News aus Irland immer aktuellGeld, Geld, Geld: Das liebe Geld bestimmte die Woche in Irland: Ein schwer reiches Paar macht auf arm, die Regierungspartei rafft Spendengelder und blamiert sich, das alte Regierungs-Flugzeug steht zum Verkauf. Die Sonnntags-News aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem schnellen Wochenrückblick von Tom Brütting.

 

 

Spenden-Gala zur Unzeit: Fine Gael will schnell noch Kasse machen

500 € ScheinDie Regierungspartei Fine Gael sorgt für Kopfschütteln. Wenige Wochen bevor ein neues strenges Parteispendengesetz im Dáil verabschiedet werden soll, veranstaltet die Partei am 30. April ein großes Fundraising-Dinner im Grand Hotel in Malahide. Geladen sind Geschäftsleute, die für Empfang und Lunch mit Vekehrsminister Leo Varadkar und Gesundheitsminister James Reilly 100 Euro pro Nase oder 850 Euro für einen 10er-Tisch berappen sollen – etwaige Spenden noch nicht mitgerechnet. Künftig sollen Firmenspenden über 200 Euro nur unter strengen Vorgaben möglich sein, darunter die Nennung der Spender. Doch Unverständnis herrscht nicht nur über die offensichtliche Nähe der Politik zur Geschäftswelt, sondern auch über die Art und Weise, in der die Einladungen erfolgten. Die waren von der Nord-Dubliner Parteigliederung verschickt worden – allerdings in Umschlägen des Parlaments, die Abgeordnete zur Wahrnehmung ihres Amts zur Verfügung stehen. (Quelle: Independent)

Spektakulärer Rauswurf macht Schlagzeilen

Für Unruhe sorgte vergangene Woche das Video einer Hausräumung, bei der ein älteres Ehepaar, das seit 2009 die Hypothek für sein Haus in Killiney im Süden der irischen Hauptstadt nicht mehr bedient hatte, von Polizisten und Gerichtsvollziehern aus dem eigenen Haus geworfen wurde. Ziel der Räumung war es, die Immobilie für die Gläubigerbank frei zu machen. Das Paar campierte daraufhin auf der Straße, die Empörung schlug hohe Wellen, Erinnerungen an die „Evictions“ durch englische Landlords wurden wachgerufen und sogar die „Occupy Dame Street“-Gruppe erklärte ihre Solidarität mit dem Ehepaar. Was erst im Laufe der Zeit herauskam – das Ehepaar ist nicht so hilf- und mittellos, wie es sich den Medien gegenüber präsentiert hatte, sondern besitzt rund 20 Immobilien in und um Dublin. Entsprechend gering war das Mitleid in den Reaktionen der Politik auf den öffentlichen Aufschrei. Taoiseach Enda Kenny äußerte sein Unverständnis, warum das Paar nicht längst  in eines ihrer anderen Häuser umgezogen war, da die Räumungsanordnung für die jetzt geräumte Immobilie ja bereits seit zwei Jahren vorliege. (Quelle: Irish Times)

Für Schnäppchenjäger: Regierung verkauft Flugzeug

Ein ehemaliges Dienstflugzeug der irischen Regierung, eine Beechcraft Super King Air 200, mit der einst Minister und hohe Regierungsbeamte durchs Land geflogen wurden, steht zum Verkauf.  Ähnlich alte Maschinen dieses Typs  erlösen für gewöhnlich rund eine Million Euro, doch dieses Objekt hat ein paar Haken, wie das Air Corps, in dessen Obhut die Maschine steht, einräumen musste. Die 32 Jahre alte Turboprop-Maschine ist mit Küche und Toilette ausgestattet, doch ein entscheidendes Detail sollte auch erwähnt werden: Das Air Corps kann nicht garantieren, dass die Maschine, die schon über 16.000 Flugstunden absolviert hat und seit drei Jahren am Boden steht überhaupt noch einmal abheben wird.  Ein Vertreter des Herstellers erklärte auf Anfrage des Independent, es sei schon ein Wunder, dass die Maschine diese enorme Zahl an Flugstunden überhaupt habe absolvieren können. (Quelle: Independent)

