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111 Gründe Irland zu lieben

111 GRÜNDE IRLAND ZU LIEBEN

Irlandnews-Autoren Markus Bäuchle und Eliane Zimmermann geben Auskunft, was ihre Wahlheimat so liebenswert macht.

Irlands Geschichte für Eilige (1)

Von den Anfängen bis 1500 nach Christus

Irland Geschichte

Irland Wissen: Ihr wolltet schon immer mal verstehen, was in Irland früher los war? Hier die Geschichte Irlands im Galopp für Eilige, in fünf Minuten.  Teil 1. Die ersten 8500 Jahre. von Littlewhitepony.

 

Goldene Ohrringe aus der Bronzezeit, Irland, County Wexford um 2000 vor Christus

Es war einmal 7000 vor Christi…
Habt ihr’s gewusst? Irland lag lange Zeit im Winterschlaf, denn während der Eiszeit war die Insel versteckt unter meterdickem Schnee. Erst als wieder mildere Temperaturen einkehrten, setzten die ersten Menschen Fuß auf irischen Boden. Das war zur mittleren Steinzeit, also vor ungefähr 9,000 Jahren. Woher sie kamen, weiß keine Socke – vermutlich aber von Schottland. Irland muss damals ein magischer Ort gewesen sein – grün, fruchtbar, usprünglich und gänzlich unberührt. Viele Jahrhunderte lang lebten unsere Ur-Iren als Jäger und Sammler und aßen das, was ihnen gerade so vor die Keule sprang oder von Bäumen fiel. Die mittlere Steinzeit dauerte fast 2500 Jahre, ohne dass sich evolutionär viel tat. Aber dann…

Wo lebte der gemeine Steinzeitire? Vermutlich in Hütten, die aus einem Gerüst aus gebogenen Ästen bestanden und mit Fellen bedeckt waren. Woher wir das wissen? Am Mount Sandel im County Derry haben Archäologen eine steinzeitliche Siedlung ausgebuddelt. Sie fanden die Überreste von sieben Rundhütten, dazu Äxte aus Feuerstein, Nadeln, Pfeilspitzen und Messer. Wahrscheinlich lebten hier um die 15 Menschen. Die Siedlung ist der älteste Beleg für die Ansiedlung steinzeitlicher Jäger und Sammler auf der irischen Insel.

 

Irland’s erster Aufschwung – die Jungsteinzeit
Ungefähr 6500 vor Christi kam endlich Leben in die Sache. Eines Tages – unser Ur-Ire polierte gerade unbedarft seine Keule und blickte versonnen aufs Meer – entdeckte er am Horizont etwas Unglaubliches: Boote. Von da an ging’s rund: Menschen kamen aus Spanien, Frankreich und dem mittleren Osten auf die grüne Insel und brachten neue technische Erfindungen mit. Die geschliffene Steinaxt beispielsweise war ähnlich revolutionär wie die Erfindung des Automobils, denn damit konnte man Wälder roden und den Boden für den Ackerbau vorbereiten. Passenderweise hatten die Neuankömmlinge auch Getreide wie Weizen und Gerste im Gepäck. Das war bis dahin auf der ‘Emerald Isle’ völlig unbekannt. Genau wie Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen – die Steinzeitiren müssen nicht schlecht gestaunt haben, was ihre Freunde aus der Fremde so alles vom Boot luden. Aber nicht nur das: von ihnen lernten sie auch, wie man Ackerbau und Viehwirtschaft betreibt. Irland erlebte seinen ersten Aufschwung – der erste keltische Tiger sozusagen – nur dass die Kelten damals noch garnicht auf unserem Planeten weilten!

Die Steinaxt – der erste irische Exportartikel: Die Iren des Jungsteinzeitalters wurden bald für die Qualität ihrer Steinäxte berühmt. Sie stellten sie aus Porzellanit her – eine besondere Steinart, die sie am Berg Tievebulliagh im County Antrim vorfanden. Aus dieser Zeit sind übrigens auch jede Menge Steingräber erhalten – wie die Hügelgräber von Newgrange nördlich von Dublin oder das Poulnaborne Portalgrab inmitten des wilden Burren im County Clare. Wie die Menschen die tonnenschweren Steine bewegten, wissen wir nicht. Genauso wenig was die mysteriösen Inschriften bedeuten, wer genau da begraben wurde, und was die Form der Gräber zu bedeuten hatte.

