Es ist so weit: Die EU, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds IWF haben ihr Personal nach Irland geschickt. Ab jetzt wird geholfen – und die irische Regierung kämpft ab sofort um die Souveränität des Landes. Sie wird auch diesen Kampf verlieren, so wie sie eigentlich alle Kämpfe dieser Krisenjahre verloren hat.

Nur eines konnte die Fianna Fail-Regierung Ahern-Cowen eigentlich richtig gut: Das Wahlvolk einzulullen, zu beschwichtigen und mit Märchengeschichten bei Laune zu halten: Es beginnt mit der Legende, Fianna Fail sei eine Partei mit wirtschaftlicher Kompetenz, und es reicht über die gravierenden Fehlentscheidungen in den Celtic-Tiger Jahren – für die Ex-Premier Bertie Ahern vielleicht irgendwann noch zur Rechenschaft gezogen wird – bis hin zu den Märchen über die Banken und die Bankengarantie, den Bailout, die Budgets und die Smart Economy. Immer kam alles anders – unklar bleibt alleine, ob die führenden Politiker des Landes ihre Geschichten selber glaubten, oder ob sie dem Volk schlicht eine B-Version der Wahrheit verkauften.

Die ökonomischen “Wahr-Sager” von Morgan Kelly über Declan Ganley bis zu David McWilliams wurden aufgrund ihrer Neagtivprognosen seit Jahren als Nestbeschmutzer, Kassandras und Spielverderber abgestempelt und persönlich übel angegriffen. Sarah Carey bemerkt heute in einem Kommentar in der Irish Times, dass diese Kassandras mit ihren Prognosen seit vielen Jahren Recht hatten und dass das Spiel der Politischen Führung gegen die unbequemen Mahner mittlerweile 0:5 steht. Carey hält den Regierungspolitikern immerhin zu gute, dass die ihrer selektiven Wahrnehmung zum Opfer gefallen sind und dass sie nur äußerten, was sie zu sehen glaubten: ein Zerrbild der Realität. Warum aber gibt sich das irische Wahlvolk noch immer mit dieser politischen Führung zufrieden, warum diese schier unendliche Duldsamkeit?

Jetzt spätestens ist es Zeit aufzuwachen: Irland wartet auf einen Reboot, einen großen Neuanfang, der mit dem alten politischen Personal nicht gelingen wird. Es wird bald Neuwahlen geben – und es wird wichtig sein, dass Menschen mit klarem Kopf und unverdorbenem Ethos Verantwortung übernehmen. Es geht um viel: um die Souveränität und die Zukunft Irlands.