Labour im Abtreibungs-Dilemma

Irisches Reizthema Abtreibung: Bei einer Abstimmung im Dáil haben die Abgeordneten der Labour-Regierungsfraktion entgegen eigener  Parteitagsbeschlüsse gegen einen Gesetzentwurf gestimmt, der die 1992 erlassenen Vorgaben des Supreme Courts zum Abtreibungsrecht in geltendes Recht einbringen wollte.  Der Vorschlag, der auch von den Fraktionen von Fine Gael und Fianna Failabgelehnt wurde, war von zwei Abgeordneten der Sozialisten, der „People before Profit“ sowie einem unabhängigen Abgeordneten vorgelegt worden. Der Vorstoß wurde von Regierungsseite zwar grundsätzlich begrüßt, man wolle jedoch zuvor den Bericht einer Expertenkommission abwarten, der in zwei Monaten vorliegen werde, so der Standpunkt der Regierung. (Quelle: Irish Times)

Mit Junk-Couture ganz vorn auf dem Laufsteg

Normalerweise verbindet man mit “Junk” nichts Gutes. Doch beim europaweiten Mode-Design Wettbewerb “Junk Kouture” haben drei Mädchen aus dem County Wexford den Hauptpreis eingeheimst: Für ihr extravagantes Designerstück “Lady Data” ganz aus Recyclingmaterial gewannen die Schülerinnen den Titel im “European Recycling Platform Junk Kouture Grand Final 2012”.  Lady Data ist die Kreation von Kelly Bolger, Michaela Doyle-Murphy und Sarah Greene und soll die immer größere Bedeutung der Informationstechnolgie im Alltag darstellen. Das Kostüm besteht unter anderem aus Platinen, Tastaturen und Kupferkabeln –  alles Spenden lokaler Geschäfte und auf dem Wertstoffhof eingesammelt. Einer der Juroren, Designer Peter O’Brien, betonte, Lady Data habe die Jury sowohl mit der cleveren Materialauswahl als auch perfekter Verarbeitung überzeugt. (Quelle: Irish Times )

Rinder für Kasachstan

Hubert Maxwell ist ein erfolgreicher Viehhändler aus Roscommon. Erst diese Woche konnte er wieder 300 Rinder der Rassen Hereford und Angus  verkaufen. Das Ungewöhnliche an Maxwells Verkaufserfolg ist der Bestimmungsort der Tiere – Kasachstan! Seit August 2011 bezieht das 6500 Kilometer entfernte Land Rinder von Maxwell, schon fünfmal fuhren seine Trucks seit August 2011 die Strecke, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Mittlerweile ist der nächste Schwung Rinder auf Maxwells Farm angekommen, sie treten im Juni ihre Reise nach Kasachstan an. Trotz der langen Fahrt seien bisher alle Tiere gesund und heil am Ziel angekommen, betont Maxwell, dessen Transporte  unter anderem vom irischen Landwirtschaftsministerium auf die Einhaltung der Tierschutzvorschriften überwacht werden. Viel Heu, reichlich Wasser und täglicher Auslauf sollen den Tieren die Reise so angenehm wie möglich machen – auf dass die Kasachen auch weiterhin in den Genuss von „Irish Beef“ kommen. (Quelle: Independent)

Neues Kulturzentrum in Belfast ist eröffnet

Nach zehn Jahren Planung hat diese Woche Belfasts neues Kulturzentrum, das “Metropolitan Arts Centre” oder kurz MAC seine Pforten für die Öffentlichkeit geöffnet. Das am Saint Anne’s Square gleich neben der Kathedrale gelegene 18 Millionen-Euro-Gebäude mit der kantig-modernen Fassade ist die zweite große Neueröffnung im Kultursektor nach dem Museum „Titanic Belfast“ in diesem Jahr. Das Metropolitan Arts Centre beherbergt zwei Theater mit 350 und 120 Sitzplätzen, drei Kunstgalerien, ein Tanzstudio, Schulungsräume, Ateliers, Büros, ein Café mit Bar und weitere kulturelle Einrichtungen. (Quelle: Belfast Telegraph).

Irlandnews.comDer Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

 

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