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111 Gründe Irland zu lieben

111 GRÜNDE IRLAND ZU LIEBEN

Irlandnews-Autoren Markus Bäuchle und Eliane Zimmermann geben Auskunft, was ihre Wahlheimat so liebenswert macht.

Irlands Geschichte Für Eilige (4)

Irland 1923 bis heute

IrlandeIrland Info: Ihr wolltet schon immer mal wissen, was in Irland früher los war? Hier die Geschichte Irlands im Galopp für Eilige, in drei Minuten.  Heute Teil 4 und Schluss: Das moderne Irland. Geschrieben von Littlewhitepony.

 

Vier: Hoch hinaus. Irland von 1923 bis heute

 

Die wilden Zwanziger & Dreißiger

In den zwanzigern und dreißiger Jahren ging es rund auf der grünen Insel: und zwar vor allem, was neue technische Erfindungen betraf. Ein gutes Beispiel dafür war das Kino: das erste wurde bereits 1909 von dem legendären Schrifsteller James Joyce in Dublin eröffnet und war der absolute Hit. Die Iren waren von diesem neuen Zeitvertreib so sehr begeistert, dass es nur 20 Jahre später 260 Kinos auf der grünen Insel gab.

Ja, und wie im Rest Europas hatte auch in Irland die Eisenbahn Einzug erhalten und erreichte in den zwanziger Jahren ihren absoluten Höhepunkt: im Jahre 1922 durchzogen 5600 Kilometer Schienen die Emerald Isle.

Das Highlight aber bildete die Einführung der Elektritzität. Klar, es hatte schon seit dem späten 19. Jahrhundert elektrische Straßenlampen gegeben – aber 1927 wurde das ‘Electricity Supply Board’, kurz ESB, gegründet – damit wurde Elektrizität auch den ganz normalen Haushalten zugänglich. Was für ein Luxus muss es für die Menschen gewesen sein, plötzlich das Licht einfach durch das Umlegen eines Schalters anmachen zu können.

Im Jahre 1936 dann ging es hoch hinaus: Die irische Fluggesellschaft Aer Lingus wurde gegründet und die Iren waren ab jetzt ‘airborne’ und auch per Flugzeug unterwegs. Und auch aus medizinischer Sicht tat sich einiges: Ab Ende der 30er Jahre wurden Kinder in Irland gegen Tuberkulose geimpft – das war ein riesiger Durchbruch, denn bis dahin waren jedes Jahr viele Menschen an dieser tückischen Krankheit gestorben.

Irland Flagge

 

Endlich Ruhe?

So ganz ruhig war es zwischen Großbritannien und Irland natürlich nicht. Die Engländer kontrollierten nach wie vor drei große Häfen im Süden der Insel. Die Iren schuldeten den Briten außerdem Kohle im Wert von 104 Millionen Pfund und die Parlamentsmitglieder des Dáil Éireann mussten noch immer einen Eid auf den englischen König schwören. Das stieß so manchem Iren sauer auf – unter anderem auch dem irischen Präsidenten Eamon de Valera. Er brach eine kleinen, politischen Streit mit den englischen Nachbarn vom Zaun, der in einer Reihe von beiderseitigen wirtschaftlichen Sanktionen endete. Nach vielem Hin und Her einigte man sich schließlich 1938 auf folgendes: die Iren zahlten den Briten 10 Millionen Pfund zurück und die Engländer gaben dafür die drei Häfen im Süden der Insel auf.

Und noch etwas Aufregendes geschah fast zur gleichen Zeit: 1937 bekam der freie, irische Staat endlich einen ordentlichen Namen: Éire. Gleichzeitig stimmte die Bevölkerung für eine neue Verfassung und für mehr Freiheit von Großbritannien.

Wieso zum Teufel Éire?

So ganz genau weiss das natürlich keine Socke, aber vermutlich leitet sich das Wort Éire aus dem alten Irischen Wort Ériu ab. Ériu war eine gälische Göttin und wahrscheinlich auch Schutzpatronin der grünen Insel. Sprachspezialisten jedoch gehen noch viel weiter zurück und vermuten, dass das Wort in seinem Ursprung ‘abundant land’ also ‘ergiebiges Land’ bedeutete.

