Seit Monaten steht die Deutsche Botschaft in Dublin, Irland, in der Kritik, weil sie ihre Kunden unangemessen, schlecht, und wahrscheinlich sogar gesetzeswidrig behandelt. Anfang April versprach der Sprecher von Alt-Botschafter Christian Pauls auf diesem Blog die Neuregelung des Kundenverkehrs. Geschehen ist gar nichts. Wer in der Botschaft einen Pass oder ein Visum beantragt, muss sich weiterhin schwer erträglichen Prozeduren (für Details auf den roten Link klicken) aussetzen.

Es gibt keine individuellen Sprechstunden, es gibt keinen Schutz der Vertraulichkeit, und oft auch keinen vor Regen und Kälte. Kunden der Botschaft stehen stundenlang vor dem Tor im Regen, bevor sie in dem kleinen, meist überfüllten Warteräumchen – inzwischen weithin bekannt als “Schalterklo” – alle Gespräche zwischen anderen Kunden und Botschaftsmitarbeitern brühwarm und Wort für Wort mitverfolgen müssen.

Während der Botschaftssprecher auf Tauchstation ging und sich hinter dem Auswärtigen Amt in Berlin verschanzte, zog in Booterstown ein neuer Botschafter ein: Anfang Juli trat Busso von Alvensleben (Foto) die Nachfolge von Botschafter Christian Pauls an. Zu den weniger erfreulichen Angelegenheiten, die von Alvensleben zu regeln hat, zählt sicher die Schalterklo-Affäre. Wir haben den Botschafter um eine Stellungnahme gebeten, bislang allerdings hüllt sich auch Herr von Alvensleben (Foto) in diplomatisches (?) Schweigen – während

sich der Unmut von unzufriedenen Botschaftsbesuchern präzise artikuliert. Ein Geschäftsmann schrieb uns diese Zeilen:

“Die von Ihnen geschilderten Vorgaenge in der Deutschen Botschaft Dublin kann ich bestaetigen.Ich musste beruflich fuer 3 Geschaeftskollegen aus China, Algerien und Pakistan, mit denen ich auf einen Kongress nach Berlin und Bruessel wollte, bei der VISA Beantragung assistieren.

Am fraglichen Morgen haben sich die 3 bei mir erwartungsfroh in Anzug und Krawatte eingefunden. Was wir dann an der Botschaft erlebt haben, entspricht genau Ihrer Darstellung. Anfaenglich wechselten sich Inkompetenz, Faulheit und Unhoeflichkeit bei den Sachbearbeitern ab. Erst nach meiner Intervention, dass es sich bei meinen Geschaeftspartnern nicht um 08/15 Personen handelt (und auch diese sollten so nicht behandelt werden), wurde uns ein extra Raum und eine Sachbearbeiterin zugeteilt.

Ich habe mich bei meinen Kollegen fuer den Umstand, wie sie von dieser Deutschen Behoerde behandelt wurden, entschuldigen muessen und Deutschland darf sicher sein, dass in Zukunft Investitionen aus dieser Richtung nicht zu erwarten sind. Aber – das stoert einen Deutschen Botschaftsbeamten, der um 3 Uhr nachmittags nach Hause geht, ja nicht.”


Ein in West Cork lebender Deutscher, der seine Negativ-Erfahrungen in der Deutschen Botschaft Dublin im Juni hier im Blog schilderte, hat sich derweil mit einem Brief an Botschafter von Alvensleben über die Zustände in der Botschaft beschwert – mit Kopien an das Auswärtige Amt in Berlin und an die Deutsche Vereinigung für Datenschutz. Der Mann zählte bei seinem Besuch im “3,50m x 3,50m großen Schalterraum ca. 25 Menschen”, und davor weitere 25. Er schreibt über die Art, wie Antragssteller im “Schalterklo” der Botschaft behandelt werden, unter anderem:

“Wir haben diese Verhöre in aller Öffentlichkeit als menschenverachtend und würdelos empfunden und uns als Deutsche für diese Umstände geschämt. Sind solche Methoden nicht auch grobe Verletzungen der Datenschutzbestimmungen?”

“Die räumlichen Gegebenheiten und die technische Vorgehensweise sind für einen Staat wie Deutschland als SKandal zu bezeichnen. Wir möchten auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Arbeitsbedingungen für das Botschaftspersonal unerträglich sind.”

