Der Holunder, Elderberry im Keltischen Baumkreis

Wir beginnen unsere Serie über die alten Bäume Irlands mit dem Holunder (Sambucus nigra), dem dreizehnten Mitglied des Keltischen Baumkreises, der in der Naturheilkunde als eine vielseitige Pflanze bekannt ist. Er ist eigentlich kein Baum, sondern ein Strauch, der uns allgegenwärtig und fast unscheinbar begleitet. Es ist Zeit, ihm etwas mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen und das nicht nur der Grippetees wegen, die meist Holunderblüten enthalten. Lebender Medizinschrank und mächtige Schutzpflanze, kein Baum konnte da mithalten, zu jedem Haus und Hof gehörte durch viele Jahrhunderte hindurch der Holunder als eine Art pflanzliches Familienmitglied. Bevor Menschen kleinen bunten Pillen vertrauten, um gesund zu werden, kam der Holunder gegen vielerlei Leiden zum Einsatz.

Die Zeit zwischen dem 25. November und der Sonnenwende gehört im Ogham-Alphabet dem Buchstaben Ruis. Dieser umschreibt das magische Wesen des baumartigen Großstrauches, bedeutet “Schicksal (abwenden)” und auch “drohendes Unheil”.  Jedoch auch Verzauberung und Zauberstab liegen in diesem Namen verborgen: Mit einer Rute des Holunder oder Elderberry (Sambucus nigra) kann das ausklingende Jahr begleitet werden, Altlasten ausgetrieben werden. Die hohlen Zweige eignen sich zudem dazu, eine Feen-Flöte (faerie flute) zu bauen, vielleicht wusste man in frühen Zeiten die guten Feen damit anzulocken.

Ich würde dieser Pflanze gerne einen weiblichen Artikel geben, denn sie wurde bei den Kelten als Verkörperung der Erdenmutter gesehen und auch in anderen Kulturen immer weiblichen Gottheiten zugeordnet. Die Menschen begegneten ihr jedenfalls mit großem Respekt. Kamen sie an einem Strauch vorbei, zogen sie den Hut vor „ihr“. Auch manche Angst war mit ihr verbunden. In Irland wurde man ins Feenreich verschleppt, sollte man versehentlich unter einem Hollerbusch eingeschlafen sein. Welch großer Wert ihr beigemessen wurde, kann man daraus schließen, dass zu Tode kommen würde, wer sie unbedacht fällte.

von Elisabeth Firsching.
Die Autorin schreibt den Blog
  www.kleinefreude.blogspot.com
Der Holunder wächst meist vieltriebig mit überhängenden Ästen. Innen weiches Mark, außen zeigen die Triebe eine rissige Rinde. Im Frühling ist sie eine der Ersten, sie treibt sehr rasch und verschafft sich so einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Pflanzen. Man findet sie auch jetzt noch überall, wo Menschen wohnen. Ist es, weil sie bewusst gepflanzt wird? Nicht nur, denn sie sucht die Menschen und ist immer schnell zur Stelle, wächst dort und da neben einem Stall, einer Scheune oder einem Haus. Haltet im Frühjahr Ausschau nach ihr, ihr werdet staunen, wie verbreitet sie zu finden ist! Allerdings erst im Mai, wenn sich die cremig-weißen Schirmchen der Blüten öffnen, vorher kommt sie recht unscheinbar daher. In manchen Jahren, wenn das Frühjahr feucht genug war, steht die Landschaft im Brautkleid, so über und übervoll mit den herrlich zart duftenden Blüten präsentiert sich manche Holunderhecke.

Bis zur Reife der tiefdunkelvioletten kleinen Beeren vergeht ein Sommer und der Kontrast von Blüte zur Frucht könnte größer nicht sein. Die Blüten so unschuldig und zart, die Früchte intensiv färbend.
Es wäre doch einen Versuch wert,  die Geschenke der Elder wieder mehr in Anspruch zu nehmen. Im nächsten Frühjahr mit einem erfrischenden Saft aus den Blüten vielleicht, oder im Herbst mit Holunderpfannkuchen aus den Beeren? Es könnte der Beginn einer neuen, wohlschmeckenden Freundschaft werden!