Irland und der Zweite Weltkrieg.

Zwischen 1939 und 1945 wurden im irischen Staat Éire die Lebensmittel und die Gasversorgung knapp. Es gab Essensmarken und sogenannte „Glimmermen“ — Inspektoren, die herumschnüffelten und das Gas abstellten, wenn man zu viel davon verbrauchte.

Schuld war der zweite Weltkrieg, der den Rest der Welt gehörig in Atem hielt und natürlich auch die Weltwirtschaft beeinträchtigte. Irland, also Éire, hielt sich raus und blieb neutral. Das passte den Briten überhaupt nicht und der irische Präsident Eamon de Valera bekam deswegen mächtig Zoff mit dem englischen Premierminister Winston Churchhill. Der war nämlich scharf auf die irischen Häfen, die er gerne für militärische Aktionen verwendet hätte.

Nordirland hingegen war in den Zweiten Weltkrieg schwer verwickelt – 1941 bombardierten die Deutschen Belfast, töteten über 1000 Menschen und beschädigten über 56000 Häuser. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ sagt man und genau deshalb rückten Nordirland und Großbritannien im Angesicht des gemeinsamen Elends näher zusammen. Der irische Staat Éire hingegen löste sich immer mehr von den Inselnachbarn und setzte 1949 diesbezüglich nochmals ein klares Zeichen: aus Éire wurde nun ganz offiziell die ‘Republic of Ireland’.

Operation Shamrock

Habt ihr’s gewusst? Die Iren gaben im Jahre 1946 über 500 deutschen Waisenkindern ein neues Zuhause. Die Aktion wurde vom Irischen Roten Kreuz ins Leben gerufen und unterstützt von einer Organisation, die sich „Save the German Children“ nannte. Zum Dank spendete die  deutsche Regierung den Iren den sogenannten Nonnenbrunnen, der noch heute im St. Stephen Green Park in der irische Hauptsadt bewundert werden kann.

Die Fünfziger und die ‘Swinging Sixties’

Die 50er und 60er Jahre rochen nach Abenteuer, Aufbruch und nach Revolution. 1957 umkreiste der erste Satellit Sputnik unsere Umlaufbahn. Zwölf Jahre später sprangen die Astronauten Neil Armstrong und Edwin Buzz Aldrin von den Stufen ihrer Raumkapsel auf die Oberfläche des Mondes. Die Beatles aus Liverpool revolutionierten die Musikszene und Elvis verdrehte mit seinem sündigen Hüftschwung Millionen Mädchen die Köpfe. Martin Luther King forderte derweil gleiche Rechte für alle Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe.

In Irland sah es in den 50ern zunächst erstmal schlecht aus – immer mehr Menschen wanderten aus auf der Suche nach Arbeit. Die Einwohnerzahl der Republik fiel mit 2,8 Millionen Menschen auf ihren absoluten Tiefpunkt. Für Frauen sah es besonders mau aus: sie verdienten grundsätzlich weniger als Männer und wenn sie verheiratet waren, durften sie viele Arbeiten gar nicht erst verrichten. In den 50er Jahren wurden in katholischen Republik außerdem viele Bücher und Filme zensiert, weil sie zu viel Gewalt, Sex oder die ‘falschen’ Ideen enthielten.

Going West

Die irischen Emigranten hinterließen in der neuen Welt einen riesigen Fußabdruck: Ohne die  irischen Arbeiter wäre so mancher Wolkenkratzer nicht gebaut worden. Im Jahre 1960 zählten die USA acht amerikanische Präsidenten mit irischen Wurzeln und auch die Vorfahren des legendären Walt Disney stammten von der grünen Insel, genauer gesagt aus Kilkenny. Bis heute wird der St Patrick’s Day in allen Teilen der Welt frenetisch gefeiert. In Chicago wird beispielsweise alljährlich der Fluss grün gefärbt.

