Irland Pint

Wann ist ein Pint ein Pint? Foto: Peter Zoeller

Wer zum ersten Mal Irland besucht, mag die Iren für großzügig und spendabel halten. Er mag damit recht haben und dennoch falsche Schlüsse gezogen haben. Wer etwa denkt, das Bier-Glas im Pub sei immer über die Maßen ordentlich gefüllt, weil es fast überläuft, der verkennt: In das traditionelle Pint-Glas passt bis zum Rand genau ein Pint, das sind 20 flüssige imperiale Unzen, was genau 0,568 Litern entspricht.

Wer also in Irland ein Pint trinkt, trinkt meist aus einem bis zum Rand gefüllten Halbliterglas — und er trinkt über zehn Prozent mehr als bei einer bayrischen “Halbe” (dafür hat das irische Dunkelbier Stout mit 4,2 Prozent deutlich weniger Alkohol als das deutsche Export-Bier mit über fünf Prozent). Ist das Pint-Glas (Foto unten) normal eingeschenkt, wie man es aus deutschen Wirtshäusern kennt, dann enthält es allenfalls einen halben Liter — was jeden biertrinkenden Iren empören würde  — im Gegensatz zum Bayern, der sich in vielen Brauhäusern schaumige 45o Mililiter unwidersprochen als halben Liter andrehen lässt. Deshalb: Das Pint Guinness oder Murphy’s muss im Zweifelsfall beim Wegtragen tropfen, sonst ist es keines. Zumindest kein Pint.

Pint Glas in Irland

Es sei denn, es kommt im feschen Import-Glas daher, wie es neuerdings in den Pubs auftaucht: etwa im etxtra-großen Weißbierglas von Paulaner (Foto oben), das deutlich unter dem Rand voll ist und das nur bis zum Eichstrich eingeschenkt wird. Am Strich ist zu lesen: “Pint to Line”. Sinngemäß:  Wenn Strich erreicht, dann Pint!

Das wäre also geklärt. Und übrigens: Wenn Sie von einem Iren im Pub aus heiterem Himmel zum Pint eingeladen werden, dann ist das auch kein Zeichen von Großzügigkeit. Er wartet dann darauf, dass Sie ihm das zweite Pint bezahlen, während er das dritte wieder übernehmen würde. So trinkt man sich gemeinschaftlich per Wechselzahlung in einer berauschenden Nacht der Sperrstunde entgegen.

In diesem Sinne: Sláinte. Prost. Zum Wohl.

e230512