen und eine Bären-News: Der Eisbär ist auch ein Ire. Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Wussten Sie, dass derzeit Irlands größte Musik-Party, das Oxegen-Festival in vollem Gange ist?

 

News aus Irland immer aktuell

Kassenstand: Strauchelndes Irland liegt weiterhin im Plan

Die Kontrolleure von der “Troika” aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) sind mal wieder in Dublin, um einen Blick in die Staatskasse zu werfen. Im Vorfeld hatte Finanzminister Michael Noonan bereits verkündet, dass man sich im Großen und Ganzen im Plan bewege. Nach den ersten sechs Monaten des Jahres beträgt das Steuerdefizit 10,8 Milliarden Euro, verglichen mit 8,9 Milliarden Euro im Juni 2010. Zieht man allerdings die drei Milliarden Euro ab, die zur Unterstützung der maroden Banken Anglo Irish, Irish Nationwide und EBS gezahlt wurden, fiel das Defizit sogar um eine Milliarde Euro. EU, IWF und EZB dürften zufrieden sein. Noonan warnte allerdings vor, dass man noch einen langen Weg vor sich habe. Im Dezember wird man sehr wahrscheinlich nicht um weitere Haushaltskürzungen herum kommen. (Quelle: Irish Times)

Kampf der Farbenvielfalt: Dress Code für das Parlament beschlossen

Mick Wallace © Mick WallaceMit den im Februar neu ins Parlament gewählten Abgeordneten hielten auch sie Einzug: Jeans-Hosen, Turnschuhe, offene Kragen, rosafarbene T-Shirts. Einige Abgeordnete scheinen ihre eigenen Vorstellungen von einem angemessenen Outfit für einen Auftritt im Parlament zu haben. Der parteilose Mick Wallace aus der Grafschaft Wexford (Foto) zum Beispiel gab zu, nicht einmal einen Anzug zu besitzen. Den wird es sich nun aber zulegen müssen. Ein verbindlicher “Dress Code” soll nämlich in die Hausordnung von Leinster House aufgenommen werden. Vermutlich freute sich die Regierung, endlich einmal etwas selbst entscheiden zu dürfen, ohne vorher EU und IWF fragen zu müssen. (Quelle: Irish Times)

Notfallstation im Krankenhaus von Roscommon wird geschlossen

Alle Proteste halfen nichts: Ab Montag wird es keine Notfallstation mehr im Krankenhaus von Roscommon geben. Stattdessen soll es ein kleines Notdienst-Zentrum geben, in dem Ärzte zwischen 8 und 20 Uhr die Erst-Versorgung von Patienten übernehmen. In der Nacht soll es einen Bereitschaftsdienst von örtlichen Allgemeinärzten geben (die davon aber gar nicht begeistert sind). Schwere Fälle allerdings müssen in die entfernteren Krankenhäuser von Sligo (Fahrtzeit laut Google-Maps 1 Stunde 13 Minuten), Mullingar (1 Stunde 7 Minuten) oder Galway (1 Stunde 15 Minuten) gebracht werden – im Ernstfall viel zu weit entfernt, so die Besorgnis der Menschen aus der Region. Am Mittwoch protestierte eine Gruppe vor dem Parlament in Dublin. Die Protestler erinnerten die Regierung an ihr Versprechen aus dem Wahlkampf, sich für den Erhalt der Notfallstation einzusetzen. Doch Gesundheitsminister James Reilly ließ sich nicht umstimmen, die Schließung wird durchgeführt. Künftig hängt also das Überleben von Patienten davon ab, ob die Nationalstraßen frei sind. Und dass die Ambulanz unterwegs keine Panne hat, was leider auch schon vorkam. (Quelle: Irish Times)

Finanzierung des Kinderkrankenhauses weiterhin offen

Und noch eine Meldung aus dem Gesundheitssystem: Zwar hat man sich inzwischen geeinigt, wo genau das neue nationale Kinderkrankenhaus in Dublin gebaut werden soll. Die Finanzierung des auf 650 Millionen Euro geschätzten Projekts steht allerdings noch in den Sternen. Das ist leider die traurige Realität. Die Geldknappheit zwingt die Regierung dazu, auch derartige Projekte vorher genau abzuwägen. Vorausgesetzt, es gibt grünes Licht, könnte das Krankenhaus 2016 in Betrieb genommen werden, ein Jahr später als geplant. (Quelle: Irish Times)

Immobilienmarkt: Hauspreise purzeln munter weiter

Letzte Woche veröffentlichten die Internet-Immobilien-Börsen MyHome.ie und Daft.ie ihre persönlichen Auswertungen des Immobilienmarkts. Auch wenn beide bei den Details etwas auseinander liegen, die Kernaussage ist die gleiche: Die Hauspreise fallen weiterhin. Nach Daft.ie liegt der durchschnittliche Hauspreis landesweit jetzt bei 196.000 Euro, 47 Prozent unter dem Höchststand von Anfang 2007. Bei MyHome.ie liegt der Durchschnittspreis bei 249.000 Euro, 40 Prozent unter Höchststand. Beide Börsen beobachten allerdings, dass sich Häuser derzeit schneller verkaufen. In Dublin sei ein Haus im Schnitt nur etwa vier Monate auf dem Markt, ein Monat weniger als noch zuvor. (Quelle: Irish Independent)

Musik, Alkohol, Schlamm, Verkehrschaos: Irlands größte Open-Air-Party “Oxegen” läuft

Nahe Naas in der Grafschaft Kildare steigt an diesem Wochenende die größte Open-Air-Party Irlands (Foto oben) und eine der größten Europas. Mehr als 65.000 Musik-Fans kommen zur diesjährigen Auflage des “Oxegen”-Musik-Festivals. Einhundert Auftritte, darunter die amerikanische R&B- und Soul-Sängerin Beyonce und die britische Rock-Pop-Band “Coldplay”, sorgen bei gutem Wetter für Stimmung und Unterhaltung. Wo das nicht gelingt, werden wieder reichlich Alkohol und andere Mittelchen den meist jugendlichen Partygängern das Übernachten in Zelten in einer Schlamm- und Matschwüste versüßen. Und wo auch das nicht gelingt, reagiert man sich anders ab. Am Samstagmorgen kam es zu einer Messerstecherei, bei der fünf Jugendliche verletzt wurden. Jedem das seine. (Quellen: Irish Independent)

Irischer Braunbär der Urvater aller Eisbären

Außen mögen sie weiß sein, aber im Herzen sind sie grün. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die heutigen arktischen Eisbären vom irischen Braunbären abstammen, der hier während der letzten Eiszeit lebte und seine Spuren unter anderem in den berühmten Ailwee Höhlen (County Clare) hinterlassen hat. Nach Millionen Amerikanern, Kanadiern und Australiern können sich nun also auch die Eisbären auf ihre irischen Wurzeln berufen, die allerdings mehr als 50.000 Jahre zurückreichen. Einen solchen Stammbaum weist nicht einmal der derzeitige Vorzeige-Ire Barack Obama auf. (Quelle: The Province)

Und was bringt die kommende Woche?

In Galway steigt vom 10. bis zum 17. Juli das berühmte “Galway Arts Festival”. Galway hat einige der besten irischen und internationalen Tanz-, Theater, Musik- und Comedy-Nummern zu bieten. Gespannt darf man auch nach Nordirland blicken: Der 12. Juli steht an, der Gedenktag der Schlacht an der Boyne. Mit Blick auf die jüngsten Ausschreitungen in Belfast vor drei Wochen dürfte die Polizei dem Datum mit Grausen entgegenblicken.

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine schöne Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.