Benoit Lorge

Ostern in Irland mit Benoit Lorge. Fotografiert von Peter Zoeller

Ostern in Irland — das ist eine Grenzerfahrung. Nein, heute schreibe ich nicht vom stolzen Alkoholgehalt eines irischen Oster-Wochenendes. Dafür von einem viel süßeren Gift: Schokolade. Ostern in Irland ist Schokolade satt. Death by Chocolate, der Name eines in Irland beliebten super-kalorischen Schokoladenkuchens, zeigt uns die Richtung.

Die Irish Times informierte uns, dass die Irinnen und Iren — es gibt derzeit etwas über 4,8 Millionen – für das Osterfest gut 40 Millionen Euro zum Kauf von 17 Millionen Schokoladen-Ostereiern investierten. Von den ganz Großen natürlich, den aufwendig verpackten, die schon gar nicht mehr in die Handtasche passen. Jeder irische Haushalt verputzt demnach um die acht Schokoladeneier — und insgesamt produzieren die Schoko-Eier essenden Iren 20.000 Tonnen Eier-Verpackungsmüll. Die Packungen der Schoko-Eier würden 161 Boeing 747-Langstrecken-Jumbos füllen. Doch Schluss damit. Das industrielle Massenei der Megakonzerne ist hier bei uns im tiefen irischen Südwesten Irlands keineswegs das Maß der Dinge . . .

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. . . Denn dort, wo einst der diebische Trunkenbold aus Whiskey in the Jar seinem Captain Farrell begegnete, in den Cork and Kerry Mountains, dort wartet auf wissende Schokoladen-Fans die süßeste Schokoladen-Versuchung – und das auch noch in Französisch. Im Dörfchen Bonane – und jetzt auch an einem zweiten Standort in der Henry Street im nahen Kenmare – betreibt Benoit Lorge seit Jahren eine Chocolaterie.

Zwischen Schaffarmen, der Kirche und alten Monumenten aus der Steinzeit betreibt Benoit mit seiner Partnerin Yolanda im ehemaligen Shop mit Post der O´Connors seine Schokoladen-Manufaktur. Was er dort produziert, so verraten mir erfahrenste Freundinnen des kakaohaltigen Gaumenschmauses, ließe sich spielend auch auf den Boulevards von Paris verkaufen. Edle Schokoladen – von milchig bis dunkel – Pralinen, Täfelchen, Trüffelchen, Figürchen: Im Schokoladen-Shop verfällt die Schokoholikerin schon beim Schauen in wohliges Entzücken.

 

Irland Ostern

 

Ostern in Irland: Der Lorge-Shop gleicht gerade in den Tagen vor dem Fest einem Taubenschlag. Denn die Schoko-Eier von Lorge sind beliebt. Da macht es gar nichts, dass ein straußenei-großes Massiv-Ei schon mal knapp 35 -bis 40 Euro absorbiert. Für den engen Geldbeutel und den enger geschnallten Gürtel gibt es auch kleinere, preiswertere und zudem hohle Versionen dieses wundervollen Symbols von Fruchtbarkeit und neuem Leben. Und alle handgemacht von Meister Lorge. Très délicieux! (sagt die Frau).

 

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Wie aber verschlägt es einen fabelhaften Konditor, einen erstklassigen Schokoladen-Bäcker ans Ende der Welt am Atlantik? Benoit Lorge sagt, er habe schon an vielen exotischen Orten gelebt und gearbeitet. Er hat also gewissermaßen einen Hang dazu — und er scheint die Gegend in Süd-Kerry wirklich zu mögen. Hierher gekommen war der Lothringer ursprünglich beruflich: Er arbeitete als Konditor (pastry chef) für das Sheen Falls Lodge Hotel ein paar Kilometer weiter in der Kenmare Bay. Die Inspirationen für seine Schokoladen holt sich Benoit nach eigenen Worten in den umliegenden Bergen –  wie auch immer dieser Qualitäts-Transfer funktionieren mag: Er gelingt. In diesem Sinne: Death by Chocolate . . .

PS: Dies ist keine Werbe-Anzeige, und ich werde auch nicht mit Schokoladen-Eiern bezahlt. Ich esse keine Schokolade (mehr). Aber die Courage, in einem entlegenen irischen Dorf “in the middle of nowhere” eine qualitativ hochwertige Chocolaterie zu betreiben und damit erfolgreich zu sein, begeistert mich.  

 

Die Fotos von Lorge hat der Fotograf Peter Zoeller gemacht. [ed280316]