Hier wandern wir - Wandern mit Wanderlust - Steinkreis bei Castletownbere

Derreenataggart: Ein Steinkreis bei Castletownbere

Geschichten von der Beara-Halbinsel im Süd-Westen Irlands (Teil 2)

von Peter Bernhardt* 

Heute setzen wir auf Irlandnews den Geschichten-Zyklus über das ländliche Irland an der Atlantikküste fort. Geschrieben von unserem Freund Peter Bernhardt. Peter liebt es, in der Vergangenheit zu forschen und lässt ein Stück “altes Irland” lebendig werden. Heute geht es um alte Steine und alte Orte.

Die Beara-Halbinsel ist übersät mit archäologischen Hinterlassenschaften. Über 2500 archäologische Orte sind auf dieser Halbinsel dokumentiert. Ich behaupte, das ist das best erkundete Gebiet in Irland. Immer wieder haben sich Archäologen und Geschichtsinteressierte in der Vergangenheit daran gemacht, das Erbe der Vorfahren ans Licht zu bringen. Und ganz besonders haben sich zwei Personen mit ihren Dokumentationen verdient gemacht. Daniel M. O’Brien und Connie Murphy (Foto).

Daniel war von Haus aus Bank-Manager, aber in seiner Freizeit hat er seine zwei Hobbies ausleben können: Wandern & Archäologie! Auf zahlreichen Wandertouren über die Halbinsel, von Glengarriff bis an die „Spitze“ nach Dursey, ist er so manchen menschlichen Spuren aus der Vergangenheit auf die Schliche gekommen und hat sie in schriftlicher Form festgehalten. Die Historical Society von Castletownbere hat diese Aufzeichnungen nach dem Tode von Daniel in die Hände bekommen und sie in einem Buch zusammengefaßt.

Beara Peninsula

Connie Murphy an einem mehrere tausend Jahre alten Grab in den Bergen über Glengarriff (Jahr 2010).

Der junge Lehrer Connie Murphy aus Castletwonbere wurde von Daniel O’Brien „angesteckt“ und verfiel der gleichen Leidenschaft: Wandern & Archäologie. Waren die Entdeckungen bei Daniel noch eher zufällig, so ging Connie systematisch vor. War die Schule aus und der erste Hunger gestillt, zog Connie los und erwanderte Townland für Townland. In ungezählten Gesprächen mit den ansässigen Farmern, bekam Connie interessante und wichtige Hinweise, denn diese Farmer kannten ihr Land wie die eigene Westentasche. Oft hatten sie schon Hinweise vom Vater oder Großvater bekommen, wo irgend etwas Interessantes zu finden war. Und Connie ging all diesen Hinweisen nach oder wurde vom Farmer hingeleitet. Manchmal war es ein auffälliger Stein, der so gar nicht an diese Stelle paßte. Oder ein Erdhügel in Kreisform. Connies geübtem Blick entging nichts. Schnell trennte er das wirklich Archäologische vom zufällig Natürlichen.

Bei seinen Begegnungen mit den lokalen Farmern bekam Connie neben interessanten Hinweisen auch so manche Geschichte zu hören. Waren es unerklärliche Vorkommnisse, wie etwa, dass ein Nachbar Stehende Steine von seinem Feld räumen wollte, was Unglück bringen soll. Oder ein Anderer machte sich an einem Steinkreis zu schaffen, was die Feen in Wallung brachte und dazu führte, dass der Farmer verwünscht wurde. Das konnte alles bedeuten: Ein unvorhergesehener Beinbruch! Eine Kuh starb eines unnatürlichen Todes oder brachte ein Kalb zur Welt mit zwei Köpfen!

Murphy hielt alles, was er fand und erfuhr, in einem kleinen Heft fest. Jahre später, als das GPS herauskam, war er einer der Ersten, die ein solches haben mussten. Er bekam es von seinem Sohn aus Amerika. Ab sofort wurde der genaue Standort mit dem Wander-Navi festgehalten.


