News aus Irland immer aktuellDas Geld ist knapp und das Haschisch stark in Irland.  Irlands Wirtschaft wird wohl 2012 weiter schwächeln. Die Iren sind mit ihrer neuen Regierung nicht sonderlich zufrieden und das Leben auf der Insel wird wohl noch härter. Hilft da die Nachricht, dass sich irischer Whiskey verkauft wie geschnitten Brot und dass in Irland angebauter Hanf  extrem starkes Haschisch produziert? Lesen Sie die Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aktuell aus Dublin.

 

Düstere Aussichten: Wachstumsprognose für Irland wird gesenkt

Irland Nachrichten Irlands Wirtschaftsforschungsinstitut ESRI warnte diese Woche, dass eine anhaltende Euro-Krise einen negativen Effekt auf Irlands Wirtschaft haben wird. Irlands Export sei auf eine starke Nachfrage innerhalb der EU angewiesen. Doch nun sehe alles danach aus, dass die gesamte Euro-Zone erneut in eine Rezession abdriftet, so das Institut in seinem Bericht zur Einschätzung der Situation. Für das kommende Jahr korrigierte das bislang meist verhalten optimistisch gestimmte Institut seine Wachstumsprognose nach unten. Statt 2,3 Prozent erwartet es im nächsten Jahr allenfalls 1 Prozent Wachstum in Irland. Die Arbeitslosenquote werde auch 2012 deutlich über 14 Prozent liegen, mit einem weiter wachsenden Anteil an Langzeitarbeitslosen. Geschätzte 75.000 werden im nächsten Jahr das Land verlassen. Eine Genesung der irischen Wirtschafte hänge stark davon ab, wie sich die globale Wirtschaft entwickelt. (Quelle: Irish Independent)

Ein Jahr Bailout – 45 Prozent mit der Regierung unzufrieden

Am 28. November jährte sich der Tag, an dem Irland unter den Rettungsschirm von EU und IWF schlüpfte und Finanzhilfen im Umfang von 85 Milliarden Euro akzeptierte. Ein Jahr Bailout – wie schätzt das Volk die Situation heute ein? Der “Irish Examiner” gab hierzu eine Umfrage in Auftrag: Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) ist der Ansicht, Irland solle weiterhin den von EU und IWF auferlegten Bedingungen des Rettungsschirms nachkommen, 30 Prozent war gegenteiliger Ansicht, 22 Prozent hatte keine Meinung. Befragt über ihre Einschätzung, wie die neue Regierung die Situation bislang handhabte, zeigten sich nur 29 Prozent zufrieden, 45 Prozent unzufrieden, 26 Prozent hatten keine Meinung. In letzterem Ergebnis mag sich die Unzufriedenheit vieler darüber widerspiegeln, dass die Regierung zwar eine Zinssenkung für den Rettungskredit aushandeln konnte, die Anteilseigner der mit Milliarden gestützten Banken bislang aber unbehelligt ließ. (Quelle. Irish Examiner)

Dublin will Feuerwehr-Einsätze in Rechnung stellen

In ihrem Bemühen, ihre Ausgaben mit dem Budget in Einklang zu bringen, kommen die Städte und Gemeinden auf recht abstruse Ideen. Die Stadt Dublin erwägt, Einsätze der Feuerwehr künftig in Rechnung zu stellen. Bei einem Hausbrand zum Beispiel soll die erste Stunde Einsatz künftig pauschal 500 Euro kosten, danach wird je weitere Stunde und je benötigtem Löschfahrzeug abgerechnet. Dublin Fire Brigade hält von dem Vorschlag wenig. Ihre Sorge: Die zu erwartenden hohen Kosten für das Anfordern eines Löschzugs könnten Betroffene ohne eine entsprechende Versicherung dazu verleiten, einen Brand zunächst auf eigene Faust zu bekämpfen, was die Sache womöglich noch schlimmer machen würde. (Quelle: Irish Times)

Irischer Cannabis stärker und gefährlicher

Cannabis ist die am meisten verwendete illegale Droge in Irland. Der Großteil wird aus dem Ausland bezogen. In zunehmendem Maße wird Cannabis aber auch direkt in Irland angebaut. Das National Advisory Committee on Drugs (NACD) warnte diese Woche, dass der heimische Cannabis ein größeres gesundheitliches Risiko darstelle. Proben aus illegalen Anbauten in Limerick, Cork, Tipperary, Dublin und anderen zeigten, dass der Anteil an Tetrahydrocannabinol (THC), der Hauptwirkstoff der Droge, besonders hoch sei. Zugleich sei der Anteil an Cannabidiol (CBD), das die Wirkung von THC mildert, geringer. Die Folge: Irischer Cannabis ist wesentlich stärker als importierter, der speziell für den Export angebaut werde und weniger stark sei. Frühere Studien in England ergaben, dass Konsumenten von zu starkem Cannabis häufig Psychosen entwickeln. (Quelle: Irish Times)

Irischer Whiskey ist weltweit gefragt

3,4 Millionen Fässer Jameson Whiskey wurden in den zwölf Monaten bis Ende Juli weltweit abgesetzt. Irlands flüssiger Exportschlager ist beliebt wie nie zuvor. Der Getränke-Multi Irish Distillers Pernot Ricard (IDPR), der auch  die Marke Jameson vertreibt, gab diese Woche bekannt, dass aufgrund der großen Nachfrage alle Produktionskapazitäten ausgeschöpft seien. Nun will man 100 Millionen Euro in den Ausbau der Destillerie in Midleton, Co. Cork, investieren. Dabei sollen 60 neue Arbeitsplätze entstehen. Na, darauf kann man doch einen trinken: Sláinte. (Quelle: The Journal)

