Patsy Dick und die Macht des Glaubens

Glengarriff, das kleine Dorf mit dem großen Namen im Südwesten Irlands, hat zuletzt viele Negativ-Schlagzeilen erdulden müssen: Im vergangenen Sommer gab es mehrere schwere Unfälle, der Bucht von Glengarriff droht noch immer eine zerstörerische Groß-Lachsfarm, die unweit vom Dorf die Umsätze des rücksichtslosen norwegischen Fischerkonzerns Marine Harvest mehren soll —  und dann hat vor wenigen Wochen auch noch Glengarriffs berühmteste Einwohnerin, die Hollywood-Legende Maureen O`Hara, dem Dorf unter Getöse den Rücken gekehrt. Die alte Dame nahm nach einer öffentlichen Schlammschlacht  um Erbe, Vermächtnis und Geisteszustand Reißaus und lebt nun mit Enkel Connor Beau jenseits des Atlantiks in Idaho.

Es ist also endlich Zeit für gute Nachrichten — und die produziert nun eine Tochter des Dorfes, die sich ebenfalls der Schauspielerei verschrieben hat: Clodagh Downing verließ ihr Heimatdorf Glengarriff vor Jahren in Richtung Dublin, um dort Schauspielerin zu werden. Nun kehrte die junge Frau zurück und widmet Glengarriff einen kleinen wundervollen Kurzfilm, den sie in den vergangenen Monaten mit einem Profi-Team produziert hat: Patsy Dick erzählt die Geschichte des Bootsmannes Patsy Dick O`Sullivan, der in den 50-er Jahren ein unglückliches, da kinderloses Paar aus Amerika traf.

Clodagh Downing

Ohne die Story vorweg zu nehmen: Patsy Dick ( gespielt von Gary Murphy) fährt das amerikanische Paar über die reizvollen Wasser des Glengarriff Harbour, und irgendwie gelingt es ihm, mit Wünschen und der Macht des Glaubens zwei unglückliche Menschen glücklich zu machen.

Die Bootsleute von Glengarriff genießen seit den Zeiten der adeligen viktorianischen Reisegesellschaften eine gewisse Berühmtheit. Interessante irische Charaktere steuerten die Ruderboote durch Glengarriff Harbour und hinüber nach Garinish Island. Das Gewerbe sah etliche große Steuermänner, kleine Schlitzohren, große Herzen, fabelhafte Geschichtenerzähler  und einige kleine Abzocker. Oft trugen die Bootsleute den Namen O`Sullivan. Patsy Dick war einer von Ihnen – und er wird erinnert als ein ebenso wilder wie charmanter Mensch, der das mitunter schwere Leben mit einer gewissen Leichtigkeit nehmen konnte, ein Mann mit Herz und einer Vorliebe für bunte Bootsfahrten.

Clodagh Downing hatte die Geschichte von Patsy Dick und seiner Ehefrau Ciss in ihrer Kindheit in Glengarriff von ihrer Mutter erzählt bekommen. Nun, als junge Frau, die demnächst heiratet, hatte sie den Wunsch, die Story in Form eines Films weiter zu erzählen. Sie schrieb das Drehbuch und spielt die Amerikanerin Sarah selbst. Der gesamte Film wurde in Glengarriff Harbour gedreht. Das Ergebnis kann eine breite Öffentlichkeit erstmals beim Cork Film Festival (6. – 13. November) sehen.

Der liebenswerte Kurz-Film mit der optimistischen Botschaft ist eine kreative Arbeit, die wohl erst nach dem Ende der Keltentiger-Dauerparty in Irland möglich wurde. Patsy Dick ist eine Rückbesinnung auf das, was im Leben zählt. Ein kleiner, leiser und zu Herzen gehender Film.

Demnächst schon soll Patsy Dick auf Weltreise gehen. Clodagh und Produzenten-Freundin Laura McNicholas hoffen, dass ihr Film auch die Leinwände bei Film-Festivals in Berlin, Paris und in den USA erobern wird.  Viel Erfolg dabei! Auf jeden Fall wird es demnächst eine Aufführung in Glengarriff geben, und darauf freuen wir uns.

Patsy Dick: 12:28 Minuten, produziert von 925 productions, Dublin. 

PS: Manche Leser der Irlandnews kennen das Filmprojekt Patsy Dick bereits, manche haben mit einer Spende über die Crowd-Sourcing-Website FundIt aktiv dazu beigetragen, dass der Film festig gestellt werden konnte.

Patsy Dick, a real Glengarriff Character aus den 50-er Jahren