Roaringwater Bay_2_

Irlands Wetter: Reden auch wir davon: Heute wird es kalt, windig und nass in Irlands Südwesten. Willkommen im irischen Winter. Irischer Winter? Wie der angesichts des fortschreitenden Klimawandels in Zukunft aussehen soll, darüber streiten sich die Experten auf der Insel — und so wie in Deutschland jeder ein Bundestrainer oder zumindest ein Loddar Matthäus ist, so ist jeder Ire ein höchst qualifizierter Alltags-Meterologe. In dieser Vorweihnachtszeit jedenfalls schießen die Spekulationen über das bevorstehende Wetter besonders wild ins immer noch wuchernde Kraut (bis gerade eben war es sehr mild, was dazu führte, dass vorgestern noch die Rasenmäher dröhnten, um das wuchernde Gras zurückzustutzen). Die Rede ist von einem grausamen, immerhin trockenen aber bitter kalten Winter, wie ihn die Insel “seit 1000”, in seiner milderen Form “seit 100 Jahren” nicht gesehen hat.

Die Wetterpropheten aus Donegal, aus Kerry, Kealnine oder Neuseeland bemühen die Verlagerung des Jetstreams südwärts, die Farbe der Ilex-Beere, das Fell des Fuchses oder die Wetteraufzeichnungen der letzten Jahre, um sich “absolut sicher” zu sein: Uns steht ein Hammer-Winter bevor. Schlimmer noch als die kontinentalen Winter 2009 und 2010, die sich ohne jegliche Warnung mit wochenlangem Frost, mit Eis und Schnee über die Insel legten und das Leben hier weitgehend lahm legten. So rein vorsichtshalber haben wir deshalb die Wasserleitung doch einmal isoliert. Das Wasser aus dem Bach zu schöpfen, weil die Leitung eingefroren ist, war eine schöne Erfahrung wert, man muss sie aber nicht ständig wieder machen müssen (sollte der Jahrtausendwinter tatsächlich zuschlagen). Auch Schneeketten gibt es mittlerweile im Angebot lokaler Geschäfte — der Winter-Straßendienst bleibt allerdings in weiten Teilen des Landes eine unaussprechbare Vokabel und ein exotisches Ordnungskonzept.

Es gibt allerdings auch Widerrede: Unser Nachbar und Freizeit-Metereologe Stefan etwa hält streng dagegen und nennt die Mär vom bevorstehenden strengen Winter “Gerede”. Seine eigenen Wetterbeobachtungen der vergangenen 25 Jahre lassen ihn Gegenposition beziehen: Es wird, so Stefan, nicht sonderlich kalt werden. Dafür gibt es wieder viel Wind und Regen. Oha, wieder ein Winter wie den vergangenen, mit zwölf heftigen und zerstörerischen Stürmen? Hammer-Winter oder Hammer-Stürme also? Wir werden sehen.

Fakt ist: Die Tage sind nun kurz,  die Lichtspiele in den dunklen Nuancen hellgrau bis anthrazit betören. Die Wahrheit über das Winterwetter 2014/15 werden wir erfahren. Bald. Sehr bald.

Irland Winter

 

Fotos: Roaringwater Bay im Dezember 2014 / © Markus Baeuchle / Wanderlust