Verkehr Irland

Darf ich mich vorstellen: Ich bin das neue Verkehrsschild für kleine Landstraßen und Feldwege

Ein Grund weniger, in Irland lauthals zu lachen: Die berühmten 80 km/h-Tempolimit-Schilder an kleinen und kleinsten Landstraßen und Feldwegen verschwinden derzeit. Schon seit März werden sie zugunsten eines neuen Verkehrszeichens ausgetauscht: Ganz in schwarz-weiß mahnt es mit fünf Diagonalstreifen im Kreis: SLOW, und in irisch: go mall (Foto oben). Vorbei die Zeiten also, wo man mit Mühe versuchen konnte, auf dem ländlichen Boreen wenigstens die Hälfte der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern zu erreichen? Keineswegs. Für die Sträßchen gilt, auch wenn kein Schild es mehr verrät, auch künftig das 80 km/h-Limit. Der offensichtliche Unfug, der Urlaubern zuverlässig Lachsalven spendiert, wird allerdings bald abgeräumt sein.

Nun geben die neuen Schilder den Autofahrern in Irland ein Stück weit das zurück, was die sture und teilweise höchst unsinnige Umsetzung von EU-Richtlinien in irische Straßenmöblierung vollends unterdrückte: Selbstverantwortung, Umsicht und Rücksicht. Das Fahren im alten Irland kam weitgehend ohne Verkehrszeichen aus, und es funktionierte, weil es von den Menschen eigenverantwortliches Handeln forderte. Verkehrsminister Paschal Donohoe wies zur Einführung der neuen SLOW-Schilder darauf hin, wie wichtig umsichtiges Fahren sei, das der jeweiligen Situation und Örtlichkeit angepasst sei. Amen.

 Insgesamt stehen die Zeichen auch in Irland — und wie immer mit einiger Verspätung — auf Verkehrsberuhigung. Die Einrichtung von Tempo-30 und gar Tempo-20-Zonen in Wohngebieten wird gerade breit diskutiert. Und fast jeder nimmt an der Debatte teil, denn Verkehrsschilder sind ein Thema wie Wetter oder Football: Jeder ist Experte und jeder hat eine Meinung.

Verkehrsberuhigung auf Irisch_

80 km/h auf Feldwegen. Mancher Anwohner half sich mit dem Filzstift . . .

Eine in München lebende Irin wies kürzlich in der Irish Times auf die Tatsache hin, dass in München 70 Prozent aller städtischen Straßen Tempo-30-Zone seien — nur um süffisant nachzulegen, dass dies in Irland in etwa 500 Jahren der Fall sein wird, wenn die Politik im selben Tempo weiter arbeitet. Das Tempolimit für politische Entscheidungen steht jedenfalls derzeit nicht zur Debatte.

Fotos: Markus Bäuchle (2)