Irland im Sturm by Markus Bäuchle

Die Zeichen in Irland stehen auf Sturm

Ein kalter stürmischer Mittwochmorgen in Irland dürfte sich zu einem heißen Tag für das irische Polit-Establishment entwickeln. Vorgestern noch überstand Premier Enda Kenny im Parlament ein Misstrauensvotum, heute wird das Volk mit den Füßen über die Regierungspolitik abstimmen: Es ist der Tag ein weiteren Groß-Demonstration in Dublin gegen die landesweite Einführung von Wassergebühren.

Zwar hat die Fine-Gael-Labour-Regierung unter dem massiven Druck der Water-Tax-Gegner ihre politischen Ziele bis zur Unkenntlichkeit verwässert — doch den Leuten geht es nach 7 Jahren Austeritätspolitik, Abstrafung, Ausbeutung und Ausnutzung durch die eigenen Eliten lämgst nicht mehr um die Wassergebühren. Die aktuellen Umfragen zeigen: Es geht schlicht ums Ganze — zumindest für Irlands etablierte Parteien.

Die Regierungsparteien haben schlechte Werte wie nie zuvor und die Wähler vollziehen gerade einen für Irland bislang einmaligen Linksruck: Fast jeder dritte Ire würde heute eine linke oder lingsgerichtete Partei oder unabhängige Kandidaten wählen. Der Ruf nach einer neuen Partei ertönt laut wie nie zuvor —  die Monate der Regierung scheinen gezählt. Kein Wunder: Die Irinnen und Iren müssen seit Jahren wie niemand sonst in Europa für die Schulden der amerikanischen und europäischen Zocker-Banken geradestehen, sie haben  — aufgrund einer der Ex-Regierung von der EU im September 2008 abgerungenen totalen Bankbürgschaft — einen Großteil der europäischen Schuldenlast aus der Finanzkrise zu tragen.

Die Profiteure des irischen Trauerspiels findet man vor allem in in Banketagen und Unternehmeszentralen in Frankreich und Deutschland. Die Menschen auf der Insel fühlen sich deshalb von ihrer politischen Führung verraten und verkauft und fordern vehement wie selten zuvor einen Neuanfang. In Deutschland schlummern die vom materiellen Wohlstand eingelullten Bürgerinnen und Bürger derweil sanft weiter . . .

PS: Während das politische Klima Hitze im Winter bringt, sorgt das Wetter heute auch für einige Abwechslung: Ein schwerer Tornado auf dem Nordatlantik schickt seit gestern heftige Winde und Rekord-Wellen in Richtung der irischen Westküste. An der nördlichen Atlantikküste in den Counties Donegal, Mayo, Sligo und Clare werden heute an den Stränden Monsterwellen mit einer Höhe von weit über 20 Metern erwartet. Weil die Windgeschwindigkeiten aber voraussichtlich  nicht über 130 Stundenkilometer hinausgehen werden, muss nicht das Allerschlimmste befürchtet werden: Wetterwarnung orange!