Die Ceide Fields in Mayo: Wer das größte jungsteinzeitliche Feldsystem Europas sehen will, muss die Ceide Fields in County Mayo besuchen. Vermutlich lebten die jungsteinzeitlichen Bewohner auf Einzelgehöften, die durch Mauern voneinander abgetrennt waren. Die Mauern sowie Teile von Häusern und einige Großsteingräber haben die Jahrtausende überlebt, weil sie im Moor verborgen waren – bis ein Lehrer sie 1930 zufällig beim Torfstechen entdeckte.

 

Wir lieben Bronze…2300-600 vor Christi
Ungefähr 2300 vor Christi war Schluss mit der Steineklopferei. Die neuste, bahnbrechende Erfindung hieß Kupfer, das aber ganz schnell von der viel härteren Bronze abgelöst wurde. Töpfe, Werkzeuge und Waffen waren jetzt plötzlich unglaublich stabil und in vielen verschiedenen Formen herstellbar. Revolutionär! Die Erfindung von superscharfen Waffen kam gerade recht, denn in dieser Zeit war mit dem friedlichen Zusammenleben Schluss. Die Bronzezeitiren lagen in ständigem Clinch miteinander. Vielleicht lag es am Wetter (das war in dieser Zeit ganz besonders schlecht) oder daran, dass es langsam voll wurde: es lebten jetzt nämlich knapp 200,000 Leute auf der grünen Insel. In dieser Zeit bauten unsere Ur-Iren die ersten Festungen – bevorzugt in Hügelform, weil man von der Kuppe so wunderbar Pfeile auf die Feinde schießen konnte. Einge Exemplare sind noch heute erhalten – Archäologen glauben beispielsweise, dass die Festung Dún Aonghasa auf den Aran Inseln im späten Bronzezeitalter begonnen wurde. Genau weiß das natürlich niemand.

 

Die sagenumwobenen Kelten – 600 -100 vor Christi
Ungefähr 600 vor Christi landete eine Gruppe schräger Typen an den Ufern der grünen Insel: die sagenumwobenen Kelten. Sie hatten stahlblaue Augen, bleichten ihre Haare, bemalten ihre Körper und trugen unglaublich viel Schmuck – echte Hippies, nur, dass sie lieber Krieg als Liebe machten. Weil die Kelten nichts aufschrieben, ist über sie nur wenig überliefert – wir wissen nur das, was die Römer über sie in ihren Aufzeichnungen hinterlassen haben.

Woran glaubten die Kelten? Genauso bunt und schrill wie die Kelten selbst war auch ihre Götterwelt. Die keltischen Götter lebten auf Bergipfeln, im Himmel oder aber auch an Strömen und Flüssen. Druiden bildeten die Schnittstelle zwischen Irdischem und Überirdischem. Sie waren die Priester jener Zeit, aber auch gleichzeitig Lehrer, Zauberer, Richter, Propheten, Dichter, Doktoren und Ratgeber der Könige. Kurzum – sie waren echte spirituelle Superstars.

Wie, wann und warum die Kelten genau nach Irland kamen, weiß entsprechend kein Schwein – aber sie waren einer handfesten Auseinandersetzung nicht abgeneigt und wahrscheinlich auf der Suche nach einem ordentlichen Krieg. Vermutlich kamen sie nach und nach in kleinen Gruppen auf die Insel – es gab also keine große Invasion mit viel Geschrei, Waffengeklapper und literweise Blut. Ok, ein paar Köpfe sind sicherlich gerollt, denn die Kelten hatten eine Vorliebe für Enthauptungen – sie glaubten nämlich, die Seele des Menschen säße in seinem Schädel. Abgesehen davon war es aber eine schleichende Übernahme – die Wirkung jedoch nachhaltig und tiefgreifend. Die Kelten hatten einen ausgeprägten Sinn für Kunst, waren hervorragende Schmiede und sprachen das „Kontinentale Keltisch“, das möglicherweise die Grundlage der heutigen irischen Sprache bildete. Sie feierten ausgelassene Feste, liebten das Geschichtenerzählen und spielten sogar eine frühe Form des ‘Hurling’. Überhaupt hinterließen die Kelten einen riesigen Fußabdruck: über die Jahrhunderte vermischten sich ihre Bräuche und ihr Glaube mit dem Christentum und sind bis heute tief in der irischen Kultur verankert.

Die nackte Wahrheit…: Habt ihr’s gewusst? Die keltischen Krieger trugen in der Schlacht nur einen metallenen Halsring und sonst nicht. Ja, genau richtig: der gemeine Kelte zog nackt aufs Schlachtfeld! Ob er damit den Gegner irritieren wollte oder schlichtweg Blutflecken auf den Klamotten hasste, werden wir wohl nie erfahren! 