In den 60ern ging es bergauf: die irische Regierung investierte in den wirtschaftlichen Aufbau und brachte ausländische Firmen dazu, sich in der Republik anzusiedeln. Im Jahre 1961 ging der irische Fernsehsender RTE ‘on air’. Nur zwei Jahre später, im Juni 1963, erlebte Ireland sein absolutes Highlight der 60er: Der amerkikanische Präsident John F. Kennedy stattete der Heimat seiner Ahnen einen kleinen Besuch ab – denn Kennedy zählte sich zu den direkten Nachkommen der ‘Great Famine’ Emigranten.

Und die irische Jugend? Ja, auch die war dem Rock ‘n’ Roll verfallen – in den 60er gab es über 400 Tanzhallen auf der grünen Insel. Sehr zum Entsetzen der konservativen Katholiken (und Eltern) natürlich – die waren empört über die Teufelsmusik, die Miniröcke und die Kotletten der jungen Herren.

Und der jahrelange Zoff zwischen Nord und Süd? In den 60er schien der Konflikt zwischen dem Norden und Süden weitestgehend vorbei und als sich 1965 der irische Taoiseach Sean Lemass und der englische Prime Minister Terence O’Neill erstmals trafen, sahen die Menschen das als ein gutes Zeichen. Sie blickten hoffnungsvoll in eine friedliche Zukunft.

The Troubles – der Nordirlandkonflikt

Leider gab es dann aber nochmals ordentlich Zoff und zwar in Nordirland zwischen 1969 und 1994. Es ging wieder so richtig heiß her: 3600 Menschen starben und über 20000 wurden verletzt. Deswegen ist dieser Zeitraum auch als ‘The Troubles’ , also ‘der Ärger/die Wirren’ bekannt. Wie immer standen die meist katholischen Nationalisten den protestantischen Unionisten gegenüber. Diesmal ging es hauptsächlich um gleiche Bürgerrechte für alle – denn die Nationalisten fühlten sich benachteiligt. Inspiriert von Martin Luther King organisierten sie jede Menge Demonstrationen und Protestmärsche.

Die Unionisten hingegen versuchten, die angestrebten Veränderungen mit allen Mitteln zu verhindern. Die Polizei in Nordirland, die Royal Ulster Constabulary (RUC) sollte Ordnung in das Chaos bringen – ging dabei aber ziemlich ruppig vor. Es kam zu Straßenschlachten, Verbarrikadierungen und jede Menge Gewalt. Ganze Straßenzüge wurden niedergebrannt und viele unschuldige Menschen starben.

Weil keine Ruhe einkehrte, schickte Großbritannien schließlich die britische Armee ins Feld. Die verhielt sich allerdings keineswegs neutral und ging immer wieder hart gegen die katholischen Nationalisten vor. Deshalb trat schließlich die Irish Republican Armee (IRA) auf den Plan und startete eine Vergeltungskampagne, die sich gewaschen hatte. Die IRA bestand vor allem aus extremen Nationalisten und wollte viel mehr als nur gleiche Bürgerrechte für alle: ein vereintes Irland.

25 Jahre lange ging es immer wieder hin und her zwischen beiden Parteien – in Nordirland herrschten zum Teil bürgerkriegsähnliche Zustände. 1972, im schlimmsten Jahr des Konfliktes, starben 479 Menschen – 247 davon waren unschuldige Zivilisten.

Am 10. April 1998 dann kam es endlich zu einer Einigung. Weil dieses Datum auf den Karfreitag fiel, ging dieser Vertrag als ‘Good Friday’ Agreement, das Karfreitagsabkommen, in die Geschichtsbücher ein. Unterzeichnet wurde er von dem langjährigen irischen Taoiseach Bertie Ahern und dem Britischen Premierminister Tony Blair. Und noch viel wichtiger: Auch der Unionistenführer David Trimble und die Nationalistenführer Gerry Adams und John Hume gaben der Einigung ihren Segen. Den krönende Abschluss aber bildeten zwei Referenden, mit denen sowohl die Bevölkerung Nordirlands als auch die der Republik den Vertrag besiegelten.

