Was bleibt von Barack Obamas Tagestour in Irland außer ein paar hundert Schachtabdeckungen und Gullideckeln, die nun wieder aufgeschraubt und aufgeschweißt werden müssen?

Preparing For Barack Obama's Visit To Dublin - All The Bins Have Been Removed

Diese Eindrücke zunächst:

1. Zwei Fußkranke machen sich Mut vor dem langen Marsch durch die Wüste. Obama sieht die besten Zeiten für Irland und die USA erst noch kommen. Sagt er so vor 30.000 Zuhörern im College Green von Dublin. Er dürfte sie allerdings als Präsident kaum erleben, selbst wenn er 2012 wiedergewählt wird. Die USA stecken genauso in einer gravierenden Langzeit-Krise wie die Republik Irland. Mut tut gut.

2. Obama holte sich heute in Moneygall und Dublin wichtige Bilder für den Präsidentschaftswahlkampf 2012. Der US-Präsident schmeichelte der angeschlagenen irischen Volks-Psyche mit großen Worten – er profitierte ebenfalls sehr vom Abstecher nach Irland:  Er kann jetzt echte irische Wurzeln vorweisen, reiht sich ein in die Galerie der irischstämmigen Kennedies, Reagans, Clintons (?). Ja, Obama trinkt tatsächlich im Pub ein Pint Guinness, mit ganz normalen Leuten. Das wird ihm helfen in einem Land, in dem 40 Millionen Leute auf ihre wirklichen oder vermeintlichen irischen Wurzeln so stolz sind.

3. Glaube versetzt Berge. Patriotismus vielleicht auch? Taoiseach Enda Kenny packte bei der Ankündigung des US-Kollegen den großen Emotions-Hammer aus: Irish Heart, Irish Soul – die Irishness des auserwählten Volkes von der kleinen Insel wurde mit großen Pathos bemüht. Zitat:

Today, with President Obama…..we draw another circle.

One in which we tell the world of our unique, untouchable wealth.

Wealth that can never be accumulated in banks, or measured by the markets or traded on the stock exchange.

Because it remains intact and alive….deep inside our people.

In the heart-stopping beauty of our country.

In the transforming currency of the Irish heart, imagination and soul.

This is our Uaisleacht….. it has sustained us over the centuries.

We pass from mother to daughter, father to son…

In our dreams and imagining….

In our love for our country…. our pride in who we are.

Long into what must be….and will be…. a brighter and more prosperous future .

President Obama is part of that proud past….. part of that prouder future.

Immerhin: Kirmes-Redner Enda war diesmal nicht langweilig. Sind wir nicht alle ein wenig “Irish by desire”?

3. Barack Obama revitaliserte sich in Irland. Zuletzt unnahbar, entrückt und mit wenig Spaß am Regieren, wirkte der US-Präsident in Irland locker und emotional wie lange nicht – und fast so volksnah wie einst Bill Clinton. Er wollte gar nicht aufhören Hände zu schütteln. Und dann war da noch die alte, zuletzt aus der Mode gekommene Aufmunterungsparole: “Yes, we can.” Irland wird in den kommenden Jahren über das O´Bama-Mantra mächtig meditieren müssen, um die im Weg stehenden Berge versetzen zu können. Yes we can accept.

4. Die Queen ist zurück im Buckingham Palace, Obama und Michelle sind auch schon weg. Heute kehrt in Irland wieder der Alltag ein. Wird sich etwas geändert haben? Gut möglich: Nach der Verbeugung Elisabeths vor den Toten des irischen Freiheitskampfes spricht man vom endgültigen Ende der Anglophobie; und mit der Einreihung des multi-ethnischen Barack Obama in die irische Ahnengalerie könnte sich am Selbstbild der Iren noch mehr ändern – weg von der Leprechaun- und Shamrock-Irishness, hin zu einem zeitgemäßen und weltoffeneren Selbstverständnis.

5. Was ist Euch aufgefallen?

Fotos: US-Botschaft in Dublin (oben): Automatique auf Flickr.com