 

Hallelujah! oder: Wie aus keltischen Heiden Christen wurde – so ab 450 n. Chr.
Schuld ist natürlich niemand anders als der heilige Patrick. Ok, schon vor dessen Ankunft hatte der ein oder anderen Christ auf die grünen Insel vorbeigeschaut, allerdings zeigte sich das keltische Heidenpack lange resistent gegen jedlichen Versuch der Missionierung.

Den heiligen Patrick hatte es bereits im Teenagealter nach Irland verschlagen – damals wurde er von ein paar irischen Rabauken gekidnappt und als Slave verschärpelt. Vielleicht wollte er dieses Trauma überwinden indem der dem Heidenpack endlich christliche Manieren beibrachte – genau weiss das natürlich niemand. In jedem Fall kehrte er Jahre später als Missionar auf die Insel zurück – vermutlich irgendwann zwischen 460-490 nach Christi.

Patrick predigte ohne Unterlass, taufte alles was nicht niet- und nagelfest war und baute Kirchen, wo immer er konnte. Natürlich gelang es ihm nicht, ganz Irland zu bekehren, aber er legte einen wichtigen Grundstein. Er ist wahrscheinlich der wichtigste aller christlichen Missionare, die je Fuss auf irischen Boden setzten.

Den absoluten Höhepunkt seiner Karriere erreichte der heilige Patrick allerdings erst post mortem. Er wurde Schutzheiliger der irischen Nation und bekam einen eigenen Feiertag: der 17 März an dem sich traditionellerweise (Nicht-)Iren auf der ganzen Welt kräftig die Kante geben.

Aber natürlich war mit dem Ableben des heiligen Patrick nicht Schluss – im Gegenteil: jetzt ging es erst richtig los. Immer mehr Missionare kamen auf die grüne Insel, wie Secundius und Auxilius beispielsweise, die im Süden Irlands wichtige christliche Zentren errichteten. Das Christentum breitete sich langsam aber sicher aus – es enstanden Klosteranlagen wie Glendalough und Clonmacnoise. Aus dieser Zeit sind auch tolle Artefakt erhalten: wie der Kelch von Ardagh, die Bibelabschrift ‘Book of Kells’ und die berühmten irischen Steinkreuze auch ‘High Crosses’ genannt.

König über König: Zur Zeit des heiligen Patrick, war Irland in viele kleine Königreiche zersplittert – vermutlich waren es so um die 150. Natürlich hatte jedes seinen eigenen König, der tuath genannt wurde und innerhalb seines Regierungsbezirks allmächtig war.

Mönche und Bienen…: Manche der frühen Mönche zogen ein Leben in Einsamkeit vor. Auf der kleinen Insel Skellig Michael vor der Küste vom County Kerry findet man noch heute Überreste einer kleinen Siedlung. Die Mönche trotzen dort den wilden Stürmen des Atlantik in kleinen Bienenkorbhütten. Einfach unglaublich.

Das Book of Kells…: Kann in Dublins Trinity College auch heute noch besichtigt werden. Die lateinische Abschrift erzählt die Geschichte Jesus auf 185 Seiten – jede davon wurde mit ausgefallenen Illustrationen verschönert. Wo genau das Book of Kells verfasst wurde, darüber scheiden sich die Geister: möglicherweise in Iona Schottland oder in Kells im County Meath.

 

Ein Wikinger-Dorf in Irland

So könnten sie gelebt haben: Modell eines Wikinger-Dorfes in Irland

 

Ein Wikinger kommt selten allein…
Gerade als es sich das Christentum gemütlich eingerichtet hatte, also so circa 800 nach Christi, machte sich ein weiteres Heidenvolk auf der grünen Insel breit: Die Wikinger. Sie waren hervorragende Seefahrer und leidenschaftliche Plünderer – sehr zum Leidwesen der Iren. Sie interesssierten sich vorwiegend für Wertgegenstände, Lebensmitteln und billige Arbeitskräfte – weswegen sie auch gerne mal hier und da ein paar Sklaven nahmen. Sie reisten in hochmodernen Langbooten, die bis zu 18 Meter lang waren und 120 Mann tragen konnten.

Die Wikinger waren dem irischen Volk nicht gänzlich unbekannt – schon lange vor dem 9 Jahrhundert hatten sie das ein oder andere Mal die irische Küstenregion aufgemischt und in kurzen Blitzattacken alles mitgehen lassen, was ihnen zwischen die Finger kam. Allerdings blieben sie nie lange – viele von ihnen waren nur Teilzeit-Plünderer und hauptberuflich Bauern und Familienväter. Nach getaner Arbeit kehrten sie lieber wieder nach Skandinavien zurück.

