News aus Irland immer aktuellZum Nationalfeiertag Patrick´s Day machen Irlands Politiker groß in Optimismus: Alles soll 2013 besser werden, die Wirtschaft, die Staatsfinanzen und auch der Alkoholkonsum der Bevölkerung. Die Sonnntags-News aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem schnellen Wochenrückblick von Tom Brütting.

 

Eine halbe Million Menschen feiern in Dublin
“Wie, Was, Warum” war gestern das Motto der Patricks Parade in Dublin, der “City of Science 2012”. Eine halbe Million Menschen feierten gestern mit einem bunten Umzug den Nationalheiligen Patrick, Irland, die Iren und die Irishness. Die zweistündige Parade durch Dublins City, die so etwas wie Irlands Version eines Straßen-Karnevals ist, zog Menschen aus der ganzen Welt an. Egal ob grün, ob gelb, ob braun oder weiß: Jeder durfte einen Tag lang Irisch sein, und viele Iren waren dem eigenen Vernehmen nach einen Tag lang stolz auf ihr Land und verdrängten einfach einmal die Probleme, in denen das Land wirtschaftlich und finanziell steckt.

Optimismus I: Finanzminister lässt Irland „wie Rakete abheben“
An demonstrativem Optimismus hat es irischen Politikern in der Geschichte noch selten gemangelt. Auch der aktuelle Finanzminister Michael Noonan reiht sich ein in die Reihe der Staatsmänner, die über der grünen auch noch die rosarote Brille tragen. Auf einem Auslandsbesuch in Paris verteidigte Noonan die strengen Sparmaßnahmen der Regierung, da sie nach einem Erstarken der Weltwirtschaft Irland beim Durchstarten helfen würden. „Wir sind in dieser Phase der selbstauferlegten Sparsamkeit so wettbewerbsfähig geworden, dass die irische Wirtschaft einer Rakete gleich abheben wird, wenn die Weltwirtschaft wieder anzieht“, so Noonan in Paris. „Wir könnten in den nächsten Jahren sehr bedeutsame Wachstumsraten in Irland sehen.“ (Quelle: Irish Examiner)

Alkohol I: Pro-Kopf-Konsum wieder angestiegen
Besorgnis herrscht in der Gesundheitskommission des irischen Parlaments, nachdem neue Zahlen zum Alkoholkonsum vorgelegt wurden. Nach den vom irischen Zentralamt für Statistik ermittelten Werten zeigt sich, dass der Alkoholkonsum unter irischen Erwachsenen auch im zweiten Jahr in Folge angestiegen ist. So kletterte der Pro-Kopf-Wert von 11,9 Litern pro Jahr im Jahr 2010 auf 11,97 Liter., ließ Dr. Tony Holohan vom Gesundheitsministerium die Kommission wissen. Den Grund sieht Holohan in der besseren Erschwinglichkeit von Alkoholika. Die neuen Werte sind ein Rückschlag für die von Ministerin Róisin Shrotall erarbeitete nationale Strategie gegen Mißbrauch von Rauschmitteln. Der Strategie zufolge soll der durchschnittliche Jahreskonsum eines irischen Erwachsenen auf 9,1 Liter Alkohol im Jahr gesenkt werden. Vielleicht kommt der Ministerin aber eine andere Studie zur Hilfe. Das Marktrforschungsinstitut Millard Brown will ermittel haben, dass mittlerweile 92 Prozent der irischen Erwachsenen der Meinung sind, dass Volltrunkenheit in der Öffentlichkeit unattraktiv auf das andere Geschlecht wirke. Na denn… (Quelle: Irish Times)

Alkohol II: Erfolgsgeschichte Whiskey
Wenn gestern Iren und Hibernophile in grüner Patrickslaune mit geschätzten acht Millionen Gläsern Uisce Beatha alles Irische hochleben ließen, dann haben sie nicht unwesentlich zu einer Erfolgsgeschichte beigetragen, die sich in den letzten Jahren entfaltet hat. Der Export von irischem Whiskey ist in den vergangenen 36 Monaten um beachtliche 60 Prozent von 140 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 220 Millionen Euro angestiegen. Wesentliche Profiteure dieses Exportbooms waren Cooley, Bushmills, Tullamore Dew und Jameson. Geschicktes Marketing ist ein Grund, weshalb das Lebenswasser aus den Jameson-Destillen sich in den letzten 20 Jahren zum Marktführer unter den Irischen Whiskeys gemausert hat. 60 Prozent des gesamten Umsatzes entfallen demzufolge alleine auf Jameson – in Gläsern ausgedrückt waren das geschätzt rund 5 Millionen Gläser Jameson weltweit nur am St. Patrick´s Day. (Quelle: Irish Independent)

