Ha'penny Bridge Dublin Die Straßen von Dublin waren sehr still an diesem Sonntagabend im Dezember, und es war bitterkalt, als ich vom Wellington Quay zur Ha’penny Bridge ging. Die Ha’penny Bridge, offiziell als Liffey Bridge bekannt, war eine der populärsten Sehenswürdigkeiten Dublins, eine Fußgängerbrücke über den River Liffey, die den Norden der Stadt mit dem Süden verband. Der Name stammte aus der Zeit, als die Brücke erbaut wurde, denn damals, im Jahr 1816, war für die Überquerung ein Brückenzoll von einem halben Penny erhoben worden. Vor allem bei Nacht, wenn die drei dekorativen Laternen den Weg erhellten, aber natürlich auch bei Tag war die alte Bogenbrücke mit den schmiedeeisernen Geländern ein bezaubernder Anblick. Ich hatte diese Stelle ausgesucht, weil ich für meinen College-Abschluss in Wirtschaft und Spanisch ein Jahr in Spanien hatte verbringen müssen. Ich erinnere mich nicht mehr, wie nahe wir uns als Familie waren, bevor Mum starb, aber ich erinnere mich noch gut, wie wir danach zusammenrückten, und ich weiß noch, wie undenkbar es in den Jahren danach schien, dass einer von uns jemals den Schoß der Familie verlassen würde.

Als ich mit dem College anfing, wusste ich, dass das Erasmus-Programm eine unvermeidliche, unumgängliche Realität war, und zu diesem Zeitpunkt spürte ich den überwältigenden Drang, die Familienbande zu durchtrennen und die Flügel auszubreiten. Sobald ich jedoch in Spanien war, wusste ich, dass es ein Fehler war – ich weinte dauernd, konnte nicht essen, nicht schlafen und mich kaum auf das Studium konzentrieren. Ich hatte das Gefühl, als wäre mir das Herz aus der Brust gerissen worden und zu Hause bei meiner Familie geblieben. Mein Dad schrieb mir jeden Tag, witzige Gedanken über seinen Alltag und den meiner Schwestern, die meine Stimmung aufhellen sollten, aber lediglich mein Heimweh befeuerten. Aber eine Postkarte half mir, mich für einen Moment aus meinem chronischen Heimweh herauszureißen. Ich war immer noch in der Fremde, aber ich konnte wenigstens funktionieren. Auf dieser Postkarte sah man die Ha’penny Bridge, bei Nacht, mit der bunt erleuchteten Dubliner Skyline im Hintergrund, die sich im Wasser der Liffey spiegelte. Das Bild hatte mich verzaubert . . .

Zitat aus: Cecilia Ahern: Die Liebe deines Lebens (How to Fall in Love), Roman aus dem Jahr 2013. Die Geschichte von Christine & Adam, zwei Menschen im Dublin der Gegenwart. Ein nettes kleines Buch zu den großen Themen: Leben, Lieben, Sterben. Hier bestellbar.