Vermutlich verfielen die Wikinger irgendwann dem Charme der grünen Insel – jedenfalls ließen sie sich schließlich in Irland nieder und errichteten Städte wie Wexford, Waterford, Cork und Limerick. Auch die Gründung Dublins im Jahre 841 nach Christi geht auf ihre Kappe. Selbstverständlich waren die Iren nicht sonderlich begeistert. Nach 150 Jahren hatten sie endgültig die Nase voll von ihren neuen Besatzern: in der Schlacht von Tara im Jahre 980 nach Christi und in der Schlacht von Clontarf nur 24 Jahre später, zeigten sie den Wikingern ein für alle Mal, wer der Herr im Hause ist. Natürlich gelang es ihnen nicht, die skandinavischen Rabauken völlig zu vertreiben – denn die irischen Damen waren den schönen Wilden aus dem Norden nicht abgeneigt und so vermischten sich Wikinger und Iren auf ganz friedliche Art und Weise.

 

Hallo Norman… 1169 vor Christi…
Nach den schrägen Kelten und den müffeligen Wikingern hatten die Iren eigentlich erstmal genug von Fremdbesatzern – leider war ihnen die Ruhe jedoch nicht vergönnt. Schuld war ausgerechnet einer aus den eigenen Reihen: Diarmuid Mac Murrough von Leinster.

Diarmuid war tierisch sauer, weil ihm der irische König Rory O’Connor die Krone von Leinster abgeluchst hatte. Aber nicht nur das: Rory schickte den armen Diarmud zusätzlich ins Exil. Was für eine Schmach! Das konnte dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so landete er eines Tages im Jahre 1169 mit mit einer Gruppe äußerst kriegerischer Normannen an der irische Küste. Die Normannen kamen natürlich ursprünglich aus der französischen Normandie, hatten aber in der Zwischenzeit einen Großteil Britanniens erobert. Angeführt wurde die Mission „Krone Zurück!“ natürlich von Diarmud selbst und von einem normannischen Hühnen namens Strongbow, der später auch Diarmuids Tochter heiratete. Die Iren hatten keine Chance gegen die ausgefeilten Kampftechniken von Strongbow und seiner Truppe: ihre legendären Langbögen waren einfach zu präzise.

Leider war Diarmuds kleine Invasion erst der Anfang. Nur zwei Jahre später im Jahre 1171 folgte der normanisch-englische König Heinrich II der Einladung und zwang Rory O’Connor und seine irischen Königskollegen, ihn als ihren Vorgesetzten anzuerkennen. Das war echt hart für König Rory – denn bis dahin war er der größte und mächtigste aller irischen Könige gewesen.

In den nächsten hundert Jahren setzten die Normannen Irland ihren eigenen Stempel auf: sie bauten jede Menge Schlösser, gründeten neue Städte und natürlich rissen sich das fruchtbarste Land unter den Nagel.

Riechst du das? Ende des 20 Jahrhundert wurde in Dublin eine Wikingersiedlung in der Nähe der Christ Church und des Templebarviertels ausgebuddelt – leider wurde sie jedoch gleich wieder zubetoniert, so dass heute davon nichts mehr zu sehen ist. Wirklich schade! Wir wissen jedoch, dass die Wikinger zusammen mit ihren Tieren in kleinen Häusern hausten und dass sie ihr “Geschäft” in angelegenen Gruben erledigten. Es gab also kein Abwassersystem oder Ahnliches und das Deo war auch noch nicht erfunden. In Dublin muss ein strenges Aroma geherrscht haben…

Der erste Bauboom: Um 1500 nach Christi gab es über 3000 Schlösser in Irland – die häufig von Fürsten bewohnt wurden. Einige kann man noch heute besichtigen: wie das Schloss Bunratty im County Clare, das Schloss Barryscour im County Cork und das Schloss Aughnanure im County Galway.

So, Leute, das war Teil 1 des Galopps durchs Irlands Geschichte.  Geschrieben übrigens von Littlewhitepony, aka Mella aus Dublin.

Mehr zum Thema:

Die Geschichte Irlands, Teil 2: Vom Mittelalter bis 1923

Die Geschichte Irlands, Teil 3: Der große Hunger 1845 – 1850

Die Geschichte Irlands, Teil 4: Von 1923 bis heute. Der Weg ins moderne Irland (Ende)

 

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