Eichenwald

Irland hat auch Wald? Eichenwald! Fehlen nur die Fairies . . .

Sehnsuchtsland Irland. Man trifft viele Entscheidungen im Laufe eines Lebens – manche gute, manche weniger gute. Eine meiner besten Entscheidungen war es, vor 15 Jahren von München an die Atlantikküste im Südwesten Irlands zu ziehen.  Natürlich war dieser Umzug in die Naturlandschaft West Corks mit Hoffnungen verbunden, und natürlich verklärten wir die neue Wahlheimat zunächst und priesen sie “über den grünen Klee.”

Im Lauf der Jahre wich das verklärt-naive Irland-Bild einer vom Alltag geläuterten Einschätzung. Die Freude und die Begeisterung, hier leben zu können, sind geblieben. Und unser ursprüngliches Mantra hat die Jahre der Reife auch überstanden: Irland ist anders. Anders als Deutschland, anders als der Rest Europas, anders als sein eigenes Image, oft sogar anders als es selbst – weil dieses Irland ein Land der zwei Geschwindigkeiten geworden ist. Anders, und deshalb immer interessant.

Wir haben unser Leben in der Wahl-Heimat Stück für Stück verändert (wir, das sind Eliane, die Kinder, ich). Wir haben etwa das eigene Reisen ersetzt durch das Veranstalten von Reisen für Andere und betreiben seit einigen Jahren einen kleinen (und hoffentlich feinen) Reiseveranstalter für Wandern und Naturreisen (www.irland-wandern.de). Aktiv erhalten haben wir uns den offenen, unvoreingenommenen Blick für die Menschen, die Dinge, die Welt, das Land, in dem wir leben. Und die Liebe zur Natur, die hier noch, anders als anderswo, weitgehend intakt ist. Mit dieser Einstellung begrüßen wir seit Jahren unsere Gäste.

Wir zeigen den Gästen aus dem deutschsprachigen Europa beim Wandern die schönsten Orte an Irlands südwestlicher Atlantikküste, unsere Lieblingsplätze und unsere Geheimtipps, die nicht jeder Irlandreisende zu sehen bekommt. Wir beschreiben für sie dieses Land, das so anders ist. Wir erklären wo und warum es anders ist als die Heimat. Und wir erzählen die ganze Geschichte. Wir erklären neben den schönen auch die Schattenseiten dieses Landes, das wie jedes andere seinen Alltag hat, seine Probleme und seine kollektiven Sorgen.

Irland ist auch anders, weil die so freundlichen wie leidgeplagten Menschen durchaus komplexe Wesen sind. Irland ist nach Abnehmen der grünen Brille anders, weil es ein Land mit großer sozialer Ungleichheit und vielen Ungerechtigkeiten ist, weil es massive Umweltprobleme zu lösen hat, weil . . .  Wir erzählen unseren Gästen die Wahrheit über ungesunden irischen Zuchtlachs genauso wie die wunderbaren Geschichten vom  Elfen-Versteher Eddie Lenihan. Im übertragenen Sinne: Wir lesen Ihnen lieber aus der Länderkunde vor als aus dem Werbeprospekt. Unsere Gäste schätzen diesen Ansatz. Mehr als andere.

Von Fach-Kollegen aus der Reisebranche und den Traditionalisten, die unbeirrt das Image von einem Wohlfühl-Kuschelschäfchen-Irland propagieren, das es nicht mehr gibt und so wohl nie gegeben hat, von ihnen hören wir immer wieder, dass man doch nicht “diese negativen Geschichten” ansprechen dürfe.  Ich frage dann einfach zurück, ob wir die Menschen, die dieses Land besuchen, generell für beschränkt halten sollten?

Themenwechsel. Wir schreiben auch Bücher über das, was wir gut kennen, über Irland. Mehr Länderkunde als Werbeprospekt. Die fleißigen Tourismus-Werber von Tourism Ireland in Frankfurt  (“Irland Information”) haben letztlich auch eine nette Einsortierung für uns gefunden. Judith von Rauchhaupt schreibt im aktuellen TI-Presse-Newsletter über unser neues Buch “111 Gründe, Irland zu lieben“:

Irland liebenDer Titel verrät es schon: Dieses Buch erzählt die ganze Wahrheit über Irland. Blökende Schafe, grüne Wiesen, Whiskey und Black Stuff sind nur die eine Seite. Die andere Seite Irlands braucht mehr Nähe und Erfahrung mit Land und Leuten. Und die bringen die Autoren Markus Bäuchle und Eliane Zimmermann als seit 15 Jahren ausgewanderte Irlandliebhaber mit. Da kann man unter den 111 Weil-Überschriften wie „Weil die Iren die besten Verlierer der Welt sind“ auch 111 Liebeserklärungen etwa an die besten Haushunde der Welt, den Tanz als Geschicklichkeitstraining, an einsame und wilde Orte, an Geschmackssachen und echte Pints lesen. Alle Weils zusammengenommen, ergibt das ein schönes Kompendium über die irische Mentalität und Lebensart. Es ist amüsant, wortgewandt fast wie die Iren selbst und ebenso querdenkerisch verfasst und ein Lesestoff für alle, die Irland mit offenem Herzen bereisen wollen. Weshalb nun die Iren die besten Verlierer der Welt sind, steht in Liebeserklärung Nr. 25. Es hat irgendwie damit zu tun, dass die Iren große Niederlagen gerne in Jahrestage ummünzen, um am Ende doch noch als Gewinner aus ihnen hervor zu gehen. Wenn das funktionieren sollte, so die Theorie des Autors, müssten die Iren im Jahr 2500 Fußballweltmeister werden. Aber bis dahin ist es ja noch ein großes irisches Weilchen hin. Markus Bäuchle und Eliane Zimmermann, 111 Gründe Irland zu lieben, Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt, Schwarzkopf&Schwarzkopf Verlag, Berlin 2015, 256 Seiten, 9,99 Euro

Es ist amüsant, wortgewandt fast wie die Iren selbst und ebenso querdenkerisch verfasst. Das klingt gut, geht runter fast wie Öl. Auch Querdenker dürfen sein, wenn man erfolgreich ist. Einen fröhlichen Dank an den Main — und diskutieren wir jetzt einfach mal gar nicht drüber, dass es auch jede Menge Iren gibt, denen jedes sinnhafte Wort nur ganz schwer über die Lippen kommt . . .

15.10.1