Irland nur drittbeste von sechs Nationen

Es hätte so schön sein können. Die Träume waren hochfliegend: „Irland schlägt England am St. Patrick’s Day.“ Ja, schön wäre es gewesen, aber während sich Wales am letzten Tag des Six Nations-Turnier erneut den Grand Slam-Titel des ungeschlagenen Turniersiegers sicherte, platzten die irischen Siegesträume im Stadion von Twickenham. 30 : 9 für England lautete der Spielstand nach 80 Minuten – ein mehr als deutlicher Ausgang. Hatten die „Boys in Green“ in der ersten Hälfte des Spiels noch gut mithalten können – mit 9 : 6 gingen sie in die Halbzeit – kamen sie nach dem Seitenwechsel so richtig unter die Räder. Den drei Strafkicks, einem Versuchen samt Erhöhung sowie einem Strafversuch hatte Irlands Rugby-Elite nichts mehr entgegenzusetzen. Zwar kam Irlands Kicker Jonathan Sexton noch einmal zu einem Strafkick, doch da waren die Engländer schon uneinholbar enteilt. Irland beendete das Turnier auf dem dritten Platz hinter Wales und England und gefolgt von Frankreich, Italien und Schottland. (Quelle: RBS Six Nations)

Optimismus II: Kein Rettungsschirm mehr ab 2013
In den allgemeinen Enthusiasmus rund um den irische Nationalfeiertag verkündete Taoiseach Enda Kenny auf einer Veranstaltung des „Irish Fellowship Clubs“ in Chicago, dass Irland für 2013 das Verlassen des Rettungsschirm-Programms plane. „Wir sind auf dem Weg zurück“ erklärte Kenny in seiner Rede vor 500 geladenen Gästen, darunter Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel, und lud die amerikanischen Exiliren ein, im nächsten Jahr nach Irland zurückzukehren und das „Nach-Rettungsschirm-Irland“ aufzubauen. „Das Vertrauen in unsere Wirtschaft kehrt zurück. Unser Volk betrachtet die Welt nun deutlich anders als zu den „Celtic Tiger“-Jahren“, so Kenny weiter.“ Sie haben ein Gespür für Werte, Einsatz, Fokussierung und Zusammenhalt in Bezug auf die Zukunft.“ Tatsächlich?

(Quelle: Irish Times )

Bord Gáis verrechnet sich zugunsten der Kunden
Menschliches Versagen – so einfach ist die Begründung für einen Abrechnungsfehler, der den Energieversorger Bord Gáis Energy in diesem Winter rund 3,3 Millionen Euro kostete und etwa 57.000 Kunden zu niedrige Rechnungen bescherte. Im Schnitt mussten die Kunden rund 60 Euro zu wenig bezahlen. Im Rahmen eines Computerupdates war ein manueller Eingriff zur Anpassung der Preise nötig geworden, ein Preis wurde falsch eingegeben, sehr zur Freude der Kunden, die, wie Bord Gáis mitteilte, auch nicht befürchten müssen, nachträglich zur Kasse gebeten zu werden. Stattdessen sollen nun ab dem 15. März die korrekten Preise berechnet werden, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. (Quelle: Irish Times)

Irische Unis sind nicht mehr „Top of the World“
Damit kann sich das Bildungsministerium, das gerne die gute Bildung irischer Berufsanfänger rühmt, nicht zufrieden sein. In der Liste der besten Universitäten weltweit schaffte es keine einzige irische Universität unter die Top 100 des diese Woche veröffentlichten“Times Higher Education World Reputation Rankings“. Noch vor fünf Jahren zählte das Dubliner Trinity College zu den besten 50 Universitäten der Welt und auch das University College Dublin war in der Liste der besten 100 präsent. In der neuesten Ausgabe der Rangliste liegen die beiden Colleges nur noch auf den Rängen 117 und 159. Angeführt wird die Liste von den USA, die 44 Bildungsinstitute unter den besten 100 zählen können. (Quelle: Irish Times)

Irlandnews.comDer Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

 

Die erste Meldung stammt direkt aus der Irlandnews-Redaktion. Fotos: MSO, Patricks Day Festival 2011, privat.