“Sollte das in der Welt angesehene und wohlhabende Deutschland sich nicht schämen, deutsche Bürger und ausländische Gäste auf diese Art und Weise weiterhin zu behandeln?”
Abgesehen davon, dass sich auch die Entscheidungsträger weniger wohlhabender Staaten über einen solchen Umgang mit ihren Botschafts-Besuchern schämen sollten: Wir fragen erneut bei Botschafter von Alvensleben nach: Herr Botschafter, wann stellen Sie die unhaltbaren Zustände in Ihrem Haus endlich ab? Ab wann wird die Deutsche Botschaft in Dublin wieder eine würdige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland sein? Wir freuen uns auf eine positive Antwort.
PS:
Aufschlussreich sind auch manche Schilderungen von Botschaftsbesuchern in diesem Thread des Irland-Forums.
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German Embassy in Dublin has been annoying customers for months now. Germans and non-German maybe-visitors-to-Germany consulting the Embassy in Booterstown, Dublin are “serviced” in a loo-like outlet lacking any privacy, confidentiallity and respect. Then Embassador Pauls promised changes of the procedures in April. Retired Pauls has been replaced by Busso von Alvensleben since, but nothing has changed. German people living in Ireland are ashamed of the poor performance of “their” embassy.

Über den Autor:

Autor, Journalist, Wanderer, Lebt und arbeitet seit dem Jahr 2000 in West Cork, Irland, / Writer, journalist, rambler. Living and working in West Cork, Ireland.

12 Kommentare

  1. Ingrid Warnke 2. Oktober 2011 um 22:43 Uhr - Antworten

    Hallo,

    am 23. September geriet ich am späten Abend in Dublin in eine Notsituation, ich telefonierte mehrmals mit den angegebenen Telefonnummern, besonders in Notfällen. Niemand antwortete und ich bekam auch bis zum 25. September trotz meiner Bitte keinen Rückruf.

    Dies ist schon das zweite Mal, daß ich in einer Notsituation keine Hilfe von der Deutschen Botschaft bekam. Das erste Mal handelte sich um einen Todesfall in Südafrika. Vom Deutschen Konsulata in Kapstadt wurde ich darauf hingewiesen “es sei schließlich Wochenende.

    Zum Glück half mir in Dublin eine Privatperson, da ich sonst wegen Taschendiebstals bis zum 25. September, meinem Abflug nach Berlin obdachlos auf der Strasse gesessen hätte. Und dies mit 67 Jahren und als Frau.

    Ich überlege,dies an die Presse zu bringen.

    Ingrid Warnke

  2. Anonymous 20. Februar 2011 um 15:34 Uhr - Antworten

    Und Christian Pauls ist total nett

  3. Anonymous 20. Februar 2011 um 15:32 Uhr - Antworten

    Ich kann diese meinung nicht teilen immer wenn ich in die Botschaft gegangen bin
    Und das bin ich mehr als genug wurde ich jetzt 12 reichlich mit Bonbon beschenkt und durfte überall hin
    Ich finde die sind dort alle total nett und das mit dem alten Ehepaar ist denen bestimmt nicht egal gewesen.

  4. dunaengus 23. Februar 2010 um 10:11 Uhr - Antworten

    Hallo,

    als in Irland lebender Deutscher mit "Undeutschem" Namen (Hakim) kann ich nur bestätigen dass die Mitarbeiter der Dt. Botschaft Dublin von Kundenservice keine Ahnung haben.

    Als ich einen neuen Deutschen Pass beantragen wollte, wurde ich äusserst unfreundlich und "von oben herab" abgekanzelt. Meine französische Geburtsurkunde wurde nicht anerkannt (mein Rathaus in F hatte mir nur einen Schnipsel zugeschickt mit Stempel. In Deutschland war das immer ausreichend gewesen. Hier dachte man vielleicht, ich sei ein Al-Kaida-Mitglied?).

    Noch schlimmer war, wie ein altes (ca. 80 Jahre) deutsches Ehepaar aus Sligo abgefertig wurde.

