Vorsicht Australier: Fettnäpchen!


Vorsicht Australier: Fettnäpfchen!

Eine wahre irische Geschichte von Marie-Louise Lagger

Wie jeden Sonntagabend saßen wir im Hotel Wyatt und lauschten den fröhlichen Klängen einer traditionellen Session. Es war immer eine Freude, das Wochenende hier ausklingen zu lassen. Es war immer eine der besten Sessions in Westport in Connemara an Irlands Westküste.

An diesem besagten Sonntag waren auch diverse Touristen im Pub. Wie so oft wurde gesungen, was das Zeug hielt. Immer mehr Musiker kamen dazu und die Session erreichte ihren Höhepunkt. An einem Tisch saß ein älteres Pärchen. Die Beiden waren völlig begeistert und begannen bald zu erzählen, dass sie eben aus Australien kommen würden. Sie waren äußerst liebenswert und humorvoll.

Um ihnen eine Freude zu bereiten, sang Dan “Waltzing Mathilda”. Die beiden Australier waren sichtlich gerührt, da dieses Lied in Australien oft gesungen wird. Alle sangen mit. Nach dem Lied stand der ältere Mann auf und bedankte sich herzlich. Er sagte auch, dass er nun die Irische Nationalhymne singen würde, um allen für die Gastfreundschaft zu danken.

Ein leicht irritiertes Raunen ging durch den Raum, da die Iren ja eine spezielle Beziehung zu ihrer Nationalhymne haben. Aber gut, es war ja lieb gemeint. Der Australier schloss die Augen und begann inbrünstig zu singen: ” God bless the gracious Queen…..”. Totenstille breitete sich aus. Entsetzen und maßloses Erstaunen lag in den Augen der Iren. Der Fiddler ließ vor Schreck fast seine Violine fallen.

Der singende Australier, nun doch ein wenig irritiert üDer singendeber die ungeteilte Aufmerksamkeit, verstummte. Niemand sagte ein Wort, es war still. Der Australier fragte nun verlegen: “Did I do something wrong?” Da erwachten die Iren aus ihrer Trance und lachten schallend. Ein Musiker klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern und meinte schmunzelnd: “ Don’t worry Sir, you just picked the English one”.

Der arme Australier realisierte nun seinen Fehler. Er stand noch einmal auf, um sich in aller Form für seine Dummheit (seine Worte) zu entschuldigen. Aber es war alles schon wieder im Guten. Der Aussie erhielt gleich ein Guinness spendiert und die fröhliche Session nahm ihren Lauf. Wir saßen noch lange zusammen, bis wir zu später Stunde in die laue Nacht hinaus traten.

Dies ist übrigens eine wahre Geschichte. Sie hat sich in Connemara in Irlands Westen genau so ereignet.

Geschichten aus dem Glen, Irland

 

* Marie Louise Lagger lebt seit dem Jahr 2006 im County Mayo in der Nähe von Westport, Irland. Die Schweizerin kennt Irland seit ihrem ersten Besuch im Jahr 1980. Seitdem ging ihr die Grüne Insel nicht mehr aus dem Kopf.