Initiator von Knock Airport soll Denkmal erhalten

Als 1981 auf einer einsamen Hochebene unweit des Pilgerorts Knock die Bagger anrollten, zeigte er sich begeistert wie ein kleines Kind. “Wir bauen einen Flughafen”, sagte Monsignore James Horan den verdutzten Journalisten. In einer Zeit von Massenarbeitslosigkeit und Auswanderung ausgerechnet im trostlosen Westen Irlands einen internationalen Flughafen bauen zu wollen, konnte nur eine wahnwitzige Idee sein, zumal ein Geistlicher der Initiator war. Doch der Monsignore setzte sich durch, auch ohne Planungsgenehmigung und gesicherte finanzielle Mittel. Leider verstarb Monsignore Horan nur zwei Monate nach Eröffnung des Flughafens 1986. Doch mit der Umsetzung seiner Vision hatte er der Region seinen Stempel aufgedrückt. Im kommenden Jahr will Ryanair ins Drehkreuz Knock einige hunderttausend Touristen einfliegen. Und der Rat der Grafschaft Mayo möchte dem weitsichtigen Geistlichen ein Denkmal stiften. Das Geld ist knapp, mehr als 70.000 Euro darf die Statue nicht kosten. Unklar ist deshalb noch, ob der Steuerzahler dafür aufkommen darf, oder ob sich private Stifter finden. (Quelle: Irish Independent)

Zum Schmunzeln: Cloud Computing in Irland . . .

Wie lässt sich aus den Standortvorteilen einiger Regionen wirtschaftliches Kapital schlagen? Councillor Seamus Tiernan im Grafschaftsrat von Galway hat sich da so seine Gedanken gemacht. Seiner Ansicht nach würde sich das windgepeitschte und von Bergketten geprägte Connemara im Nordwesten Irlands als idealer Standort in Sachen Windenergie und Cloud Computing anbieten. Seine Begründung: “Connemara in particular could become a centre of excellence for wind energy harnessing, as it is open to the Atlantic. Also in terms of cloud computing, we have dense thick fog for nine months of the year, because of the mountain heights and the ability to harness this cloud power, there is tremendous scope for cloud computing to become a major employer in this region.” – Eine nette Story, aber leider eine Ente (einen Councillor Seamus Tiernan gibt es in Galway nicht). Die Story kursierte in diversen Internet-Foren und schaffte es diese Woche sogar auf die Webseite des englischen “Daily Telegraph” (wurde dort allerdings nach kurzer Zeit wieder gelöscht). Aber so weit hergeholt ist die Geschichte vielleicht gar nicht. Über die Ansichten und Äußerungen mancher irischer Politiker kann man tatsächlich nur mit dem Kopf schütteln.

Weitere Kurz-Meldungen dieser Woche

∗ Giovanni Trapattoni hat noch nicht fertig. Der 72-Jährige verlängerte diese Woche seinen Vertrag als Trainer der irischen Fußball-Nationalmannschaft um weitere zwei Jahre. Ziel: WM 2014 …

∗ Mieten statt kaufen. Angesichts eines nach wie vor auf Talfahrt befindlichen Immobilienmarktes ist dies die derzeitige Empfehlung der Banken an junge Paare, die um einen Immobilienkredit anfragen.

Irland Nachrichten∗ Am Priory-Hall-Komplex in Dublin herrscht derzeit Stillstand, bautechnisch wie auch juristisch. Die vertriebenen Bewohner befinden sich in einem rechtlichen Niemandsland: Sie dürfen aus Sicherheitsgründen nicht in ihre Apartments und das verantwortliche Bauunternehmen hat kein Geld für die erforderliche Renovierung des Komplexes.

∗ Sean Quinn muss tatsächlich zwei Milliarden Euro zurückzahlen. Das Commercial Court in Dublin erklärte diese Woche die Forderungen an den bankrotten Großunternehmer für rechtens. Quinn wurde seine Verstrickung in die Geschäfte der inzwischen verstaatlichten Pleite-Bank Anglo Irish zum Verhängnis.

∗ Es sollte eine der größten Touristenattraktionen Dublins werden. Doch aufgrund sinkender Besucherzahlen wurde Dublins Riesenrad (Foto), das in den Docklands neben der “O2”-Halle stand, nach nur eineinhalb Jahren abgebaut und nach England zurück transportiert.

∗ 36 Millionen Euro – so viel kosteten offiziell die Besuche der Queen von England und des amerikanischen Präsidenten im Mai dieses Jahres.

Und was bringt die kommde Woche?

Die Nation rüstet sich für B-Day, die Verkündung des Haushalts (Budget) für 2012. Am Montag wird zunächst Brendan Howlin, Minister für öffentliche Ausgaben, die Ausgabenkürzungen vorstellen. Am Dienstag wird Finanzminister Michael Noonan seine Rede zum Haushaltsentwurf halten. Die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Am heutigen Sonntag will Premierminister Enda Kenny in einer TV-Ansprache die Nation auf harte Zeiten einstellen.

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.

 

 

Fotos: Dirk Huck (4)