Marktbesuch / Foto: Michael Heynemann

Marktbesuch / Foto: Michael Heynemann

In Galway kann man lecker essen. Über Winter sind an die zehn kleine Restaurants – die meisten sind eher coole Imbisse – wie Pilze aus dem Boden geschossen. Überall machten Schilder “Hier entsteht…” neugierig auf die Eröffnung. Die Stadt an der Westküste ist bekannt für gutes und gesundes Essen. Wer sucht, der findet vegetarische, vegane und Rohkost sowie asiatische, italienische, spanische, französische, marokkanische, mexikanische ja sogar japanische Küche in Galway City. Iren gehen gerne essen und lassen sich dies auch etwas kosten. Hier in Galway probiert man auch mal etwas Neues aus.

Seit einigen Wochen bin ich Abonnentin einer Biokiste. In Berlin hatte ich über Jahre eine Gemüse- und Obstkiste abonniert, und auf dem letztens erwähnten Food Festival, das über Ostern stattfand, entdeckte ich das Angebot von Greenearth Organics. Die Leute am Stand brauchten mich nicht zu überzeugen, genau so eine Kiste hatte ich mir gewünscht. Biogemüse frei Haus. Jetzt fühle ich mich hier wieder ein Stückchen heimischer.

Wird in Irland nicht generell ökologisch und biodynamisch angebaut? Dieser Frage habe ich mir 2013, als ich erstmals längere Zeit hier verbrachte, nicht gestellt. Irgendwie schien alles so sauber und gesund: die Luft, das Meer, das Essen. Und das Guinness. Guinness is good for you… Inzwischen ist der Blick nicht mehr ganz so touristisch getrübt. Die Fischfarmen, die Massentierhaltung – ja, die gibt es auch hier, fernab der satten, grünen Wiesen und der alten Steinmauern – und die Apfelplantagen, die Düngemittel, Gewinn-und-Verlust-Rechnungen. Es wird keinesfalls überwiegend ökologisch angebaut.

Allerdings erinnern sich viele Iren daran, wie eine Karotte, natürlich gewachsen und frisch aus der Erde gezogen, schmeckt. Und es gibt Eltern, die ihre Kinder gesund ernähren wollen und die Wert auf schadstoffarme Nahrungsmittel legen. Inzwischen haben auch viele, insbesondere junge Leute, den guten Geschmack in Sachen Essen entdeckt, der über zerstampfte Kartoffeln, zerkochte Rüben und die Salatblätter im Burger hinausgeht. Die biologisch-dynamisch angebauten Produkte kommen sehr gut an auf den Wochenmärkten. Selbst bei Lidl und Aldi sehe ich die leer geräumten Biokisten in der Gemüse- und Obstabteilung.

Bei Greenearth Organics hat man den Trend frühzeitig erkannt. Die Farm liegt circa 15 km außerhalb von Galway City. Seit 2004 baut Kenneth Keavey organisch-biologisches Gemüse und Obst an. Er kehrte seiner Karriere in der britischen Pharmaziewirtschaft den Rücken, um den heimischem Boden zu bearbeiten, das Farmland, das er von seinem Vater geerbt hat. Damit kommt er der stetig wachsenden Nachfrage nach gesunden und wohl schmeckenden Lebensmitteln nach und das recht erfolgreich. Inzwischen werden auf ca. 10 ha Land Gemüse und Obst angebaut, unter freiem Himmel und in Gewächshäusern. Kürzlich entdeckte ich im Galway Advertiser eine Anzeige, der Hof sucht Mitarbeiter, wächst also und schafft Arbeitsplätze. Die sind ja nach wie vor bitter nötig in einem Land mit einer Arbeitslosenrate von knapp 10%.

Ich jedenfalls freue mich jeden Mittwoch auf die „Bescherung“, wenn ich die Kiste in die Küche schleppe. Zurzeit probiere ich die bunte Gemüsekiste für rund 12 Euro pro Woche. Bei den Lebensmittelpreisen hier in Galway ist das fast ein Schnäppchen. Gerade gestern meinte ein Bekannter nur Dublin sei teurer als Galway. Das mag stimmen, was Lebensmittel etc. angeht, die Mietpreise allerdings sind hier im letzten Jahr um rund 10% gestiegen. In Dublin nur um rund 9% wie ich letzte Woche in der Zeitung las. Galway ist mega in. Genau wie Öko. Das freut Kenneth – und mich auch.

Diese Woche gibt es nicht nur Kulinarisches, sondern auch Anreize für die übrigen Sinne. Ab Freitag findet das Galway Theatre Festival statt. Diesjähriges Motto: Body Space Time. Eine Woche lang spielen, tanzen und inszenieren Künstler Stücke zum Thema Irlands Theater im Wandel –  “(r)Evolution in Irish theatre, from its fusion with other art forms, to its exploration of new spaces for theatre…”  Wer dann mit offenen Augen durch das Spanish Quarter schlendert und in den Schaufenstern Kunst entdeckt, befindet sich auf dem 2016 Art Trail, einer Kunstmeile. Wer dazu noch ein Selfie aufnimmt mit seinem Lieblingskunstwerk im Hintergrund kann einen Preis gewinnen. Neugierig geworden? Mehr unter www.galwaytheatrefestival.com