Manche stilisieren die einsame Beara Peninsula im Südwesten Irlands zum Ende der (keltischen) Welt, andere halten Beara schlicht für den Ort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Das Landleben zwischen Glengarriff und der Insel Dursey ist schlicht, manchmal hart, ein bisschen wie damals und für viele, die den Freuden der Zivilsation, des Konsums und der Kultur zuneigen, auf Dauer nicht auszuhalten. Konsumtempel, Shopping Malls, Boutiquen, Matinees, Konzerte, Lesungen, Edel-Italiener: FEHLANZEIGE. Beara hat es nicht, und das macht den Reiz für viele Urlauber aus, der in den Atlantik herausragenden Halbinsel einen Besuch abzustatten – nur um dann bald wieder in die Zivilisatzion zurückzukehren.

Aber: Das Offensichtliche offenbart nicht die ganze Wahrheit über Beara. Die schönsten Blüten der Kultur treiben hier im Verborgenen, zum Beispiel in einem großen Wohnzimmer in Ahabeg, einem zu Rossmacowen gehörenden Weiler in der Nähe von Castletownbere. Man glaubt es nicht, doch im kulturellen Ödland Bearas gibt sich jedes Jahr ein Dutzend Mal ein Weltklassekünstler die Ehre: Jeden Winter und jeden Sommer lädt der Pianist David Syme lokales Publikum zum Sonntagskonzert in sein Wohnzimmer ein.

Der US-Amerikaner Syme (Jahrgang 1949), ein Meisterinterpret der Werke George Gershwins, kennt die großen Konzertsäle der Welt und er hat mit den großen Orchestern der Welt in diesen großen Konzertsälen der Welt gespielt und er hat über 20 CDs eingespielt. An diesen Sonntagen zuhause lässt er das Publikum zu sich kommen: Syme wohnt in Ahabeg und er musiziert in Ahabeg. Nachmittags um 15 Uhr geht´s los, David Syme nimmt gut vorbereitet am großen Flügel in der Mitte seines Wohnzimmers Platz und spielt zwei Stunden erlesene Klaviermusik für die Leute aus der Umgebung. Bis zu 50 Menschen haben Platz in Davids guter Stube, und Frau Syme kümmert sich nebenbei rührend um das leibliche Wohl der Gäste.

Am kommenden Sonntag geht der Winter-Zyklus in Ahabeg zu Ende. Für das abschließende Wohnzimmerkonzert der Saison hat sich die Hollywood Legende Maureen O’Hara angesagt. Und wer weiß, vielleicht schaut auch Irlands Groß-Barde Christy Moore wieder einmal vorbei. Danach wird David Syme allmählich seine Koffer packen und sich für die anstehenden Konzerte da draußen in der Welt vorbereiten.  Wir bleiben zurück in der Gewissheit: Auch am Ende der Welt gibt es feinste Hochkultur. Beara has it!

Wer David Symes Wohnzimmer-Konzert erleben will, kann sich auf seiner Website informieren. Der Künstler bittet darum, dass sich die Besucher vorher bei ihm anmelden und ihr Kommen ankündigen. (Die Fotos stammen von Davids Website).