Die Präsenz Irlands in den internationalen Medien ist kaum zu überbieten. Seit Monaten findet Irland rund um den Globus täglich Aufmerksamkeit. Die Wirtschaft am Boden, die Arbeitslosigkeit in Rekordhöhe, die Auswanderungsquote alarmierend, der Regierungschef lallend, mit schwerer Zunge, der Staat am Rande des Bankrotts. Jede Kreditaufnahme, jedes Ausgabe von Staatsanleihen, jedes neue Rating wird registriert und kommentiert.

In dieser Woche scheint das mediale Interesse für die Grüne Insel ihren Höhepunkt zu erreichen:  Wird die Anglo Irish Bank das Land tatsächlich in den Abgrund reißen? Wird die Bank, die mit gerade einmal 150 gierigen und größenwahnsinnigen Kunden ein je nach Lesart 29 bis 35 Milliarden Euro großes Loch in die Zukunft des Landes gerissen hat, Irland am Ende die Souveränität kosten? Werden die großen politischen Entscheidungen für Irland bald schon in Washington (IWF) und Brüssel (EU) getroffen?

Man sieht: Medienpräsenz ist nicht alles im großen Ringen um die Aufmerksamkeit, vor allem wenn die Nachrichten ausschließlich negativ sind. Hinter den hässlichen Debatten über die Kolateralschäden von Immobilien-Wahnsinn, Macht-Räuschen und Geld-Exzessen verblasst das Schicksal von Millionen Menschen auf der Insel, die die übel schmeckende Suppe nun schon im dritten Jahr auslöffeln sollen. Von all den Bankrott-Szenarien verdeckt wird aber auch das schöne, das positive, das andere Irland. Das Irland der Natur, der Kultur, der alten Traditionen. Das Irland der Musiker, der Schriftsteller, der Geschichtenerzähler, der Ornithologen, der Segler und der Bootswanderer, der Steinesucher und der Gipfelstürmer.

Die marode Regierung fabuliert seit Monaten von der Wiedergeburt des Landes mit Hilfe einer “Smart Economy”. Wo diese Schlauberger-Wirtschaft wächst und gedeiht, verrät sie aber nicht. Zumindest hat die Regierung erkannt, dass es nicht falsch ist, traditionell starke Wirtschaftszweige besser zu fördern. Die nun angekündigten 300.000 neuen Arbeitsplätze sollen maßgeblich im Bereich Tourismus entstehen. Wie bleibt allerdings unklar.

Wie haben die Schagzeilen der vergangenen zwei Jahre eigentlich die Wahrnehmung von Irland in Kontinental-Europa verändert? Was assoziieren Deutsche, Schweizer, Österreicher heute mit “Irland”, “Grüne Insel” oder “Emerald Isle”? Welche Bilder entstehen im Kopf, wenn vom Reiseziel Irland die Rede ist?

Wie denkst Du über Irland, jetzt, hier, im Moment?