Natürlich dauerte es noch eine Weile, bis Irland wirklich zur Ruhe kam und sich alle Parteien mit der Einigung abgefunden hatten. Die IRA zum Beispiel erklärte erst 2005 den bewaffneten Kampf offiziell für beendet und die britische Armee zog sich erst zwei Jahre später 2007 aus dem Konflikt zurück.

Dem offiziellen Ende zum Trotz gab und gibt es leider immer wieder Ausschreitungen und Gewalt zwischen Katholiken und Protestanten. 2009 zum Beispiel erschossen Unbekannte zwei britische Soldaten, 2011 wurde ein 25-jähriger Polizist durch eine Autobombe getötet und 2013 gibt es in Nordirland ordentlich Zoff um die britische Flagge auf dem Rathaus von Belfast.

Rooaaahhh – Der Keltische Tiger und wie aus ihm ein Kätzchen wurde

In den 90-er Jahren ging es steil bergauf. Mary Robinson wurde zur ersten weiblichen Präsidentin gewählt. Riverdance eroberte die Bühnen der Welt und irische Musik war plötzlich cool. Die EU unterstützte die Republik mit schlappen 50 Milliarden Euro. Neue Straßen wurden gebaut, die Infrastruktur verbessert, viele internationale Firmen und Konzerne wie Intel und Mircrosoft siedelten sich in der Republik an. Mit den Unternehmen kam die Arbeit und mit ihr Menschen aus allen Teilen Europas. Ende der 90-er lebten ungefähr 4,6 Millionen Menschen in der irischen Republik – ein Rekordhoch seit Jahrhunderten. Diese Jahre waren von stetigem Wachstum geprägt – zwischen 1995 und 2007 wuchs das Brutto Inlandsprodukt Irlands ungefähr 6 Prozent pro Jahr. Und noch besser: die Staatsverschuldung sank. So viel Wohlstand hatte die Republik noch nie gesehen. Genau deshalb auch ist diese Zeit auch als ‘der Keltische Tiger’ bekannt geworden. Die Immobilienpreise explodierten – die Iren konsumierten ausschweifend und mit Leidenschaft.

2008 dann war Schluss mit dem Aufschwung: Die Weltwirtschaftkrise traf Irland besonders hart. Die Immobilienblase platzte und ließ viele Familien überschuldet zurück. Viele kleinere und mittelständische Unternehmen gingen konkurs. Die Arbeitslosenquote stieg von schlappen 5 Prozent auf über 14 Prozent. Die Republik wurde einem langen und rigorosen Sparprogramm unterzogen.

Und heute? Wer ganz genau hinschaut, kann erste Anzeichen der Besserung und des vorsichtigen Optimismus erkennen. Die Sparmaßnahmen zeigen erste Wirkung. Irland hat sich zum Musterschüler der EU-Sorgenkinder gemausert. Und erst kürzlich zierte ein Bild des irischen Taoiseach Enda Kenny die Vorderseite des britischen Times Magazins. Er soll laut Time der Retter sein. Warten wir´s ab.

Der Titel des Time-Artikels: ‘The Celtic Comeback’. Denn eines ist klar: in den vielen Jahrhunderten ihrer Geschichte haben die Bewohner der grünen Insel viel gelitten und sind immer wieder aufgestanden. Warum also nicht auch dieses Mal?

 

So, Leute, das war Teil 4 des Galopps durchs Irlands Geschichte.  Geschrieben übrigens von Littlewhitepony, aka Mella aus Dublin. Damit sind wir mit unserer Geschichtslektion am Ende. Mal sehen, was Irlandnews als nächstes an Informationen über Irland anbietet. Demnächst mehr.

 

Die Geschichte Irlands, Teil 1: Von den Anfängen bis 1500 nach Christus

Die Geschichte Irlands, Teil 2: Vom Mittelalter bis 1923

Die Geschichte Irlands, Teil 3: Der große Hunger

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TIPP: WANDERN IN IRLAND

Was ist das Besondere an der magischen grünen Insel? Finden Sie Ihre eigenen Antworten. Vielleicht beim Wandern mit Wanderlust.

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