Irischer LAchs

Lachs – grün an den Kiemen

Irlands Regierung ist wild entschlossen, entlang der Westküste der Insel eine beträchtliche Anzahl von Lachsfarmen zu installieren — und damit dem Wildlachs endgültig den Garaus zu machen. Von 15 küstennahen Anlagen im Atlantik ist die Rede, am spektakulärsten kommt das geplante Mega-Projekt vor den Aran Inseln in der Galway Bay daher: Dort will eine regierungseigene Gesellschaft (BIM) die weltgrößte Lachsfarm hochziehen und die Lachs-Produktion Irlands auf einen Schlag verdoppeln. Die südlichste Lachsfarm soll in der Bantry Bay bei Adrigole entstehen.

Die auf 42 Hektar angelegte Lachszuchtanlage desw norwegischen Fischerei-Konzerns Marine Harvest würde in der Strömungs-schwachen Bucht immensen Schaden anrichten (Wir berichteten mehrfach, die wichtigsten Berichte finden Sie gesammelt hier): Mehr als eine halbe Million Lachse, gefangen auf engstem Raum in nach unten offenen Tanks, würden Fäkalien im Ausmaß einer Stadt mit 50.000 Einwohnern produzieren, die ungeklärt ins Meer gelangen würden. Das Wasser würde mit Chemikalien und Futterrückständen verschmutzt, Fischgründe zerstört und vorhandene Muschelzuchtanlagen bedroht, die Bucht verschandelt, ohne dass in nennenswertem Umfang neue Arbeitsplätze entstünden. Die Lachs-Industrie arbeitet hochgradig automatisiert und benötigt nur wenig menschliche Arbeitskraft.

Schlimmer noch: Der gezüchtete atlantische Lachs (Salmo salar) ist ein Raubfisch, der in Gefangenschaft nicht gut gedeiht. Er kann nur unter Einsatz zahlreiche giftiger Chemikalien am Leben gehalten werden, er ist gefährlicher Krankheitsträger und -Überträger (Parasiten, See-Läuse, ISA-Virus), er steckt die Wildlachs-Bestände mit den Krankheiten an und dezimiert diese dramatisch. Die geplante Farm in Bantry Bay liegt im Einzugsbereich von sechs Lachsflüssen.

 

Von Parasiten befallener Lachs

Von Parasiten befallener Lachs

Wer glaubt, sich mit einem “schönen Stück Lachs” oder einem Lachs-Weihnachts-Menü etwas Gutes zu tun, könnte sich grundlegend irren. Der gesunde Wildlachs ist selten geworden, Bio-Zuchtlachs ist lediglich ein grober Etikettenschwindel und den atlantischen Zuchtlachs stufen informierte Mediziner wie Dr. Brendan O’Keeffe als eines der gefährlichsten und gesundheitsschädlichsten Lebensmittel überhaupt ein. Der “Gift-Cocktail” Zuchtlachs sollte allenfalls alle paar Wochen oder Monate in kleinen Portionen gegessen werden, schwangere Frauen sollten ganz vom Zuchtlachs lassen. Dabei sind die Antibiotika, die Lachsen regelmäßig verabreicht werden, noch die harmlosesten Toxine. Im überdimensionierten Fettgewebe der Zuchtlachse lagern sich Gifte in besonders hohen Konzentrationen ein, während der Gehalt an den gesundheitsfördernden Omega-3-und-6-Fettsäuren (DHA und EPA) wesentlich niedriger ist als beim Wildlachs. Was man im Zuchtlachs alles an pharmazeutischen Rückständen finden kann, beschreibt diese fiktive Speisekarte. Lachsfarm-Gegner sprechen deshalb gerne vom  “Lachs-Pharming.”

Lachs Pharming

Nun wird oft argumentiert, auf Fischzucht kann nicht verzichtet werden, weil die Menschen ernährt werden müssen. Ironischerweise verschärft die rein profit-orientierte Lachs-Industrie, die von weltweit agierenden norwegischen Konzernen wie Marine Harvest dominiert wird, das Welternährungsproblem: Zur Fütterung der Lachse werden die Meere geplündert, für die Produktion von einem Kilo Lachs werden rund fünf Kilo Fisch benötigt. Zudem kommt bei der Lachsmast genmanipuliertes Soja zum Einsatz.

Lachsfarmen töten

Lachsfarmen töten

Die Proteste gegen die Lachsfarmen an Irlands Südwest- und Westküste sind deswegen begründet und haben in der Bevölkerung Zuspruch gefunden. Wie und wann die irische Regierung allerdings entscheiden wird, ist so offen wie das Entscheidungs-Verfahren intransparent ist. Niemand weiß genau, ob, wann und warum der entscheidungsbefugte Landwirtschafts- und Meeres-Minister Simon Coveney seinen Daumen über den Projekten heben oder senken wird. Substantielle bilaterale Verträge zwischen Irland und China über die Großabnahme von irischem Fleisch und Fisch durch die Chinesen lassen darauf schließen, dass das Lachsfarm-Projekt der Regierung Teil eines größeren Planes ist.

Don Staniford in Irland

Ruhe vor dem Sturm: In den vergangenen Monaten ist es ruhig geworden,  die Proteste gegen die Lachsfarm in der Bantry Bay liefen zuletzt eher auf Sparflamme. Nun allerdings kommt neuer Schwung in die Bewegung. Der Umwelt-Aktivist Don Staniford besucht morgen Adrigole, Glengarriff und Bantry. Am Feitagabend wird der “Public Enemy Nummer 1” der norwegischen Lachsindustrie in Bantry ein Rede halten (19:30 Uhr im Maritime Hotel). Staniford ist Umweltwissenschaftler, der nichts vom akademischen Elfenbeinturm hält. Seit Jahren kämpft er für seine Überzeugungen und gilt neben der Kanadierin Alexandra Morton als profiliertester Aktivist gegen die lebensverachtende Fisch- und Lachszucht-Industrie. Für seine aggressive Kampagne im Stil der Warnhinweise für Zigaretten  (Salmon Farming Kills” – “Lachszucht tötet” ) wurde der Brite Staniford von der Lachs-Industrie in Kanada verklagt — und vor Gericht erst kürzlich freigesprochen. Don Staniford, der seit seiner Ausweisung aus Kanada im Frühjahr 2012 in Norwegen lebt, kämpft kompromisslos gegen Lachsfarmen jeglicher Art und für das Leben der Wildlachse. Hoffen wir, dass seine geradlinige Position auch in Bantry Bay möglichst viel Unterstützung findet.

 PS: Don Staniford wird auf seiner Irlandreise von der kanadischen Umwelt-Aktivistin Elena Edwards von Wild Salmon First begleitet.

Mehr Informationen über Don Stanifords Kampf gegen die Lachs-Industrie gibt es hier:

http://salmonfarmingkills.com/scotland-ireland-tour-november-2012

Don Stanifords Blog:

http://donstaniford.typepad.com

http://www.gaaia.org

Alexandra Morton´s Blog:

http://alexandramorton.typepad.com/alexandra_morton/2012/11/the-fish-farm-fight.html