    Die beiden waren mit der Bahn aus Sligo angereist und haben dank der Bürokratie, Ineffizienz und eingeschränkten Öffnungszeiten der Botschaft den letzten Zug zurück verpasst. War den herzlosen Zombies von Beamten dort natürlich "herzlich" egal…

  5. Claudia 30. August 2009 um 18:52 Uhr - Antworten

    Ist schon O.K., Irlandwolfi ; ) ! Ich bin auch nicht so der Experte, was die Dubliner Botschaft angeht; kenne vergleichsweise die Londoner, welche ein himmelweiter Unterschied war. Es stellt sich fuer mich sowieso die Frage, nach welchen Kriterien man 1. gut ausgebildete Leute in welche Botschaft schickt und 2. die Gelder in eben diese fliessen laesst… ?! Geht man nach Groesse (und Einwohnerzahl) des Landes, Anzahl der dort lebenden Deutschen (kann man ja in Irland auch nur ungefaehr sagen), oder gestrandeter Urlauber oder wie laeuft das mit der Budgetierung ?

    Sla zurueck

    Claudia

    P.S.: Ich bewundere uebrigens Dein/Euer Lebenskonzept! Alle Achtung!

  6. Irlandwolfi 30. August 2009 um 17:15 Uhr - Antworten

    Hi Claudia,
    das war nicht kritisch gegen Deinen Beitrag gemeint ?! :-)

    Sorry, wenn das so rueberkam.

    Nur der Ansatz passt so ins argumentative Gesamtbild auf diesen Ebenen.

    :-)

    Sla,
    Wolfi

  7. Claudia 30. August 2009 um 10:39 Uhr - Antworten

    Irlandwolfi,

    meinst Du jetzt die Staatskarossen in Dublin oder Berlin ? Ich habe mich ungenau ausgedrueckt, und meinte damit die Vermutung, das die Gelder die noetig waeren, wohl woanders hin verteilt werden…sprich "das Fehlen entsprechender Gelder fuer raeumliche Verbesserungen" . Ausserdem habe ich "u.a." und "scheint" geschrieben…da ich keine Botschaftsmitarbeiterin bin und auch sonst keinen einflussreichen Job habe, kann ich Dir nicht sagen, ob das der Grund ist, warum die Zustaende sich nicht aendern.

    Mit kopfkratzen,
    Claudia

  8. Irlandwolfi 29. August 2009 um 18:50 Uhr - Antworten

    Hi Claudia,

    Zitat: "u.a. mit dem Fehlen entsprechender Gelder zu tun zu haben!"

    Das kann ich mir nicht vorstellen, man schaue u.a. auf die Staatskarossen – der StaatsDIENER….

    Mit kopfschuetteln,
    Wolfgang

  9. Der Wanderer 29. August 2009 um 10:17 Uhr - Antworten

    Anonym, kannst Du bitte Deinen Namen angeben? Danke.

  10. Claudia 29. August 2009 um 9:47 Uhr - Antworten

    Wuerde es nicht mehr bringen, einen Brief direkt an das Auswaertige Amt oder (gerade in den kommenden Wochen) an das Kanzleramt zu schicken ? Und falls dann da auch keine Reaktion kaeme, vielleicht nicht gerade die Bild-Zeitung, aber ein wenig Presse faende ich da nicht verkehrt. Denn die Problematik scheint es ja nun schon laenger zu geben und nicht zuletzt u.a. mit dem Fehlen entsprechender Gelder zu tun zu haben!
    Gruss Claudia

  11. Anonymous 29. August 2009 um 9:31 Uhr - Antworten

    Ich kann diese Zustände nur bestätigen. Auch wir standen mit unseren beiden Mädchen (trotz vorheriger Anmeldung) über eine Stunde im Regensturm, bevor wir in der Warteschlange endlich das schützende Dach erreichten. Dort verharrten wir nochmals eine halbe Stunde, bevor wir in den winzigen Schalterraum eingelassen wurden. Und in der Tat: Jeder im Warteraum hört deutlich die Problemchen oder Umstände des anderen mit – sämtliche Daten der anderen Antragsteller könnten ohne Weiteres mitgeschrieben oder gar tontechnisch aufgenommen werden. Es war uns einfach nur peinlich zu beobachten, wie eine farbige Antragstellerin barsch abgekanzelt wurde, da sie irgendwelche Formalitäten nicht verstand. Das einzige WC verschmutzt und stinkend, überall sind technische Mängel zu sehen. Zustände wie wir sie auf unseren Reisen sonst nur in Drittewelt-Ländern kennen lernten. Eine Schande für Deutschland !

  12. Irlandwolfi 29. August 2009 um 9:01 Uhr - Antworten

    Die wirtschaftlich staerkste Nation Europas laesst Ihre Mitbuerger im Regen stehen.

    Auch eine Form von Wertschaetzung…

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