Was nervt? Midges. Es sind nicht die hohen Hotel- und Bierpreise, nicht der kaum exitstente Umweltschutz und auch nicht der allzu häufige Regen. Nein. Wenn deutsche Urlauber an der Insel wirklich etwas ganz besonders nervt, dann sind es die kleinen, kaum sichtbaren Stechmücken, die den Menschen in der warmen Jahreszeit im Freien martern. Das ergab unsere kleine, völlig unrepräsentative Umfrage unter deutschen Irland-Urlaubern in der vergangenen Woche.

 

Midges (geprochen: Midschies) heißen die nur wenige Milimeter großen Tierchen auf der Insel, und die kleinen Feinde des Wanderers sind als ständiges Gesprächsthema fast so geeignet wie das Wetter. Eigentlich sind die Stechmücken der Familie Ceratopogonidae als schwärmender Alptraum der schottischen Highlands berühmt und berüchtigt, doch sie quälen die Bewohner der Nachbarinsel genauso leidenschaftlich; und es nützt wenig, den ökologischen Nutzen der kleinen Plagegeister hervozuheben.

 

Hier deshalb ein paar Worte des Trostes und ein paar Tipps zur Bekämpfung von Culicoides Impunctatus, die man im Deutschen als Gnitzen oder Gelsen kennt: Stechen tun nur schwangere Mückenweibchen, die Männer sind vollkommen friedlich. Stechmücken lieben feuchtes Klima, bei Wind und hellem Sonnenschein suchen sie (unfreiwillig) Schutz und das Weite. Bevorzugt gehen die Midges ihrer stechenden Tätigkeit am Morgen und in den Abendstunden nach, wenn das Licht sanfter ist.

 

Wie hält man die kleinen Plagegeister am besten von sich fern? Ganz ehrliche Antwort: All die chemischen und biochemischen Mittelchen von Autan bis Ecoguard wirken im Marketing besser als in der Wirklichkeit. Auch ätherische Öle wie Citronella, Zeder und Patchouli, auch der Geheimtipp Vitamin B oder die berühmte Knoblauch-Wolke mögen sachte wirken, bieten aber keinen vollkommen zuverlässigen Schutz.

 

Die alten Iren schwören auf den Saft aus den zerriebenen Blättern des Gagelstrauchs (Heidegagel), der überall im Moor wächst und kostenlos zu haben ist. Auch ein Feuer mit viel Rauch kann helfen – oder der Zigaretten rauchende Nachbar, der sich für sein stigmatisierendes Laster endlich einmal geliebt fühlen darf.

 

Am meisten hilft wahrscheinlich eine Mischung aus dem bevorzugten Mittelchen und einer guten Portion Gelassenheit. Wer nicht gerade stark allergisch auf die Stiche reagiert, kann einzelne kleine roten Pünktchen, die unangenehm jucken, eigentlich ganz gut ertragen; und immerhin sind die irischen Plagegeister bislang nicht wie andere Stechmücken als Überträger von Krankheiten bekannt – auch wenn man sie neuerdings mit der Blauzungenkrankheit, die Widerkäuer befällt, in Verbindung bringt.

 

In diesem Sinne: Lasst jucken! Und kratzt nicht. Denn wer sich kratzt und die Haut aufkratzt, setzt die Spirale des tagelangen Leidens erst richtig in Gang . . .

 

* Die Headline hieß ursprünglich: “Was Deutsche an Irland am meisten hassen: Midges”. In Zeiten der Intoleranz und des Hasses ist der Begriff  “Hass” im Zusammenhang mit Ferien und Mücken vielleicht ein zu starker. Ich habe ihn deshalb am 4. Juni 2018 durch das Wort “nervt” ersetzt.

 

Mücken-Sketch: Eliane Zimmermann / [ed180509]