Klack, klack, klack, klack, klack, klack. 
Klick.
Klack.
Die bisweilen lautstark ausgetragenen Dispute zwischen Nordic-Fans und stock-verachtenden Lauf-Normalos scheinen in Deutschland allmählich zu verstummen. Wahrscheinlich haben die meisten Stock-Hasser sich inzwischen klammheimlich eingestanden, dass das gute alte Gehen oder neudeutsch “Walken” ziemlich unclevere Traditionen sind – zumindest, wenn man das wöchentliche Bewegungspensum unter Fitness- und Effizienz-Aspekten betrachtet. (Als Nordic Walking Trainer möchte ich dem Nordic-Walking-Hasser Achim Achilles, alias Hajo Schumacher, dem Lauf-Plauderer von Spiegel online, jedenfalls einmal ausdrücklich für seine öffentlichkeitswirksame Kampagne danken).

Vor über fünf Jahren jedenfalls, im Jahr 2003, war ich aufgrund eines schmerzenden rechten Kniegelenks mit meinem alten Läufer-Latein derart am Ende, dass ich schließlich den Rat von Frau Eliane (die es mit dem Sport nicht so sehr hat) annahm: ich fing an, wieder am Stock zu gehen und fand Gefallen am Modesport Nordic Walking. Schon in den 70er Jahren hatten wir aktiven Ski-Langläufer im Sommer unsere langen Bergläufe regelmäßig mit Langlaufstöcken absolviert und so – genau genommen – das Nordic Walking begründet. Ich jedenfalls beschloss, die Trainerlizenz zu machen, wanderte mich stockgestützt aus dem Körpertief  und kann lange schon wieder ordentlich laufen (Laufen im Sinne von Joggen, Halbmarathonzeit: 1:33 Stunden). Heute zeigen wir Gästen und irischen Hausfrauen, wie sie sich mit Nordic- Walking-Stöcken erfolgreich aus den Sofakissen stemmen. 

Die Menschen, die uns aus den Ländern mit einer nordischen Tradition besuchen, gehen meist gerne mit am Stock, weil sie Nordic Walking seit Jahren kennen.  Ganz anders die Iren. Das Skifahren haben sie erst für sich entdeckt, seit sie dank eines gewissen Wohlstandes zum Vergnügen ins Ausland reisen können, also vor fünf oder zehn Jahren.  Vormittags und in der Dämmerung am Straßenrand platzgreifend mit den Armen rudernde Frauen – manchmal alleine, manchmal im Pulk – frönen dem stocklosen “Power Walking”, das es hierzulande zu einer gewisse Popularität gebracht hat, seit es als gesund gilt. 
Vor zwei Jahren haben wir nun beschlossen, zurück zu missionieren, nachdem die Iren uns Deutschen ab dem 5. Jahrhundert knallhart und ungemein erfolgreich das Christentum antrainiert haben. Wir geben Nordic Walking Kurse für die Frauen (und einige spleenige Herren) in der Bantry Bay und haben Glengarriff kurzerhand zur Nordic-Walking-Metropole Irlands erklärt. Inzwischen hat selbst der katholische Pfarrer von Bantry in seiner Sonntagspredigt die segensreichen Wirkungen des “pole walking” gepriesen, und Mary Finucane, eine populäre Radio-Moderatorin trommelte in ihrer Morning Show für unsere Disziplin. Die Anrufe aus den Tiefen des Insellandes mehren sich, manche Leute in Cork finden mittlerweile den Weg nach Glengarriff, um sich von uns die richtige Technik zeigen zu lassen, und bewegungswillige Damen aus Dublin wollen am Telefon wissen, wo sie ihrem Spontankaufbedürfnis nachgeben und in der Hauptstadt ein paar “richtige” Stöcke kaufen können. Sie sehen, es geht voran im Westen, im schönsten Land Europas.