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Es blieb nicht aus, daß das Department of Archaeology der Universität von Cork (UCC) auf ihn aufmerksam wurde und sich die dortigen Archäologie-Professoren für Connies Entdeckungs-Wanderungen interessierten. Connie wurde schließlich in den 90er Jahren freier Mitarbeiter des UCC. Und so begann über die Jahre hinweg ein reger Austausch von Informationen. Auch Ordnance Survey Ireland war dankbar über jeden Fund. Viele archäologische Orte, die auf den OSI-Landkarten 84 und 85 ausgewiesen sind, gehen auf Connie Murphys Entdeckungen zurück.

Schließlich wurde Connie von den Archäologen überredet, mit über 50 Jahren noch Archäologie zu studieren — was ihm auch erfolgreich gelang. 2014 wurde seine Studienarbeit sogar von der Beara Historical Society als Buch veröffentlicht: The Prehistoric Archaeology of The Beara Peninsula.

Darin sind 545 archäologische Orte beschrieben, kategorisiert in 14 Typen verschiedener Monumente: wedge tomb, cairn, cist, boulder-burial, stone row, standing stone, stone circle, ancient copper mine, fulacht fiadh, ancient field system, enclosure, hut site, rock art und anomalous site. Dem Buch beiliegend gibt es eine Landkarte, die Connie erstellt hat. Darin sind alle Fundorte verzeichnet. Das Buch mit Karte, erhältlich in Buchhandlungen und Geschäften der Region, ist für interessierte Wanderer eine große Hilfe beim Aufspüren der historisch und archäologisch bedeutsamen Orte.

Conny Murphy zeichnete diese archäologische Landkarte von der Beara Halbinsel

Connie Murphy zeichnete diese archäologische Landkarte von der Beara Halbinsel

Mehr Erkenntnisse:  Ab dem Jahr 1999 nahm William O’Brien, Archäologie-Professor in Cork (nicht verwandt und nicht verschwägert mit Daniel), mit seinen Studenten mehrere Jahre an drei Stellen auf Beara, in den Bergen von Castletownbere, in Eyeries und in Ardgroom Ausgrabungen vor.  William schrieb in der Einleitung seines Buches Local Worlds über dieses Projekt: „This is a book about early hill farmers on the south-west coast of Ireland“. Er schrieb auch: „I whish to thank….. Connie Murphy whose fieldwork over three decades opened my eyes to the potential of this peninsula…“. Ein Dank an den rührigen Connie Murphy, von dem man sagt, dass er auf Beara jeden Stein persönlich kennt.

Altes Steinkreuz Irland

Steinkreuz von Caheravart: Eines der frühesten Zeugnisse christlicher Kultur auf Beara

Wer sucht, der findet, so lautet ein Spruch. Wer sich für die Beara Peninsula interessiert, wird eine ganze Reihe von Büchern und Veröffentlichungen finden, die sich mit dieser Halbinsel beschäftigen. Viel Archäologisches, Historisches und auch Zeitloses über Menschen und Tiere, und wie sie lebten und liebten.

Auch Penny Durell darf ich in dieser Aufzählung nicht vergessen. Sie hat sich Dursey Island vorgenommen und alles zusammengetragen, was sie über diese westlichste Insel Europas herausfinden konnte. Aber das könnte eine eigene Geschichte werden . . .

Peter in Clogher 2013_IMG_1710Der Autor: Peter Bernhardt lebt seit dem Jahr 2000 in Eyeries auf der Beara Peninsula in West Cork. Bis zu seinem Ausscheiden aus seinem Arbeits-Leben war er Art Direktor und Werbeleiter. Seine Liebe zu Irland hat er 1967 auf einer 5-wöchigen Fahrradtour durch den Süden entdeckt. Danach folgten mehrere Irland-Urlaube mit Familie, bis 1987 ein altes Cottage seine Aufmerksamkeit weckte und darum warb erworben zu werden. Peters Interessen sind unter anderem Archäologie, lokale Geschichte und Storytelling

Peters Geschichten von der Beara Peninsula werden künftig regelmäßig hier auf Irlandnews erscheinen.

Fotos: Markus Bäuchle (4); Karte: Connie Murphy

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