Dies ist keine Allegorie auf die aktuellen Verhältnisse, auch wenn die Nervosität im Lande hysterisch zunimmt.

Viele trockene Spätwintertage an einem Stück und man kann sicher sein: Das ländliche Irland steht in Flammen. Jetzt ist es wieder soweit: Überall auf dem Land brennen in den kommenden Wochen wieder die Berge, die Weiden, und manchmal auch die Wälder und einzelne Häuser.  

Diese Flächenfeuer gehören auf dem Land in West-Cork zum Jahresritual wie Ostern und Weihnachten. Man nennt sie Bog Fire (Moor-) oder Gorse Fire (Ginster-) und sie flackern während trockener Perioden zwischen Januar und April. Geredet wird darüber nur hinter vorgehaltener Hand. Doch oft sind es Farmer, die sich mit einem schönen windgetriebenen Großbrand die Arbeit sparen, ihre Schafweiden offenzuhalten, den Ginster, die Brombeeeren, den Gagelstrauch und das Pionierhölzer herauszuschneiden. 
Im vergangenen Jahr erzählte ein erschöpfter Feuerwehrmann, dass die Feuer in West Cork dramatisch zugenommen hätten und dass dies vor allem mit der Lage der Landwirtschaft zu tun hat: Diese ist auf dem Rückzug, das Land wächst zu, und die Farmer betreiben ihre Landwirtschaft meist nur noch nebenbei. Deshalb ist es oft dass Leichteste, bei trockenem Ostwind einfach ein Streichholz ans dürre Gras zu halten.  
 Diese Feuer sind ökologisch katastrophal, sie zerstören einseitig einen Großteil der Vegetation, toten Dachse, Käfer und andere Insekten, zerstören Vogelnester und Gelege, geraten oft außer Kontrolle und bedrohen auch schon mal Wohnhäuser, Schulen, Ställe. Die Feuer bereiten allerdings auch die Wiesen bestens als Schafweiden vor: Im Winter abgebrannte Wiesen stehen im Frühjahr als erste in sattem Grün.  

Ein besonnener und naturnaher Bauer erklärte uns, dass es diese Feuer in der Vergangenheit tatsächlich nicht in dieser Menge und Größe gegeben habe. Der Grund: In den “alten Zeiten” (die vor vielleicht zehn Jahren zu Ende gingen)  haben die Bauern ihr Vieh zweimal pro Jahr auf dieselbe Weide geschickt: Um die weniger schmackhaften Pflanzen wie Ginster und Gagel wegzubekommen, muss die Wiese auch im Winter beweidet werden, wenn das Nahrungsangebot eingeschränkt und das Vieh weniger wählerisch ist. Das allerdings passiert heute fast gar nicht mehr. Große Flächen liegen völlig brach, und so findet das Feuer reichlich Nahrung und kann sich rasend schnell und großflächig ausbreiten. 
Meist weiß übrigens die gesamte Gemeinde, wer das jeweils aktuelle Feuer gelegt hat. Es herrscht allerdings so etwas wie “Omerta”, die Pflicht zu schweigen. Man sagt nix und man deckt die Zündler, regt sich künstlich über die Autofahrer auf, die wieder die berühmte “Zigarettenkippe aus dem Fenster geworfen haben”. In unserer Gemeinde in der Bantry Bay wüten jedes Jahr vier, fünf große Weidefeuer – bis heute hörten wir von keinerlei Konsequenzen für die Verantwortlichen. (Allerdings riskiert absurderweise derjenige, der die Feuerwehr ruft, um ein Feuer zu melden, dass er die Einsatzkosten bezahlen muss.) 

Die Feuer werden übrigens nur im Winter gelegt. Wenn die Urlauber ab Mai nach Irland kommen, sehen sie nur die herrlichen saftig-grünen Wiesen und fragen nicht lange nach, wie das vermeintliche Idyll zustande kam.
(Unsere Fotos entstanden in Glengarriff und Umgebung. Sie stammen aus den Jahren 2007 und 2008)