Irlands höchster Berg: Gipfel und Kreuz auf dem Carrauntoohil

Man kann lange darüber diskutieren, ob der berühmte Ring of Kerry nun wirklich der schönste und sehenswerteste oder nur der touristisch populärste Teil Irlands ist. Unstrittig dagegen bleibt die Tatsache, dass auf der Kerry-Halbinsel die höchsten und auch die schönsten Berge Irlands stehen. Über eine Länge von fast 20 Kilometern erstreckt sich in Ost-West-Richtung das Gebirge der MacGillycuddy’s Reeks, die irisch “Die schwarzen Berge”(Na Cruacha Dubha) genannt werden.

Der Gipfel vom Ende der Devil’s Ladder aus angepeilt

In den MacCillicuddy´s liegen die sechs höchsten Berge des Landes, drei davon messen über 1000 Meter: der Caher mit 1001 Metern, Beenkeragh mit 1010 Metern und Carrauntoohil mit 1039 Metern. Ortsunkundige belächeln bisweilen die geringe Höhe der irischen Berge, Urlauber lassen sich immer wieder davon blenden, dass der höchste irische Berg in etwa so hoch ist wie ein niedlicher Spiel-Hügel in der Schweiz.

Die Teufelsleiter von unten

Tatsächlich aber erheben sich die MacGillycuddy’s wuchtig direkt von Meereshöhe einen Kilometer in Richtung Himmel; Wanderer befinden sich oberhalb der 500 Meter-Grenze ganz schnell in alpinen Verhältnissen wieder. Die zahlreichen Gedenktafeln für ums Leben gekommene Bergwanderer – zu sehen etwa am Wander-Startort “Cronin´s Yard” – weisen auf die traurigen Konsequenzen von groben Fehleinschätzungen hin. Jeder erfahrene Bergwanderer begegnet diesen Bergen mit angemessenem Respekt.

. . . und von oben, mit Blick in das Hag`s Glen

Irlands höchster Gipfel, der Carrauntoohil, ist aufgrund seiner herausragenden Stellung ein beliebtes Ziel für Bergwanderer. Der Carrauntoo – dessen Name übrigens bis heute nicht eindeutig übersetzt ist – wird jedes Jahr von einigen hundert Menschen bestiegen, was unter anderem zu schwerer Erosion am Berg geführt hat. Es ist deshalb heute nicht mehr ratsam, den traditionellen Aufstieg von Cronin’s Yard über die “Devil’s Ladder” zu nehmen. Geröll und lockere Felsbrocken machen den Aufstieg durch das steile “Gully” der Teufelsleiter zu einem unkalkulierbaren und gefährlichen Unterfangen. Ausweichsrouten sind O`Shea´s Gully oder die sehr sicheren “Zig Zags” hinauf zum Col.

Warnschild auf dem Gipfel

Nur 30 bis 40 schöne Tage mit freier Sicht gibt es im Jahr auf dem Dach der Grünen Insel. Wer unten im Hag´s Glen bei schönem Wetter startet, kann nicht damit rechnen, dass er drei Stunden später auf dem Gipfel des Carrauntoohil immer noch Sonne genießt. Er muss aber davon ausgehen, dass es dort oben rund zehn Grad kälter ist als im Tal und dass ein scharfer, unangenehmer Wind weht. Die Wege hinauf führen über schmale Grate, durch steile Kamine und schwer begehbare Geröll-Felder. Schwindelfreiheit ist eine genauso wichtige Voraussetzung wie Trittfestigkeit und gute Kondition. An manchen Stellen des Aufstiegs wird das Wandern zum Kraxeln, müssen die Hände zur Hilfe genommen werden.

Das eiserne Gipfelkreuz des Carrauntoohil

Wer die Tour zum Carrauntoohil ein wenig plant, einen guten Tag wählt, gut ausgerüstet ist und sich die Kräfte richtig einteilt, wird einen unvergesslichen Tag in der einzigartigen Bergwelt hoch über Kerry erleben dürfen, mit phantastischer Aussicht über die gesamten MacGillycuddy’s und weit über die Insel.

Kraxeln am Corran Tuathail

Alle Photos: © WANDERLUST, Markus Baeuchle.